Chronik

Selfies mit Heli, während Mann stirbt

Während am Dienstag die Wiener Berufsrettung in Favoriten um das Leben eines 55-jährigen Mannes gekämpft hat, haben Passanten Selfies mit dem Rettungshubschrauber gemacht. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verurteilte das Verhalten der Schaulustigen scharf.

Ein 55-jähriger Mann erlitt in seinem geparkten Auto in der Fritz-Hahn-Gasse am Dienstagnachmittag einen Herzinfarkt, wie die Gratiszeitung „Heute“ berichtete. Der Notarzthubschrauber landete im nahen Helmut-Zilk-Park. Während die Mediziner um das Leben des Bewusstlosen kämpften, wurde der Rettungshubschrauber zur Attraktion und zum Selfie-Objekt von Passanten, berichtete die Zeitung weiter.

Schaulustige machen Selfies mit Notarzthubschrauber während Mann stirbt
Tageszeitung Heute
Trotz des laufenden Einsatzes wurde der Rettungshubschrauber für Selfies genutzt

„Rettungshubschrauber ja nicht ohne Grund gerufen“

„Es ist ein Thema das uns die ganze Zeit schon bewegt. Das sind die negativen Erscheinungen von Sozialen Medien, wo jeder glaubt er wird berühmt, wenn er was besonders Exklusives filmt. Es sind immer so kleine Grenzüberschreitungen rund um Unfälle und Verletzungen. Es ist eine gesellschaftliche Erscheinung, die wir alle verpönen müssen“, sagte Hacker in einer ersten Reaktion gegenüber „Wien heute“.

Selfies mit Heli, während Mann stirbt

Während am Dienstag die Wiener Berufsrettung in Favoriten um das Leben eines 55-jährigen Mannes gekämpft hat, haben Passanten Selfies mit dem Rettungshubschrauber gemacht. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verurteilte das Verhalten der Schaulustigen scharf.

Auch die Wiener Berufsrettung hat nur wenig Verständnis. „Die Leute sollten sich bewusst sein, dass der Rettungshubschrauber ja nicht ohne Grund gerufen wird, meist geht es um Leben und Tod“, so ein Sprecher. Auch wenn es ein Grundverständnis gebe, dass die Landung eines Hubschraubers für Aufsehen sorgt, bat der Sprecher, wenn überhaupt, nur mit genügend Abstand zu fotografieren und auf alle Fälle immer genug Platz für die Einsatzkräfte zu lassen. „Und wenn der Patient zum Hubschrauber gebracht wird, soll sowieso nicht fotografiert werden.“

Eisverkäufer nutzte Menge für Geschäft

Dass bei Rettungseinsätzen Schaulustige dem Geschehen zu nahe kommen, die Helfer behindern und die Handys zücken, komme immer häufiger vor und sei untragbar, sagt der leitende Flugrettungsarzt Stefan Koller. „Ganz wichtig ist es, Distanz zu wahren und vor allem keine Fotos oder Filme zu machen, insbesondere wenn Patienten zu sehen wären, oder in die Fahrzeuge eingeladen werden oder die Patientenversorgung gerade stattfindet“, sagte Koller gegenüber „Wien heute“.

Wenig Distanzgefühl hat jedenfalls auch ein Eisverkäufer gezeigt. Er nützte die Menschenansammlung im Helmut-Zilk-Park vor dem Rettungshubschrauber, um sein Eis anzubieten und Umsatz zu machen.