Die renovierten und erweiterten Ausstellungsräume des „Sigmund Freud Museums“
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Vergrößertes Sigmund Freud Museum öffnet

In der Berggasse 19 ist 18 Monate lang umgebaut und renoviert worden. Nun steht am Samstag die Wiedereröffnung des Sigmund Freud Museums bevor. Um vier Millionen Euro wurden alle Privat- und Ordinationsräume zugänglich gemacht.

Von einzelnen Objekten wie der Arzttasche mit den Initialen „S.F.“ bis hin zur ehemaligen Wohnung der Familie sowie der Ordination Freuds und seiner Tochter Anna sind nun Einblicke in den beruflichen Werdegang des berühmten Arztes und Theoretikers sowie in das Alltagsleben Freuds möglich. Die Ausstellungsfläche an der Adresse Berggasse 19 in Wien-Alsergrund wurde von 280 auf 550 Quadratmeter vergrößert. Dadurch sind nun erstmals alle Privat- und Ordinationsräume des Begründers der Psychoanalyse öffentlich zugänglich, schilderte Direktorin Monika Pessler.

Sogar einige Originalspuren aus der Zeit Freuds entdecken die Besucherinnen und Besucher in den Räumlichkeiten. Denn der mit dem Umbau federführend betraute Architekt Hermann Czech hat sich dafür entschieden, Reste der ursprünglichen Wandbemalung, eine alte Telefonleitung in Anna Freuds Schlafzimmer und die Befestigungsspuren jenes Teppichs, der hinter der Behandlungscouch an der Wand angebracht war, nicht nur zu belassen, sondern bewusst sichtbar zu machen.

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Die renovierten und erweiterten Ausstellungsräume des „Sigmund Freud Museums“
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Die renovierten und erweiterten Ausstellungsräume des „Sigmund Freud Museums“
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Direktorin Monika Pessler im Rahmen einer Besichtigung des renovierten und erweiterten „Sigmund Freud Museums“ in Wien.
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Direktorin Monika Pessler im Rahmen einer Besichtigung des renovierten und erweiterten „Sigmund Freud Museums“ in Wien.
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Die renovierten und erweiterten Ausstellungsräume des „Sigmund Freud Museums“
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Die renovierten und erweiterten Ausstellungsräume des „Sigmund Freud Museums“
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Fehlende Möbel als Metapher für Kulturverlust

Wer sich erwartet hat, dass die Zimmer im Zuge der Neugestaltung historisch rekonstruiert wurden, wird allerdings enttäuscht. Möbel, Einrichtungsgegenstände oder persönliche Memorabilien findet man so gut wie gar nicht im Museum. „Es gibt einen traurigen Grund, warum so wenig Objekte hier sind“, verwies Pessler auf den Umstand, dass der berühmte Psychoanalytiker nach 47 Jahren 1938 aus dem Haus in der Berggasse 19 vor den Nazis flüchten musste.

„Freud hatte die Möglichkeit, seine Besitztümer ins Londoner Exil mitzunehmen, und es ist uns wichtig, diese Leerstellen, die eine Metapher sind für den Verlust von Kultur und Menschlichkeit unter dem Terrorregime des Nationalsozialismus, auch als Leerstellen kenntlich zu machen“, erklärte die Direktorin – denn: „Würde man eine Fake-Couch hinstellen, wäre das Geschichtsfälschung.“ Das biete aus kuratorischer Sicht aber gleichzeitig die Möglichkeit, das umfassende Werk und die Kulturtheorie Freuds zu vermitteln, meinte Pessler. Um die „Traumdeutung“ geht es etwa im ehemaligen Schlafzimmer.

Zur Therapie im Freud Museum

Das Freud Museum in der Berggasse am Alsergrund wurde umgestaltet. Ein Besuch ist wie eine Therapie anno dazumal.

Drei neue Dauerausstellungen

Im Zuge der knapp vier Mio. Euro teuren und coronavirusbedingt etwas verzögerten Erweiterung sind auch ein modernes Foyer und Cafe sowie eine Sonderschau zur Weiterentwicklung und späteren Rezeption des Werks von Freud entstanden. Gleich drei neue Dauerausstellungen wurden konzipiert.

Ausstellungshinweis

Sigmund Freud Museum, 9., Berggasse 19, Neueröffnung am 29. August, Öffnungszeiten dann täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Eintritt 14 Euro

Im Hochparterre hatte sich zwischen 1896 und 1908 Freuds erste Praxis befunden. Sie dient nun als Präsentationsfläche für die zweite Dauerausstellung „Verborgene Gedanken visueller Natur“ mit ausgesuchten Werken der Konzeptkunstsammlung des Museums. Die dritte permanente Schau befindet sich im neu errichteten zusätzlichen Stiegenhaus, das gleichzeitig als Fluchtweg dient. Dieses wird genutzt, um die teils beklemmende Geschichte des 1890 errichteten Hauses und seiner Bewohner zu erzählen.

So diente die Adresse auch als „Judensammelwohnung“ – insgesamt 76 Personen mussten hier auf ihre endgültige Deportation in Vernichtungslager warten. Freud selbst konnte diesem Schicksal noch entgehen. Er verließ die Berggasse 19 am 4. Juni 1938 für immer und starb ein gutes Jahr später, am 23. September 1939, im Londoner Exil. Vier Schwestern fielen jedoch dem Holocaust zum Opfer.