POLITIK

Stadt empfiehlt wieder mehr Masken

Die Coronavirus-Ampel in Wien bleibt gelb, doch die steigenden Infektionszahlen drängen die Stadt zu neuen Maßnahmen. Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) haben heute fünf Empfehlungen ausgesprochen, die das Virus eindämmen sollen.

Großteils werden die Maßnahmen, die von Bürgermeister Ludwig und Gesundheitsstadtrat Hacker empfohlen wurden, kurz nach der Pressekonferenz der Stadt von der Bundesregierung verpflichtend gemacht. Ab Montag, 14. September, gilt österreichweit wieder eine verschärfte Maskenpflicht. Im Handel, in Schulen und bei allen Formen des Kundenkontakts wird der Mund-Nasen-Schutz verpflichtend, Einschränkungen soll es bei Veranstaltungen geben – mehr dazu in Regierung verschärft CoV-Maßnahmen (news.orf.at.)

Am Vormittag hat die Stadt folgende Empfehlungen und Maßnahmen ausgesprochen: In Krankenanstalten und Pflegeheimen sollen Tests routinemäßig fortgesetzt werden, obwohl diese Maßnahme eigentlich erst bei der Farbe Rot der Coronavirus-Ampel vorgesehen ist. Weiters wird im gesamten Handelsbereich, vor allem für Kundinnen und Kunden, wieder der Mund-Nasen-Schutz (MNS) eingeführt: „Unabhängig von der Branche soll wieder Maske getragen werden. Dem Virus ist das nämlich komplett gleichgültig, welche Branche das ist“, sagte Hacker.

Maskenpflicht wird ausgeweitet

Ab Montag muss die Maske wieder in allen Geschäften getragen werden, in der Gastronomie ist sie für das Personal vorgeschrieben, Veranstaltungen werden eingeschränkt. Die Schweiz führt für Wiener*innen eine Quarantänepflicht ein.

Gastronomie und Lokale als Risikozonen

Auch in der Gastronomie soll das Tragen einer Maske bis zum Sitzplatz wieder umgesetzt werden. Großes Thema während der Pressekonferenz waren vor allem jene Lokale, in denen vermehrt Alkohol konsumiert wird. Problematisch sehen Hacker und Ludwig, dass die Distanz dort nicht eingehalten wird. Geplant ist deshalb eine Regelung, die das Tragen der Maske auch in Bars vorschreibt: „Die Maske an der Bar wird uns keinen Spaß machen, mir auch nicht. Das gilt dann aber auch an der ‚Budel‘ am Sportplatz und genauso im Theater und in der Oper“, sagte Hacker.

Im Arbeitsbereich sehen die Empfehlungen vor, etwa in Großraumbüros wieder vermehrt auf Abstand zu setzen, und in sozialen Räumen wie Pausenräumen soll ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, „weil dort viele Menschen zusammenkommen und intensiv kommunizieren“, so Ludwig.

Ludwig und Hacker
APA/Robert Jäger

Regulierung von geschlossenen Veranstaltungen

Geschlossene Veranstaltungen im Gastronomiebereich sollen weiter reguliert werden. Man habe in der Vergangenheit gesehen, dass es in diesem Bereich vermehrt Umgehungen der Rechtslage gab. So werden Feiern in Restaurants, Bars und Clubs als private Familien- und Geburtstagsfeiern deklariert, sind aber in Wirklichkeit einem unbestimmten Personenkreis zugänglich.

Diese sind zu unterscheiden von „Familienfeiern" und jedenfalls zu unterscheiden von Zusammenkünften in privaten Räumlichkeiten. Es wurde daran appelliert, sich auch bei geschlossenen Veranstaltungen die geltenden Maßnahmen wie Abstandhalten in Erinnerung zu rufen.

Spielregeln sollen Bewusstsein stärken

Zusätzlich werden Maßnahmen der Stadt in folgenden Bereichen empfohlen: Für Märkte sollen eigene Regeln festgelegt werden, und der Mund-Nasen-Schutz soll in den Amtsgebäuden der Stadt auf den Gängen getragen werden. Vor allem das Bewusstsein bei jüngeren Personen soll durch die Maßnahmen erneut gestärkt werden. Im Gegensatz zu den Monaten März und April seien im Sommer vermehrt Fälle bei Personen zwischen 20 und 30 Jahren aufgetaucht, die oftmals symptomfrei verliefen, warnte Hacker.

Regeln zum Teil verpflichtend

Gesundheitsstadtrat Hacker stellte klar, dass diese fünf Punkte von dem Expertengremium des Wiener Krisenstabs erstellt wurden. Dabei handelt es sich um ein Gremium, das sich auf Empfehlungen einigt und diese an die Politik (Bürgermeister und Gesundheitsstadtrat) weitergibt.

Rudolf Anschober und  Corona-Ampfel
APA/ROLAND SCHLAGER
Neben Wien sind mittlerweile sechs weitere Regionen auf „gelb“ gestellt

Sieben Regionen auf gelb

Mit der zweiten Schaltung der Coronavirus-Ampel wurden am Freitag bereits sieben Regionen in Österreich „auf gelb“ gestellt. Betroffen von „gelb“ – das bedeutet mittleres Risiko – sind Wien, Graz, Innsbruck, Korneuburg, Wiener Neustadt sowie die Bezirke Kufstein und Schwaz in Tirol.

Wegen der steigenden Infektionszahlen hat die Schweiz Wien auf die Liste der Corona-Risikogebiete gesetzt. Ab kommendem Montag gilt für Einreisende aus Wien eine Quarantänepflicht, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Freitag berichtete. Der Rest Österreichs ist nicht von der Maßnahme betroffen.

Die Schweiz setzt bei den Nachbarländern nur mehr Regionen, nicht aber das ganze Land auf die Risikoliste des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Das geschieht dann, wenn die Corona-Fallzahlen über dem Grenzwert von 60 Neuinfektionen pro 100.000 Personen liegen, wenn verlässliche Informationen fehlen oder wenn aus den Regionen wiederholt infizierte Personen in die Schweiz eingereist sind. In Wien wurden zuletzt mehr als 80 neue Fälle pro 100.000 Einwohnern verzeichnet.