Corona-Test der Firma Lead Horizon bei der Drogeriekette BIPA
APA/Robert Jäger
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Chronik

Neuer Coronavirus-Test im Drogeriemarkt

Ab Mittwoch sind in BIPA-Filialen Coronavirus-Tests des Wiener Start-Ups „Lead Horizon“ erhältlich. Der Test kann nicht missbräuchlich verwendet werden, wurde bei der Präsentation versichert.

Das Gesundheitsministerium hatte vor kurzem darauf hingewiesen, dass die PCR-Tests wegen fehlender Überwachung behördlich nicht anerkannt sind. Auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres zeigte sich gegenüber „Wien heute“ skeptisch: „Es gilt nicht als offizieller Test, vor allem wenn er negativ ist, kann man den Test nicht verwenden, um etwa Grenzen zu übertreten.“ Dem widersprachen am Dienstag bei der Präsentation der Entwickler „Lead Horizon“ und Vertreiber BIPA.

Laut „Lead Horizon“-Mitbegründer Christoph Steininger muss der Anwender für eine Zertifizierung des Tests eine Web App öffnen und eine Personenidentifizierung durchführen. Über eine Kamera – entweder über Handy, PC oder Laptop – muss sich der Getestete mit einem Lichtbildausweis im Bild zeigen. Zudem wird er mit der Kamera bei der einminütigen Rachenspülung gefilmt. All das wird in der App schlussendlich hochgeladen.

BIPA-Geschäftsführer Thomas Lichtblau und der Virologe und Mitbegründer von Lead Horizon – Christoph Steininger
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Der Test kann nicht missbräuchlich verwendet werden, versichern Thomas Lichtblau (links) und Christoph Steininger

Zertifikat auch für Grenzkontrollen

Das Video dient dem Labor zur Feststellung der Identität. „Das war von Anfang in der Planung“, sagte der Virologe, der von einer Entwicklung der Test-Box innerhalb von acht Wochen berichtete. Die Aufnahmen werden auch nach Erhalt des Testergebnisses auf einem Zertifikat abgedruckt, um sich bei einer Kontrolle – etwa durch Grenzbeamte – identifizieren zu können.

Eine Salzlösung muss nun eine Minute lang mit geschlossenem Mund gespült werden, um sie nicht mit Aerosolen aus der Umgebung zu kontaminieren, danach wird sie in das Proberöhrchen gespuckt. Das versiegelte Proberöhrchen kommt zurück in die Box. Innerhalb von drei Stunden sollte das Test-Kit zur Post gebracht werden. Sobald die Schachtel im Labor angekommen ist, steht das Testergebnis laut Steininger innerhalb von 24 Stunden fest. Dazu arbeite er mit einer Handvoll Labors in ganz Österreich zusammen, die diese Testkapazitäten erfüllen können.

Positive Tests werden an Behörden gemeldet

Mit dem Verfahren Polymerase-Ketttenreaktion (PCR) lassen sich selbst kleine Virenmengen nachweisen. „Wir bitten aber jeden, der Symptome hat, nicht zum BIPA zu gehen und das Test-Kit zu kaufen, sondern die Gesundheitsbehörden zu informieren“, sagte Steininger. Weder das Test-Kit noch die Proben müssen gekühlt werden.

Der Virologe will mit den Heim-Test „eine Lücke in der Testlogistik“ schließen. Die Beprobung sei vor allem schmerzfrei. Bisher gebe es drei Arten: den Nasenabstrich, den Rachenabstrich und die Rachenspülung. Für Steiniger sei die Spülung die angenehmste Gewinnung einer Probe.

Erbringen die Drogerie-Tests ein positives Testergebnis, sind die auswertenden Labors laut Epidemiegesetz verpflichtet, diese an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde zu melden. Einen positiven Corona-Test zu verschweigen, ist somit nicht möglich.

Streit um Anerkennung von Corona-Tests

In Supermärkten, Apotheken und Drogeriegeschäften können immer mehr Corona-Tests gekauft werden. Die Ärztekammer warnt davor. Die Tests kosten um die 100 Euro, und dienen etwa nicht dazu eine Quarantäne abzubrechen. Ob sie für Auslandsreisen gültig sind, wird diskutiert.

BIPA-Mitarbeiter auf Tests geschult

„Wir wollten einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Coronavirus leisten“, sagte Thomas Lichtblau, Sprecher der BIPA-Geschäftsführung. Jede Filiale wird bis Ende Juli an die zehn Tests bekommen. Danach werde man die Nachfrage beobachten, so Lichtblau. Auch die Mitarbeiter von BIPA wurden für Fragen der Kunden zum Corona-Test geschult. Insgesamt werden die Tests in 500 Filialen der Drogeriekette erhältlich sein. Auch online kann die 129 Euro teure Box mit allen dafür benötigten Utensilien erworben werden.

Neben BIPA bietet auch die Drogeriekette dm Coronavirus-Tests an. Dort wurde allerdings bereits angekündigt, dass diese kein Ersatz für behördliche PCR-Testungen seien, die bei spezifischen Berufsgruppen und medizinisch indizierten Fällen vorgenommen werden.

Drei weitere Infektionen in Kirche

In der serbisch-orthodoxen Kirche in Wien sind drei weitere Infektionen mit dem Coronavirus diagnostiziert worden. Die Zahl der positiven Testungen dort erhöht sich somit auf zehn. Ob es sich bei den neuen Fällen um Mitarbeiter, Angehörige oder Messbesucher handelt, ist vorerst nicht bekannt. Zuletzt waren vier Priester und deren Familienangehörige infiziert worden. Betroffen sind zwei Kirchenstandorte in Wien, die inzwischen geschlossen wurden.

Bei der Wirtschaftskammer Wien blieb die Zahl unverändert. Es gibt fünf Fälle. Betroffen ist dort der Bereich Reinigungsdienst.

32 Neuinfektionen in Wien

Der Großteil der Ansteckungen findet in Wien im Familienverband statt. Die Gesamtzahl an Infektionen ist in den vergangenen 24 Stunden wieder nach oben geklettert – um 32 Fälle. Insgesamt wurden in Wien bisher 4.604 Erkrankungen bestätigt. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt unverändert 202. Insgesamt 3.941 Personen sind wieder genesen.