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Politik

Kritik: Integrationsstudie als „Wahlkampfmaterial“

Scharfe Kritik gibt es an einer Studie des Integrationsfonds zu sozialen Brennpunkten in Wien. Laut dem Sozialforscher Günter Ogris gebe es viele schwere Fehler bei der Erstellung der Studie. Er sieht sie als „Wahlkampfmaterial für eine Propaganda-Abteilung“.

Für die Studie im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) wurden 1.000 Personen in Wien online befragt. Kern-Ergebnis: 70 Prozent sagen, dass es soziale Brennpunkte in der Stadt gibt, an denen vor allem Gewalt aber auch Drogensucht und Alkoholmissbrauch von den Befragten wahrgenommen wurden – mehr dazu in Studien sehen Parallelgesellschaften bestätigt.

Sozialforscher Ogris vom Sora-Institut stört vor allem, dass der Begriff sozialer Brennpunkt schon in der Frage vorhanden war: „Wenn man fragt, welche Probleme gibt es bei den sozialen Brennpunkten, dann kommt Gewalt natürlich ganz oben vor, weil das Wort verführt dazu, an Gewalt zu denken. Das ist irreführend und verzerrend“, so Ogris im „Wien heute“-Interview.

Kritik an Studie

An einer Studie des Integrationsfonds zu sozialen Brennpunkten in Wien gibt es scharfe Kritik.

Sozialforscher vermisst „ausgewogenes, differenziertes Bild“

Präsentiert wurde die Studie am 14. Juli vom Integrationsfonds und ÖVP-Integrationsministerin Susanne Raab und Sozialwissenschaftler Rudolf Bretschneider. Festgehalten wird unter anderem in dem Papier auch, dass 80 Prozent eine „gesellschaftliche Abschottung durch Parallelstrukturen von zugewanderten Personen“ wahrnehmen.

Wissenschaftlich sieht Ogris die Studie insgesamt unhaltbar: „Es sind wesentliche Grundsätze, nämlich die einer exakten Sprache, die eines ausgewogenen und differenzierten Bildes, das der Realität gerecht wird, nicht beachtet worden. Es macht den Eindruck, als wäre es sozusagen Wahlkampfmaterial für eine Propagandaabteilung.“

ÖIF: „Studie nach wissenschaftlichen Regeln durchgeführt“

Vom Österreichischen Integrationsfonds wollte sich niemand in einem Interview vor der Kamera äußern. In einer schriftlichen Mitteilung wird betont: „Die Vorwürfe entbehren jeder Grundlage. Der Forschungsbericht wurde nach allen Regeln der Wissenschaftlichkeit durchgeführt.“ Konstruktive Kritik sei die Grundlage für einen sachlichen Diskurs. Von „haltlosen Verunglimpfungen“ hingegen profitiere das Zusammenleben nicht, so der Intergrationsfonds.

In der Stadt Wien heißt es aus dem Büro von Integrations-Stadtrat Czernohorsky, dass die Studie zu wenig Fakten basiert sei – man verlasse sich auf eigene Daten-Erhebungen, wie etwa den sogenannten Integrationsmonitor.