Arzthelferin beim telefonieren
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Gesundheit

Telefonische Krankmeldung nur bei CoV-Verdacht

Am Tag vor dem Auslaufen der Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung hat die Österreichische Gesundheitskasse die Maßnahme verlängert – allerdings nur für Corona-Verdachtsfälle mit entsprechenden Symptomen. Kritik kommt von der Ärztekammer.

Für alle anderen Erkrankten endet die Maßnahme. Diese können ab 1. September wieder nur mehr von einer Ärztin oder einem Arzt persönlich krankgeschrieben werden, teilte die ÖGK mit. Die telefonische Krankschreibung war Mitte März eingeführt worden, um Menschenmengen in Arztpraxen wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gering zu halten – mehr dazu in Krankmeldung per Telefon könnte bleiben.

Kritik der Ärztekammer und der Patientenanwälte zum Trotz läuft die Maßnahme nun aus, für Verdachtsfälle gilt sie bis Ende 2020 – „um Ordinationen und die Gesundheitshotline 1450 zu entlasten“, wie es in einer ÖGK-Aussendung hieß.

Voraussetzung: Personen müssen Symptome haben

Personen, die als Verdachtsfall gelten, sollen weiterhin die Gesundheitshotline 1450 kontaktieren, um eine österreichweite Übersicht über Verdachtsfälle zu gewährleisten, so die Empfehlung. Bis zur behördlichen Absonderung bzw. bis zum Vorliegen eines Testergebnisses können die Betroffenen in einer Ordination anrufen und nach einer telemedizinischen Abklärung telefonisch krankgeschrieben werden. Voraussetzung ist, dass die Person auch entsprechende Symptome aufweist, schreibt die Kasse.

Bei einem negativen Testergebnis erlischt die Krankschreibung spätestens nach fünf Arbeitstagen, hieß es weiter. Ist die betroffene Person aber weiterhin krank, wird für die Verlängerung der Krankmeldung ein persönlicher Arztbesuch notwendig. Mit dieser Vorgehensweise möchte die ÖGK sicherstellen, dass Patienten mit Corona-Symptomen „möglichst unbürokratisch und risikolos eine Krankmeldung erhalten und dafür nicht extra eine Ordination aufsuchen müssen“, wurde mitgeteilt.

Persönliche Untersuchungen entscheidend

Dass die Möglichkeit der telefonischen Krankmeldung nicht für alle Erkrankten verlängert wurde, begründete man bei der ÖGK auf Nachfrage damit, dass für die meisten Krankschreibungen eine persönliche Untersuchung nötig sei.

Deswegen erschien die Verlängerung nur für Verdachtsfälle „am sinnvollsten“, wie eine Sprecherin mitteilte. Im Moment gebe es auch keine Bestrebungen, die Möglichkeit auf alle Erkrankten auszudehnen – es sei denn, die Corona-Zahlen würden tatsächlich wieder massiv ansteigen.

Ärztekammer erneuert Kritik

Kritik am Auslaufen der telefonischen Krankmeldung für alle kam erneut von der Ärztekammer. Laut dem Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsidenten der Ärztekammer, Johannes Steinhart, ist es „überhaupt nicht nachvollziehbar, dass man die an sich gut laufende telefonische Krankschreibung, in Anbetracht steigender Covid-Fälle beendet hat mit 31. August. Denn es geht darum, dass wir die Infektionsgefahr weiter geringhalten“.

Weiters sei das Beenden der Sicherheitsmaßnahme nicht nachvollziehbar, da die Zahlen der Krankschreibungen „derzeit sogar sinken“, so Steinhart. „Ich glaube es ist nicht die Zeit, irgendwelche theoretischen Schwindeleien zu betonen, sondern es geht um den Infektionsschutz. Die ÖGK kann ja die Krankenstände kontrollieren“.

Außerdem beginne jetzt die Zeit „wo vermehrt Influenza-Fälle da sind, vermehrt Verkühlungen da sein werden, und wir haben steigende Covid-Zahlen. Diese Dinge sind auf den ersten Blick nicht immer gleich zu differenzieren. Deshalb war die bisherige generelle Lösung eigentlich die sinnvollste“, sagte Steinhart.