Wiener AMS-Chefin Petra Draxl im „Wien heute“-Studio
ORF
ORF
Wirtschaft

AMS-Chefin: „Arbeitslosigkeit steigt ab Herbst“

Die Coronavirus-Pandemie hat weiter starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In Wien sind aktuell mehr als 172.000 Menschen arbeitslos – um über 31 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. Das AMS Wien rechnet mit einem weiteren Anstieg im Herbst und fordert mehr Personal.

„Wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit ab Herbst wieder steigen wird. Das ist ja auch traditionell so, dass die Winterarbeitslosigkeit höher ist. Im heurigen Jahr sind wir jetzt glücklich, dass es seit April einen Rückgang von 25.000 Arbeitslosen gibt, wir gehen aber davon aus, dass es wieder zu einem Steigen kommt. Und ich hoffe, dass wir nicht mehr dahinkommen, wo wir schon waren“, sagte die Wiener AMS-Chefin Petra Draxl im „Wien heute“-Interview.

Draxl begrüßt die Verlängerung der Kurzarbeit ab Herbst. Sie fordert aber auch mehr Personal für das AMS. „In Wien bräuchten wir 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr, damit wir das mehr an Menschen gut beraten und die Kurzarbeit gut abwickeln können“. Das AMS sei mitten in Verhandlungen um 350 zusätzliche Mitarbeiterund Mitarbeiter, so Draxl. „Und wir hoffen doch, dass Bewegung in diese Diskussion kommt.“

Studiogast: Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien

In absoluten Zahlen waren im Juli 153.174 Personen als arbeitslos vorgemerkt. U.a. darüber spricht Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien.

„Zukunftsfonds“ für Jugendliche in Diskussion

Traditionell sind besonders ältere und junge Personen betroffen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt. „Für Jugendliche und junge Menschen sind wir mit der Stadt, mit dem WAFF gemeinsam, schon länger in Verhandlungen, dass wir die Maßnahmen ausbauen. Auf Bundeseben wurde die überbetriebliche Ausbildung ausgeweitet und auf Wiener Ebene soll es eine Zukunftsstiftung geben“, sagte Draxl. So soll jungen Menschen bis 25 Jahre ermöglicht werden, dass sie noch Ausbildungen nachholen können, sagte die Wiener AMS-Chefin.

Juli-Arbeitslosenzahlen um fast ein Drittel höher

Die Zahl der beim AMS Wien als arbeitslos vorgemerkten Personen stieg im Juli im Jahresvergleich um fast 41 Prozent an, wurde am Montag bekanntgegeben. In absoluten Zahlen waren im Juli 153.174 Personen als arbeitslos vorgemerkt. Die Zahl der AMS-Kundinnen und Kunden in Schulungen sank im Jahresvergleich um 15,1 Prozent auf 18.912. Die Summe beider Gruppen wurde somit um 31,1 Prozent größer. Gegenüber dem Vormonat sind in Wien 6.700 Menschen weniger auf Jobsuche.

Qualifizierungsmaßnahmen im Fokus

Nach Branchen betrachtet ist der Tourismus das größte Sorgenkind in der Stadt. In der Warenproduktion stieg die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 33,4 Prozent, im Handel um 37,1 Prozent, im Bau um 44,7 Prozent. Stark stieg die Zahl der Über-50-jährigen Arbeitslosen an – um 31,3 Prozent, die der Unter-25-Jährigen um 24,4 Prozent (inklusive derer in Schulung).

„Das neue Corona-Arbeitsmarktpaket der Bundesregierung und die damit verbundenen Mittel kommen zur richtigen Zeit. Wir können nun unsere Aktivitäten für Qualifizierung und Upskilling verstärken, vor allem in Nachhaltigkeit und state-of-the-art Methoden“, sagte Draxl.

Juli-Arbeitslosenzahlen um ein Drittel höher

Die Wirtschaftskrise wegen der Coronavirus-Pandemie hat weiterhin starke Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In Wien sind aktuell mehr als 172.000 Menschen arbeitslos gemeldet – um über 31 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres.

„Gut aufgestellt bei Abwicklung der Kurzarbeit“

Auch die Einigung der Sozialpartner zur Kurzarbeit III begrüßt das AMS Wien. „Wir sind mittlerweile sehr gut aufgestellt bei der Abwicklung der Kurzarbeit“, so Draxl. Das AMS Wien genehmigte bis dato rund 37.000 Kurzarbeitsprojekte. Mehr als 275.000 Arbeitskräfte gingen bisher insgesamt in Kurzarbeit, aktuell sind es inzwischen weniger als 92.000. 94 Prozent der eingegangenen Abrechnungen wurden inzwischen erledigt. „Fast 100 Prozent“ aller in Kurzarbeit und fast jeder oder jede zweite Arbeitsuchende haben laut Draxl mittlerweile ein eAMS Konto.