Ein Flugzeug der Austrian Airlines AUA
ORF.at/Christian Öser
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WIRTSCHAFT

AUA-Vorstand verzichtet doch auf Boni

Bei der AUA haben Prämienzahlungen für das Jahr 2019 für große Aufregung gesorgt, weil die Airline in der CoV-Krise mit Staatsgeld gerettet wurde. Auch Boni-Zahlungen anderer Firmen wurden von vida und Oppositionsparteien kritisiert. Nun verzichtet der AUA-Vorstand.

„Wir haben heute nach Rücksprache mit Finanzminister Gernot Blümel beschlossen, die für 2019 ausgezahlten Boni des Vorstands freiwillig zurückzulegen. Dies geschieht zusätzlich zum bereits fixierten Verzicht auf 2/3 unserer Einkünfte für die kommenden Jahre“, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. Das betrifft rund 500.000 Euro der insgesamt ausgezahlten 2,9 Millionen Euro Prämien. Dem AUA-Vorstand gehören neben Hoensbroech Andreas Otto, Jens Ritter und Wolfgang Jani an.

Steuergeld und Kurzarbeit sichern Überleben

Obwohl das Unternehmen nur mit viel Steuergeld gerettet werden konnte und ein Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur dank extensiver Kurzarbeit gehalten werden kann, erhielten 200 Führungskräfte im Juli fast drei Millionen Euro an Bonuszahlungen. Die Fluglinie ist coronavirusbedingt auf 450 Millionen Euro an Staatshilfen angewiesen – mehr dazu in AUA-Staatshilfe fließt Ende August. Die AUA rechtfertigte die Auszahlungen damit, dass die Boni für das Vorjahr gewesen seien. Für den AUA-Betriebsrat trotzdem nicht nachvollziehbar.

Auch andere Branchen, die die Krise zu spüren bekommen haben, sehen keinen Grund, die Prämien für das Jahr 2019 infrage zu stellen. So erklärte der Baukonzern Strabag, der heuer von einem Einbruch der Bauleistung um zehn Prozent ausgeht, auf APA-Anfrage, für 2019 die variablen Gehaltsbestandteile auszuzahlen. Bonuszahlungen gibt es auch bei den teilstaatlichen Casinos. Wie die Tageszeitung „Kurier“ am Mittwoch berichtete, werden diese wegen der Krise nun aber gekürzt.

Vida und Politik fordern Boni-Verbot

Zunächst übte neben SPÖ und FPÖ auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) scharfe Kritik an den Auszahlungen der AUA: „Diese Vorgangsweise ist für mich unverständlich“, so der Minister. Jetzt nahmen NEOS und die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft (vida)die Auszahlung der AUA-Boni für das Jahr 2019 zum Anlass, um Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in die Verantwortung zu nehmen. NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn sieht in den Prämien bei der AUA eine „Verhandlungspanne“ der Regierung.

Die vida fordert von Finanzminister Blümel ein Verbot von Boni. „Was es endlich braucht, sind klare gesetzliche Spielregeln, dass, wenn Konzerne mit Steuergeld unterstützt werden und bei den Beschäftigten gespart wird, keine zusätzlichen Boni mehr an ohnedies gut bezahlte Manager fließen dürfen“, verlangte vida-Chef Roman Hebenstreit am Mittwoch in einer Aussendung.

Die SPÖ und FPÖ sehen ebenso die Regierung gefordert, sich mit einem „Auszahlungsverbot“ für Managerboni auseinanderzusetzen, wenn parallel dazu Staatshilfe kassiert wird. Die gemeinsam mit der ÖVP regierenden Grünen üben am Donnerstag ebenfalls Kritik an den AUA-Prämien: „Ich freue mich, dass es hier zu einem Einsehen kam. Dass es dafür mediale Appelle aus der Politik braucht, ist allerdings bedenklich genug“, erklärte der Grüne Budgetsprecher Jakob Schwarz am Donnerstag.

Andere Firmen streichen Prämien

Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hat das Management aufgrund der Krise auf einen Teil der Prämien verzichtet. „Mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Führungskräften, die Anspruch auf einen variablen Gehaltsbestandteil haben, wurden individuelle Vereinbarungen getroffen und Abschläge erwirkt“, erklärte ein ÖBB-Sprecher am Mittwoch auf APA-Anfrage.

Bei der voestalpine hat sich die Krise bereits auf die Vorstandsgehälter ausgewirkt. Das Vergütungsmodell sei seit jeher so konzipiert, dass es rasch auf wirtschaftliche Veränderungen reagiere, erklärte Sprecher Peter Felsbach: „So haben sich die Bezüge des Gesamtvorstandes der voestalpine AG aufgrund des schwierigen konjunkturellen Umfeldes und der ersten Auswirkungen von Covid-19 bereits von rund 13 Millionen Euro auf acht Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/20 reduziert“, teilte Felsbach auf APA-Anfrage

Beim Luftfahrtzulieferer FACC gab es für 2019 keine Prämien. „Wir haben auch die Gewinne zu 100 Prozent im Unternehmen gehalten mit dem Ziel die Liquidität des Unternehmens nach Corona zu stärken“, so FACC-Pressesprecher Andreas Perotti. Durch einen Gehaltsverzicht des Vorstands sei ein FACC-Krisenfonds mit 100.000 Euro eingerichtet worden.