NEOS-Landesparteichef Christoph Wiederkehr im „Wien heute“-Studio
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Wahl 2020

NEOS will „10.000 Schulkinder“ testen

NEOS-Landesparteichef Christoph Wiederkehr bezeichnet die Coronavirus-Ampel im „Wien heute“-Interview als „tot“ und politisch beeinflusst. Er kritisiert auch, dass zu wenige CoV-Tests durchgeführt werden und will „an Wiener Schulen jede Woche 10.000 Kinder testen“ lassen.

Um das Coronavirus in den Griff zu bekommen, gebe es nur ein Rezept, „viel testen und schnell testen“, sagte Wiederkehr. Und das mache die Stadt derzeit nicht. Der Landesparteichef ortet zu wenig Personal beim Magistrat und eine „schlechte Kommunikation“ mit den Betroffenen. Erst am Wochenende habe sich jemand an ihn gewandt, der erst nach 16 Tagen einen Quarantänebescheid bekommen hätte. Erst da hätten die Behörden zu schauen begonnen, wo denn diese Person schon Kontakt hatte, so Wiederkehr.

Die Kritik an längeren Wartezeiten ist nicht neu. Als Antwort hat die Stadt kürzlich mehr Personal und die Umstellung auf den Gurgeltest angekündigt. Laut Wiederkehr sind „die Schulen im Virusgeschehen ein Teil der Lösung, wenn wir genug testen. Darum möchte ich, dass wir an Wiener Schulen jede Woche 10.000 Kinder auch testen, um zu sehen, wo es Virusgeschehen gibt, wo es Infektionen gibt. Und diese Kinder müssen schnell und rasch getestet werden. Es kann nicht sein, dass man ewig auf das Ergebnis warten muss und dann alle verunsichert sind.“

NEOS-Landesparteichef Christoph Wiederkehr im „Wien heute“-Studiogespräch mit Ulrike Dobes
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Christoph Wiederkehr im „Wien heute“-Studiogespräch mit Ulrike Dobes

„Ampel hat komplettes Chaos verschafft“

Wiederkehr sparte im Zusammenhang mit dem Coronavirus auch nicht mit Kritik an der Bundesregierung und der von ihr eingeführten CoV-Ampel, die einzelne Gebiete unterschiedlich bewertet. „Die Ampel zum Beispiel hat komplettes Chaos verschafft. Nicht das Virus schafft die Verunsicherung, sondern die Regierung, weil sich kaum mehr wer auskennt, was denn eigentlich jetzt für Regeln gelten“, sagte Wiederkehr. Und die Ampel sei „tot“ und sage jetzt lediglich aus, „wer sich in dieser Verhandlungsrunde politisch durchsetzen konnte“.

NEOS, das mit STRABAG-Chef Hans Peter Haselsteiner einen finanzkräftigen Spender hat, setzt sich seit Gründung der Partei für Wirtschaftsthemen ein. Auch Wiederkehr betonte im „Wien heute“-Interview die Notwendigkeit, jetzt die „Balance zwischen Gesundheit und Wirtschaft“ zu finden. Denn Wien habe eine „Arbeitslosigkeit von 15 Prozent. Wir sind in Wien die Stadt der Arbeitslosen.“ Es gelte jetzt „viel und schnell“ zu testen, denn nur dann könne man das Virus in den Griff bekommen und „um jeden Job kämpfen“.

Interview mit NEOS-Spitzenkandidat Wiederkehr

Christoph Wiederkehr, Spitzenkandidat der NEOS für Wien, im Gespräch.

„Freunderlwirtschaft ist an der Tagesordnung“

Schon beim NEOS-Wahlkampfauftakt hat sich der Spitzenkandidat der SPÖ als „unbequemer Koalitionspartner“ angeboten. Dieses Angebot hat er erneuert, auch wenn er der SPÖ alles andere als Rosen gestreut hat. Die Sozialdemokratie sei „träge geworden“. Und auch „Freunderlwirtschaft ist an der Tagesordnung“. In Bildungsfragen habe die SPÖ ebenfalls seit „Jahrzehnten“ versagt. NEOS würde in der Stadtregierung quasi als Kontrollinstanz dienen. „Da braucht es eine starke Kontrolle in der Regierung“, so Wiederkehr.

TV-Hinweis

Am Dienstag ist ÖVP Wien-Chef Gernot Blümel zum Wahlinterview im „Wien heute“-Studio.

Etwas anders schätzt Politberater Thomas Hofer dieses Koalitionsangebot ein. „Man versucht auch vonseiten der NEOS krampfhaft Relevanz natürlich in den eigenen Wahlkampf zu bringen. Und indem man da versucht, eine, theoretische, nicht ganz auszuschließende, aber doch eher theoretische, Koalitionsvariante mit der SPÖ aufzumachen“, sagte Hofer. Wiederkehr versuche eben „an Relevanz zuzulegen“. Denn es sei schlecht, wenn ein „Spitzenkandidat nicht über die eigenen Parteigrenzen hinausstrahlen kann“, so Hofer.

Wiederkehr sparte auch nicht mit Seitenhieben auf politische Mitbewerber. Die Grünen hätten „ihre Werte auch an der Garderobe des Bürgermeisters aufgegeben“ und beim Krankenhaus Nord und in Bildungsfragen weggesehen. Die nicht amtsführende Stadträtin Ursula Stenzel von der FPÖ sei mit „über 9.000 Euro im Monat die teuerste Arbeitslose Wiens“. Wiederkehr nannte sie und „46 Bezirksvorsteher-Stellvertreter“ als Beispiele für „sinnlose Versorgungsjobs“, die eingespart werden könnten, um so zum Beispiel mehr Geld für Bildungsmaßnahmen zur Verfügung zu haben.