Angeklagter vor Gericht
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Chronik

Zweimal vor Gericht wegen Mordkomplotts

Ein 54-Jähriger, der bereits zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er die Ermordung seines Ex-Schwiegersohns in Auftrag gegeben hatte, ist wegen eines weiteren Mordkomplotts vor Gericht gestanden. Das Verfahren wurde vertagt.

Auf den Ex-Schwiegersohn wurde am 20. November 2018 gegen 3.00 Uhr in der Früh vor dessen Wohnung in Ottakring mit einer Eisenstange eingeschlagen. Der Angegriffene erlitt schwerste Kopfverletzungen. Er wurde noch an Ort und Stelle von einem Notarzt in künstlichen Tiefschlaf versetzt, ehe er in eine Spital überstellt werden konnte. „Es war eine medizinische Höchstleistung, dass er überlebt hat“, meinte Staatsanwältin Kerstin Wagner-Haase dazu nun im Großen Schwurgerichtssaal.

Erster Schuldspruch wurde reduziert

Obwohl bis heute nicht feststeht, wer den Anschlag durchgeführt hat – die oder der Täter konnten bisher nicht ermittelt werden – ist gesichert, dass der Plan dazu vom früheren Schwiegervater des Opfers ausging. Dieser wurde wegen versuchter Bestimmung zum Auftragsmord im vergangenen Herbst vom Wiener Landesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Oberste Gerichtshof (OGH) bestätigte in weiterer Folge den Schuldspruch, die Strafe wurde jedoch auf 20 Jahre reduziert.

Das Motiv für das Mordkomplott war laut rechtskräftigem Urteil der Versuch, die verletzte Familienehre wiederherzustellen. Der Ex-Schwiegervater – ein gebürtiger Türke – hatte die Ehe seiner Tochter arrangiert, doch deren Mann wandte sich von dieser ab und ging anderweitig eine Beziehung ein – ausgerechnet mit der Frau, die der türkische Familienvater für seinen Sohn gefunden hatte. Diese Demütigung war zu viel für den 54-Jährigen. Er trachtete dem Ex-Schwiegersohn nach dem Leben und suchte nach einem Killer.

30.000 Euro für Auftragskiller gezahlt

Nach dem erstinstanzlichen Abschluss des ersten Prozesses gegen den 54-Jährigen wurde bekannt, dass der Familienvater über einen seiner Angestellten angeblich schon im September 2018 nach einem Mörder für seinen Ex-Schwiegersohn suchen hatte lassen. Der 54-Jährige – er betrieb eine Baufirma – habe seinen Polier beauftragt, nach einem geeigneten Mann Ausschau zu halten, meinte die Staatsanwältin. Das habe ausgerechnet der Sohn des Poliers später zugegeben, der laut Anklage in Bosnien einen Bekannten ansprach, der dann tatsächlich nach Wien reiste.

Er soll den Ex-Schwiegersohn des 54-Jährigen drei Tage lang observiert und eine Anzahlung für die Bluttat entgegengenommen haben, ehe er kalte Füße bekam und unverrichteter Dinge nach Bosnien zurückkehrte. Im nunmehrigen Prozess bekannte sich der 54-Jährige zum Vorwurf, ein weiteres Mordkomplott geschmiedet zu haben, „nicht schuldig“. Danach hüllte er sich in Schweigen. „Er macht von seinem Recht Gebrauch, nicht auszusagen“, teilte sein Verteidiger Werner Tomanek mit.

Mitangeklagten belasteten sich gegenseitig

Die beiden Mitangeklagten – der frühere Angestellte des Erstangeklagten und dessen Sohn – belasteten sich gegenseitig. Der 58-Jährige erklärte, er habe mit der Sache gar nichts zu tun. „Er hat kein Motiv“, betonte sein Verteidiger Normann Hofstätter. Die Anschuldigungen des Sohnes erklärte Hofstätter damit, dass dieser auf seinen Vater nicht gut zu sprechen sei. „Seine eigene Familie hat ein Interesse, dass er längere Zeit hier (im Gefängnis, Anm.) bleiben wird“, meinte Hofstätter hinsichtlich seines Mandanten.

Der 28-jährige Sohn behauptete, sein Vater habe ihn angerufen und gebeten, in Bosnien wen „zum Geldeintreiben“ aufzutreiben. Dass ein Mordanschlag geplant war, habe er nicht gewusst. Der Prozess ist am Donnerstagnachmittag auf den 28. September vertagt worden. Das Schwurgericht will weitere Zeugen hören.