„Die Comicbranche erholt sich langsam vom Coronavirus-Schock. Einerseits haben die Ausgangsbeschränkungen natürlich zu Einbrüchen beim Verkauf geführt, da die Leute einfach nicht in die Comicshops gehen konnten und eher auf Onlineeinkäufe umgestiegen sind“, erklärte Harald Havas, Autor und Erfinder der „Austrian Superheroes“, einer österreichischen Superhelden-Comicreihe.
Das Problematischere sei aber, dass aufgrund der Coronavirus-Maßnahmen sämtliche Messen, Tauschbörsen und Events abgesagt worden sind. Sowohl die traditionelle Vienna Comix als auch mehrere Manga- und Anime-Veranstaltungen wie die AniNite wurden auf nächstes Jahr verschoben. Aber auch kleinere Aktionen wie der „Gratis Comic Tag“ konnten im Frühling nicht stattfinden.
Branche vor Coronavirus „besser unterwegs denn je“
„Viele Händler, aber auch viele Künstler und Verlage wie wir mit unseren österreichischen Superhelden machen bei diesen Messen erhebliche Umsätze, die dadurch natürlich komplett weggefallen sind“, sagte Havas. Dafür sei die Branche davor besser denn je unterwegs gewesen: „Es gibt immer mehr Geschäfte, immer mehr Veranstaltungen und immer mehr Eigenpublikationen. Man kann nur hoffen, dass sich das nach der Krise wieder fortsetzt.“
Havas hat die „Austrian Superheroes“ 2016 ins Leben gerufen. „Als nach der Jahrtausendwende Superhelden wieder ein großes Thema wurden und es auch immer mehr heimische, eigene Manga-Produktionen gab, dachte ich mir, warum nicht auch hiesige Superhelden? Also, ernst gemeinte Figuren wie Peter Parker oder Bruce Wayne, aber in einem heimischen Setting mit einem österreichischen beziehungsweise Wiener Einschlag. Und so entstanden eben Captain Austria, Lady Heumarkt, das Donauweibchen oder der Bürokrat.“
Ausfall von Comicmessen „tut weh“
Günther Polland besitzt seit 1986 die Comic-Galerie in der Albertgasse in der Josefstadt. Dort gibt es einen riesigen Bestand an verschiedensten Comics, von Mangas über bekannte Comics wie „Tim und Struppi“ bis hin zu US-Klassikern wie „Batman“, „Spiderman“ und „Star Wars“. Der Comicladenbesitzer macht durch die Coronavirus-Pandemie ein Drittel weniger Umsatz als vorher.
Das sei aber gar nicht so schlimm, ihm sei bewusst, dass es anderen Branchen noch viel schlechter gehe. Jedoch tut auch ihm der Ausfall fast aller Comicmessen und Anime Conventions besonders weh: „Das ist immer die Chance, neue Fans für Comics oder Mangas zu begeistern. Und auch manche arrivierten Sammler aus den Bundesländern decken ihren Bedarf zu einem großen Teil auf Messen ab.“

Mehr Versand und Boom von Trading Cards
Polland probiert das nun durch mehr Versand auszugleichen. „Aber da müssen sich die Leute erstmal melden. Zu diesem Zweck verschicke ich monatlich per Mail einen Mangaworld-Newsletter mit allen wichtigen Infos, der gerne bei mir angefordert werden kann.“ Der Versand sei aber natürlich um einiges aufwendiger, als wenn die Kundinnen und Kunden direkt ins Geschäft kommen.
Was dem Comicladenbesitzer über die Coronavirus-Krise außerdem sehr hinweggeholfen hat, sind alte Trading Cards, also Sammelkarten, aus den 90er Jahren. Vor allem Pokemon-, Magic- und Basketballkarten seien sehr beliebt: „Teilweise wird das auch durch Netflix befeuert wie die Michael-Jordan-Doku. Die ersten Karten davon haben schon wirklich gewaltige Sammlerpreise, die auch jeden Monat teurer werden.“
Vienna Comic Con im November als Neustart
Die Vienna Comic Con ist für den 21. und 22. November in der Messe Wien vorgesehen. „Mit der Durchführung der Vienna Comic Con leisten wir einen großen Anteil, um im Spätherbst noch einen starken Impuls am Ende des Jahres bzw. vor dem Weihnachtsgeschäft setzen zu können und so der Branche einen guten Rertart zu ermöglichen“, so Florian Schermann, der Vertriebsleiter der Comic Con. Ob die Comic Con allerdings bei jährlich circa 26.000 Besucherinnen und Besuchern in Zeiten der Coronavirus-Krise stattfinden kann, ist noch offen.