Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
ORF/Madeleine Gromann
ORF/Madeleine Gromann
Chronik

Solidaritätsdemo gegen Homophobie

Zahlreiche Personen haben am Montagabend in Wien gegen Homophobie demonstriert. Die Grünen hatten zu der Kundgebung aufgerufen, nachdem am Samstag bei einer Veranstaltung von Gegnern der CoV-Maßnahmen eine Regenbogenfahne zerrissen worden war.

Die grüne Menschenrechtssprecherin Ewa Ernst-Dziedzic hatte erst am Montagvormittag die Demonstration unter dem Motto „Dem Hass keinen Platz“ angemeldet. Diesem Ruf waren „erstaunlich viele, ich würde sagen, über 2.000“ Personen gefolgt, sagte die Abgeordnete am Montagabend zur APA.

Die Exekutive schätzte die Teilnehmerzahl auf rund 1.000. Am Vormittag hatte Ernst-Dziedzic die für den Vorfall am Samstag Verantwortlichen dazu aufgefordert, sich „in aller Form“ bei der LGBTIQ-Community zu entschuldigen.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
APA/Hans Punz
Besucherinnen der Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
APA/Hans Punz
Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
APA/Hans Punz
Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
ORF/Madeleine Gromann
Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
APA/Hans Punz
Kundgebung: „Dem Hass keinen Platz – Nach Zerstörung der Regenbogenfahne“ am Montag, 07. September 2020 in Wien.
ORF/Madeleine Gromann

Keine Entschuldigung von homophoben Aktivisten

Einige der Aktivisten vom Samstag tauchten dann zwar auf der Kundgebung tatsächlich auf. Darunter war auch jene Frau, die am Samstag auf der Bühne ins Mikro gerufen hatte: „Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft. Wir müssen unsere Kinder gegen Kinderschänder schützen.“ Zu einer Entschuldigung kam es aber nicht.

„Es gab keine Einsicht und auch keine Entschuldigung, dass man da etwas gemacht hat, was auf offener Bühne nichts verloren hat“, sagte Ernst-Dziedzic nach Ende der Kundgebung, bei der sie auch zwecks Deeskalation das Gespräch mit den Aktivisten gesucht hatte.

Sie berichtete auch von diversen Störungen „auf mindestens zwei Seiten der Demo“, „wo es sicher zu Zusammenstößen gekommen wäre, wäre die Polizei nicht da gewesen“. Von der hohen Teilnehmerzahl zeigte sich die Menschenrechtssprecherin beeindruckt: Es habe einen „breiten Mobilisierungsgrad“ gegeben, „weil schon am Samstag alle gesagt haben, das geht einfach nicht“. Seitens der Polizei hieß es, die Demonstration sei ohne Vorfälle verlaufen.

Polizei ermittelt wegen Verhetzung

Unterdessen laufen nach dem Vorfall vor der Karlskirche die Ermittlungen der Polizei. Wie Polizeisprecher Daniel Fürst darlegte, richten sich die Ermittlungen gegen mehrere namentlich bekannte Personen wegen des Verdachts der Verhetzung. Die fragwürdigen Vorgänge sind auf Videos dokumentiert, die teilweise über Soziale Netzwerke verbreitet wurden. Die Polizei ist bestrebt, sämtliches verfügbares Videomaterial sicherzustellen und auszuwerten.

Es hätten sich darüber hinaus selbstverständlich auch Beamte an Ort und Stelle befunden und über ihre Beobachtungen Bericht erstattet, sagte Fürst. Das Beweismaterial werde man der Staatsanwaltschaft übermitteln, die dann über die weitere Vorgangsweise entscheiden muss.

Kritik von HOSI

Am Sonntag reagierten mehrere Demoteilnehmer und behaupteten, dass die Aktion auf der Bühne mit „Homosexuellen überhaupt nichts zu tun hatte“. Viel mehr sei es um das Symbol der „Herzen im Herzen“ auf der zerrissenen Fahne gegangen, das ein „Pädophilensymbol“ sei.

Die Homosexuellen Initiative Wien (HOSI) wollte das aber nicht gelten lassen. „Die sechs Farben in dieser Anordnung sind ganz klar der LGBTIQ-Bewegung zuordenbar“, sagte HOSI-Obfrau Ann-Sophie Otte gegenüber wien.ORF.at. „Die Gleichsetzung der LGBTIQ-Bewegung mit Pädophilie ist eine alte und haltlose Unterstellung unserer politischen Gegnerinnen und Gegner. LGBTIQ-Menschen sind genauso viel oder wenig pädophil wie heterosexuelle Menschen auch“, so Otte.