CEO Alexis von Hoensbroech (l.) und CFO Wolfgang Jani bei einer Pressekonferenz der AUA
APA/Roland Schlager
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Wirtschaft

450 Mio. Euro Staatshilfe für Fluglinie AUA

Durch die Coronavirus-Krise verzeichnet die AUA allein im zweiten Quartal einen Verlust von rund 101 Millionen Euro. Die Staatshilfe für die Fluglinie soll in den nächsten Wochen fließen, so AUA-Finanzchef Wolfgang Jani.

Ausständig für den Geldfluss sei noch das Okay des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Es geht um 450 Millionen Euro, davon sind 300 Millionen Euro ein staatlich garantierter Kredit und 150 Millionen Euro ein Zuschuss, der nicht zurückgezahlt werden muss.

In Summe gibt es ein 600 Millionen schweres AUA-Rettungspaket. Die 150 Millionen Euro des Eigentümers Lufthansa sind, wie Jani sagte, im Juli geflossen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte am Donnerstag in Frankfurt, die Lufthansa habe informelle Signale, dass der WSF den Staatshilfen von Österreich, der Schweiz und Belgien für AUA, Swiss und Brussels Airlines zustimmen wird.

AUA in Turbulenzen

Durch die Coronavirus-Krise verzeichnet die AUA allein im zweiten Quartal einen Verlust von rund 101 Millionen Euro. Die Staatshilfe für die Fluglinie soll in den nächsten Wochen fließen, so AUA-Finanzchef Wolfgang Jani.

600 Millionen Euro sollen reichen

Jani gab sich überzeugt, dass die 600 Millionen Euro für die AUA reichen werden. Das Hilfspaket sei „keine Papierdeckelrechnung“, sondern wohl der „meistgeprüfte Businessplan der Republik der letzten Jahre“.

Vorstandschef Alexis von Hoensbroech sprach von historisch schlechten Quartalszahlen und kündigte weitere Verluste an. Die AUA beförderte im zweiten Quartal nicht mehr als 53.000 Passagiere. „Das haben wir in guten Zeiten normalerweise in eineinhalb Tagen“, sagte eine AUA-Sprecherin auf APA-Anfrage. Im zweiten Quartal 2019 waren rund vier Millionen Menschen mit der AUA geflogen. Bis zu einer Normalität werde es noch länger dauern. Die AUA erwartet, erst im Jahr 2023 80 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht zu haben.

Fahnen vor dem AUA Headoffice in Schwechat
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AUA schrieb Verlust von 100 Millionen Euro

Flüge ans Mittelmeer laufen gut

Es gebe zwar Nachfrage, aber auf geringem Niveau, und das Buchungsverhalten sei sehr kurzfristig. Gut laufen würden die Flüge zu Urlaubsdestinationen am Mittelmeer, etwa in Griechenland. „Wir sehen, dass sich viele Österreich entscheiden, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die Füße“, so Hoensbroec.

Kritik übte der AUA-Chef an den kaum zu durchschauenden Reiseregeln. Allein in Österreich gebe es zu Coronavirus-Test-Vorlage, Heimquarantäne und Einreiserlaubnis unterschiedliche Regelungen für Umsteiger, Drittstaatenangehörige und Staatsbürger sowie etliche Ausnahmen. „Dazu kommen noch die wechselnden Regeln der 60 Ziele, die wir anfliegen“, schilderte Hoensbroech.

Kostenerstattungen für Kunden bis Ende August

Zu den zögerlichen Ticketrückerstattungen sagte Hoensbroech, dass mit Juli bereits drei Viertel der Fälle abgearbeitet seien. Ende August sollen die Erstattungen erledigt sein. Man habe im Juli 50 Millionen Euro an Kunden zurückgezahlt, im August werde es nochmals ein zweistelliger Millionenbetrag sein. Eigentlich sind Airlines gesetzlich verpflichtet, das Geld für ausgefallene Flüge innerhalb von sieben Tagen zu ersetzen. In der Coronavirus-Krise hat sich fast keine Airline daran gehalten.

Eine weitere Forderung gibt es vom Vorstandschef bezüglich der Reisen in die USA. Derzeit dürften weder Amerikaner in Europa einreisen noch Europäer in den USA. Er plädierte für ein internationales, flächendeckendes Testprogramm zu moderaten Preisen. „Wer gesund ist und nicht ansteckend, soll reisen dürfen.“

Stellenabbau steht ins Haus

In den nächsten Jahren steht bei der AUA so wie bei vielen anderen Airlines ein Stellenabbau ins Haus. Bis 2022 soll die Zahl der Mitarbeiter von rund 7.000 vor der Krise um 1.100 sinken. Bis Ende Juni sank die Zahl durch die natürliche Fluktuation bereits auf 6.756. Vorerst sind keine Kündigungen geplant. Das wäre auch nicht möglich, weil alle Mitarbeiter in Kurzarbeit sind und deshalb vor Kündigungen geschützt sind. Die AUA geht davon aus, die Kurzarbeit noch länger zu brauchen. Erst danach werde entschieden, ob im Zuge des Sparkurses auch Mitarbeiter gekündigt werden.