Über drei Stockwerke erstreckt sich die privat geführte Bibliothek. Ihr Leiter ist Helmuth Mommers, Herausgeber, Übersetzer und Autor von Science-Fiction-Kurzgeschichten. Sein Ziel ist es, den gesamten deutschsprachigen Bestand an Science-Fiction-Literatur zu sammeln. Momentan reichen die Exemplare bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts zurück. „Die Grundidee ist, dass wir diese Schätze der Vergangenheit hüten. Damit man auch noch in Zukunft nachschauen und nachlesen kann, wie sich das alles entwickelt hat“, erklärt Mommers.
Neben Büchern gibt es auch etwa 3.000 Filme und Hörbücher. Seit der Eröffnung im Jahr 2011 wurde der Bestand laufend erweitert. Alle Werke stammen aus Spenden von Verlagen und Privatpersonen. Der Verleih ist kostenlos und auf Wien und die nähere Umgebung ausgerichtet. Nach einer einmaligen Registrierung erhält man einen Bibliotheksausweis, es gibt aber keine Aufnahme- oder Mitgliedergebühr.
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Ein großer Teil des Bestands umfasst auch Fantasy. Dieses Genre würde laut Mommers gerade besonders boomen. Dies habe seine Gründe: „In den Nachkriegsjahren waren alle technologiegläubig und haben gehofft, möglichst rasch den Weltraum bezwingen zu können. Alle haben gedacht: Die Zukunft gehört uns, alles wird wunderbar. Als sie gemerkt haben, dass das nicht so ist, und aus Utopien immer mehr Dystopien wurden, haben sie sich in eine nicht reale Welt geflüchtet.“
„Science Fiction ist nicht nur der Weltraum“
Fantasy ist also die Fluchtliteratur von heute. Science Fiction hingegen eilt der Zeit voraus, es geht um zukünftige Entwicklungen in Bezug auf Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft. „Es ist realitätsbezogen. Also so unwirklich es auch ist, man versucht es möglichst real darzustellen, sodass es glaubhaft ist“, so Mommers. Charakteristisch für Science Fiction sind die ferne Zukunft, fremde Zivilisationen und Raumfahrtthemen.
Für den Bibliotheksleiter ist das besondere an Science Fiction, dass es sehr breit gefächert ist. „Science Fiction ist eben nicht nur der Weltraum, so großartig er auch ist. Science Fiction sind Gesellschaftsutopien und jede Menge Dystopien, etwa George Orwell mit ,1984'. Auch Marc Elsbergs Bücher, vor allem ,Zero’, sind wunderschöne, zukunftsnahe Sciene Fiction“, zeigt sich Mommers begeistert.
Viele Klassiker und Pulps
In der Villa Fantastica finden sich außerdem 10.000 englischsprachige Originale – darunter Klassiker wie Star Wars, Star Trek und Perry Rhodan, und auch viele Pulps. Diese Zeitschriftenmagazine bestehen aus billigem holzhaltigen Papier und waren vor allem in den USA der 30er bis 50er Jahre beliebt. „Das Pulp war das sogenannte Groschenheft, weil sich das gebundene Buch nur wenige Leute leisten konnten“, so Mommers. Als sich die Menschen dann Taschenbücher leisten konnten, ging der Bedarf an Pulps wieder zurück.
Perry Rhodan ist die längste Science-Fiction-Serie der Welt, die seit rund 60 Jahren wöchentlich erscheint. Insgesamt sind bisher über 3.000 Hefte veröffentlicht worden. „In meiner Schulzeit war das für die jungen Leute das, was heute das Internet ist. Früher gab es in jeder Klasse einen Perry-Rhodan-Club. Heute liest das eher die ältere Generation. Die Jüngeren kennen das gar nicht mehr“, erzählt Georg Pestal, Mitarbeiter in der Villa Fantastica.
Wegen der langen Schließung während des Lockdowns hat die Bibliothek keine Sommerpause, geöffnet ist jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Normalerweise finden auch immer wieder Lesungen und Veranstaltungen statt, vorerst sind aber keine geplant.