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Gesundheit

Kaum Antikörpernachweise unter Schülern

Laut dem vorläufigen Ergebnis einer großangelegten Covid-19-Studie in Wien weisen Kinder kaum Antikörper auf. Von 2.000 getesteten Volksschülerinnen und Volksschülern hatten lediglich 26 positive Antikörpernachweise.

Vor allem bei den unter Zehnjährigen habe man es mit „verschwindend wenigen Kindern mit einem positiven Antikörpernachweis“ zu tun, sagte Kostudienleiter Thomas Frischer, Mediziner an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Wilhelminenspital in Wien-Ottakring.

Man dürfe nicht vergessen, dass davon auszugehen ist, dass nach einer Infektion über Monate hinweg Antikörper nachweisbar sind. Demnach handelt es sich auch nicht um eine Momentaufnahme der Infektionen zum Testzeitpunkt wie beim PCR-Test, der im Rahmen der Studie zweimal positiv ausfiel, wie bereits Anfang Juli bekanntwurde.

Kinder „keine großen Virenschleudern“

Bei derart wenigen kleinen Kindern, die in den Monaten vor der Testung nachweislich Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Virus hatten, könne man nicht sagen, „dass die die großen Schleudern der Infektion sind. Wir können das aus unseren Daten nicht herauslesen“, so Frischer, der im September mit Endergebnissen der Studie rechnet.

Ausständig sind noch die Auswertungen der begleitenden Fragebögen, die etwa auf Risikofaktoren hinweisen oder darüber Auskunft geben könnten, wo sich die Kinder angesteckt haben. Trotzdem könne man schon jetzt die Schlussfolgerung ziehen, „dass vor allem im Grundschulalter Kinder keine nennenswerte Quelle dieser Infektion darstellen können“.

Unterscheidung zu Grippe ab Herbst schwierig

Der Kinderarzt hat die Erhebung zusammen mit Zsolt Szepfalusi von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Medizinischen Universität (MedUni) Wien im Mai initiiert. Über die Bildungsdirektion Wien ergingen Einladungen zur Teilnahme an Schüler aus der Bundeshauptstadt. Die Stichprobe sollte möglichst die gesamte Population der rund 240.000 Wiener Schulkinder gut abbilden.

Aufgrund der Tatsache, dass neben PCR-Tests auch auf Antikörper getestet wurde, lässt die Studie auch Rückschlüsse über die bisherige Durchseuchung innerhalb der untersuchten Gruppe zu. Wie sich die Situation im Herbst an Schulen darstellen wird, könne man zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht beurteilen. Dass im Zuge fallender Temperaturen auch andere Erkrankungen breiter auftreten werden, ist klar. Hier werde die Unterscheidung dann schwierig, denn besonders in der Pädiatrie habe eine Covid-19-Infektion „keine typische Symptomatik“, erklärte Frischer.

Theoretisch könnte jeder Infekt mit Fieber Covid-19 sein, „aber wie gesagt: Es ist sehr, sehr selten. Wir haben in Wien nur vereinzelt kranke Kinder gehabt.“ Im Wilhelminenspital habe man bisher jeweils erst eine Handvoll junge Patienten mit Covid-19 stationär oder ambulant behandeln müssen. Keiner davon sei wirklich schwer erkrankt gewesen.

Forderung nach genügend Tests

Wenn es im Verlauf des Herbstes zunehmend schwieriger wird, Coronavirus-Verdachtsfälle etwa von Grippeerkrankungen zu unterscheiden, bestehe Gefahr, „dass man durch übertriebenes Absondern und Isolieren dann andere Kinder mit schwerwiegender Infektion nicht zeitgerecht behandeln kann“, befürchtete Frischer.

Hier werde besonders deutlich, wie sehr es genügend Tests braucht, deren Ergebnisse möglichst innerhalb weniger Stunden da sind, „sodass man keine verzögerten Therapien bei Kindern riskiert, die keine Covid-Infektion haben“.