Team Strache Kandidaten
APA/Helmut Fohringer
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Politik

Demo-Sager: AUA kündigt TS-Kandidatin

Die 24-jährige Christina Kohl, die für das Team Strache (TS) bei der Wien-Wahl kandidiert, ist nach umstrittenen Aussagen auf Demos von ihrem Arbeitgeber – der AUA – gekündigt worden. Das Verhalten der Flugbegleiterin sei „unentschuldbar“, hieß es am Donnerstag.

„Kurz muss weg“, „Soros muss weg“, „Rothschild muss weg“: Mit Sätzen wie diesen fiel Christina Kohl, 17. auf der TS-Liste, in einem Demovideo und in der Öffentlichkeit auf. Kohl war erst am Dienstag als TS-Kandidatin für die Landtags- und Gemeinderatswahl präsentiert worden. Fast unmittelbar nach der Bekanntgabe der Kandidatur kursierte in den Medien das Video, das Kohl bei einer Demonstration in Wien zeigt.

AUA nennt „antisemitische Äußerungen“ als Grund

Ein Sprecher der AUA bestätigte Donnerstagmittag Medienberichte, dass Kohl keine Mitarbeiterin der Fluglinie mehr sei. Zu den „genauen arbeitsrechtlichen Maßnahmen“ konnte der Sprecher aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht Stellung nehmen. Ihm sei aber wichtig festzuhalten, dass es keinen Zusammenhang mit Kohls Kandidatur für das Team Strache gebe. „Der Grund sind die antisemitischen Äußerungen im Video, das in den Medien kursiert.“

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Christina Kohl (3. v. r.) am Dienstag bei der Präsentation der Landesliste-Kandidatinnen und -Kandidaten auf dem Kahlenberg

In einem der Tageszeitung „Kurier“ vorliegenden Schreiben des AUA-Personalchefs heißt es wörtlich: „Eine Mitarbeiterin von Austrian Airlines hat im Rahmen ihres politischen Engagements öffentlich antisemitische Äußerungen getätigt. Unsere ganz klare Aussage dazu lautet wie folgt: Wir sind ein international tätiges Unternehmen, das im Rahmen seines Geschäftszweckes Grenzen überwindet. Hier müssen wir jedoch eine ganz klare Grenze ziehen.“

„Sie ist keine Mitarbeiterin mehr“

Das Verhalten sei „unentschuldbar, und Aussagen dieser Art sind mit unseren Firmenwerten in keinster Weise zu vereinbaren“, heißt es in dem Schreiben weiter. „Wir haben daher entsprechende Maßnahmen gesetzt, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“

Was „entsprechende Maßnahme“ bedeuteten, beantwortete AUA-Sprecher Peter N. Thier auf „Kurier“-Nachfrage folgendermaßen: „Sie ist keine Mitarbeiterin mehr.“ Offenbar hatten sich auch AUA-Kolleginnen und -Kollegen über Kohl beschwert, auch Kunden sollen bereits ihren Unmut geäußert haben.

TS: „Meinungsgefestigte, kritische Frau“

Laut TS-Generalsekretär Christian Höbart wurde Kohl fristlos entlassen, wie er in einer Aussendung mitteilte. Den Grund ihrer Kündigung sieht er allerdings im Antritt für Strache. Höbart verteidigte die Kandidatin und ihre Aussagen. Dass man hier Antisemistimus unterstelle, „weisen wir auf das Schärfste zurück“, so Höbart gegenüber „Wien heute“. Es handle sich um ein „Sommerlochthema“. Strache sei zudem dafür bekannt, dass er Antisemitismus immer abgelehnt habe, so Höbart.

„Nur weil eine meinungsgefestigte, kritische junge Frau die Corona-Maßnahmen als überzogen kritisiert, den Rücktritt von Kurz fordert, die linksextreme Antifa und Soros kritisiert und dem globalen Großkapitalismus skeptisch gegenübersteht, ist sie noch lange keine Corona-Leugnerin oder Antisemitin. Nein, sie ist eine lupenreine Demokratin, die ihr Recht auf Meinungsfreiheit und politisches Engagement wahrnimmt und dafür binnen 24 Stunden nach Bekanntgabe ihrer Kandidatur fristlos gekündigt wurde“, so Höbart in seiner Aussendung.

Für Freitagvormittag lädt das TS nun zu einer Pressekonferenz, bei der neben „aktuellen politische Fragen“ der „demokratiepolitische Skandal“ rund um die Kündigung Kohls behandelt werden soll.

Umstrittener Arzt und Verschwörungstheoretiker

Kohl ist nicht die einzige umstrittene Kandidatin in Straches Team. Der Allgemeinmediziner in der Donaustadt und Notarzt Serge Paukovics, der für das TS kandidiert, sorgte ebenfalls bereits für Aufsehen. Bei der Ärztekammer will man nun offenbar die Aussagen des Arztes, der an „Chemtrails“ glaubt und gegen die „Impfmafia“ wettert, genauer unter die Lupe nehmen.

In der Ärztekammer sei man durch Medienberichte auf dessen Publikationen aufmerksam geworden, heißt es in einem weiteren „Kurier“-Bericht am Donnerstag. Konsequenzen dürften aber nur drohen, falls der Mediziner Patienten nachweislich geschadet hat.

Auch als Polizeiarzt tätig

Auch die Polizei interessiert sich laut „Kurier“ für Paukovics’ Texte, weil er auch als Polizeiarzt tätig ist und als Kontaktadresse unter den Publikationen seine Polizei-Mailadresse angeführt haben soll. Inwieweit das im privaten Bereich unzulässig sei, werde nun überprüft, heißt es laut dem Bericht bei der Exekutive. Desweiteren befindet sich der Organisator von Anti-CoV-Demos, Petar Knezevic, auf der Kandidatenliste Straches.

Angesprochen auf weitere umstrittene Kandidaten im TS-Team sagte Höbart gegenüber „Wien heute“: „Wir sind ein Sammelsurium an interessanten Persönlichkeiten, die einfach auch aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten kommen.“