neunerhaus Tierärztliche Versorgung Margareten
Christoph Liebentritt
Christoph Liebentritt
Soziales

Rund 5.000 Tiere von Obdachlosen betreut

Seit mittlerweile zehn Jahren bietet die Wiener Sozialorganisation „Neunerhaus“ tierärztliche Versorgung an. So wurden seit 2010 mehr als 5.000 Tiere versorgt, die wohnungs- und obdachlosen Menschen gehören.

Tatiana E. ist Nutzerin der „Neunerhaus Tierärztlichen Versorgung“. „Die Hunde sind Teil der Familie und sie sind auch meine Therapie. Ich denke, ohne sie würde ich überhaupt nicht die Tür aufmachen, sondern mich versperren vor der Welt. Ich hab durch sie unglaublich viele Kontakte geknüpft“, erzählte sie.

OP-Tag einmal im Monat

Die Einrichtung befindet sich in der Margaretenstraße 166 im 5. Bezirk. Dort kümmern sich abwechselnd 50 ehrenamtliche Tierärztinnen und Tierärzte sowie Assistentinnen und Assistenten um das Wohlergehen der Tiere. An drei Tagen die Woche werden Hunde und Katzen sowie Kleintiere untersucht, gechippt, registriert und geimpft.

Einmal pro Monat wird einen Tag lang operiert. Dabei werden Eingriffe wie Kastrationen, Tumorentfernungen, Wundversorgungen und Zahnsanierungen vorgenommen. Durch eine Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist es möglich, zwei Mal pro Monat aufwändigere Operationen durchzuführen.

neunerhaus Tierärztliche Versorgung Margareten
Christoph Liebentritt
„Neunerhaus“ Geschäftsführung v.l.: Daniela Unterholzner und Elisabeth Hammer

Das Angebot findet in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Tierärztekammer statt und ist österreichweit das einzige dieser Art. Es wird von der Stadt Wien (MA 22) seit Jahren gefördert. Außerdem wird es durch eine Tierarztpraxis, die kostenlose Röntgenaufnahmen durchführt, ergänzt. Im Jahr 2019 wurden mehr als 670 Tiere in über 2.000 Behandlungen kostenlos betreut.

„Tiere sind oft die treuesten Begleiter“

„Die Neunerhaus Tierärztliche Versorgung ist seit ihrer Gründung wichtige Anlaufstelle für wohnungs- und obdachlose Tierbesitzerinnen und -besitzer und wesentlicher Pfeiler unserer Hilfsangebote. Dank der engagierten ehrenamtlichen Unterstützung war es uns auch möglich, während der Krisenzeit offen zu halten“, erzählte Geschäftsführerin Daniela Unterholzner.

Gerade in schwierigen Zeiten würden Tiere viel Halt und Stabilität geben. "Tiere sind oft die treuesten Begleiter obdachloser und wohnungsloser Menschen. Wer sich gut um sein Tier kümmert, lernt auch wieder, gut auf sich selbst zu schauen. Außerdem gilt sowohl für Mensch als auch Tier: Auf der Straße kann man nicht gesund werden“, meinte die tierärztliche Leiterin im Neunerhaus, Eva Wistrela-Lacek.

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Johanna Rauch
Ärztliche Hilfe im Neunerhaus für Vierbeiner

„Neunerhaus“ will Hilfe zur Selbsthilfe geben

Das „Neunerhaus“ wurde 1999 gegründet und ist eine Sozialorganisation. Es ermöglicht obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben mit medizinischer Versorgung, Wohnen und Beratung. Ziel ist es, Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, um ihre Lebenssituation nachhaltig zu verbessern. In drei „Neunerhaus“-Wohnhäusern und über 250 Wohnungen in ganz Wien leben mehr als 600 ehemals obdach- und wohnungslose Menschen.

Das „Neunerhaus“-Gesundheitszentrum ist für wohnungs- und obdachlose Menschen sowie für Menschen ohne Krankenversicherung da. Seit Herbst 2017 vereinigt es eine Arztpraxis, eine Zahnarztpraxis, die Wundversorgung und die Sozialarbeit interdisziplinär unter einem Dach. Das „Neunerhaus“ wird vom Fonds Soziales Wien gefördert und hat einen Vertrag mit der Österreichischen Gesundheitskasse, ist aber vor allem auf Spenden angewiesen.