Kultur

Sommernachtskonzert als „positives Signal“

Unter dem Motto „Liebe“ und im Zeichen der Coronavirus-Pandemie holen heute im Schlosspark Schönbrunn die Wiener Philharmoniker ihr Sommernachtskonzert nach. Es wird kaum Livepublikum geben, man verweist auf „sichere Übertragungen“ via TV und Stream.

Das Sommernachtskonzert der Philharmoniker ist ein jährlicher Höhepunkt und hat sich mittlerweile auch zum internationalen TV-Ereignis entwickelt. Heuer ist es wegen der Coronavirus-Pandemie im Mai verschoben worden. Nun laden die Philharmoniker erstmals im September zum Galakonzert im festlich erleuchteten Schlosspark Schönbrunn. Der russische Dirigent Waleri Gergijew wirkt bereits zum vierten Mal beim großen Open-Air-Konzert mit, als besonderes Highlight gibt diesmal der deutsche Tenor Jonas Kaufmann sein Debüt im kaiserlichen Ambiente.

Dirigent Valery Gergiev. und die Wiener Philharmoniker während des Sommernachtskonzertes im Schloßpark Schönbrunn, 2011
APA/HERBERT PFARRHOFER
Steht zum vierten Mal am Pult beim Sommernachtskonzert: Waleri Gergijew

Das Programm steht unter dem Motto „Liebe“. Es führt mit Werken von Richard Strauss, Richard Wagner und Giacomo Puccini sowie Offenbach und Massenet hauptsächlich durch die Welt der Oper. Kaufmann singt unter anderem die Arie „Nessun Dorma“ aus Puccinis Oper „Turandot“. Aber auch andere „Ohrwürmer“ wie „Wenn es Abend wird“ des Operettenkomponisten Emmerich Kalman oder Ausschnitte aus „Doktor Schiwago“ von Maurice Jarre und Aram Chatschaturjans „Spartacus“ sind zu hören. Entlassen wird das Publikum im spätsommerlichen Schlosspark und vor den Bildschirmen mit „Wiener Blut“ von Johann Strauss.

1.250 statt 100.000 Besucher

Aufgrund der Ausnahmesituation und der behördlichen Bestimmungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie findet das Konzert in diesem Jahr jedoch anders als gewohnt statt. Am offensichtlichsten wird das beim Livepublikum. Anstatt der üblichen 100.000 werden nur 1.250 Besucherinnen und Besucher im Schlosspark dem Konzert lauschen können. Ab 18.00 Uhr ist der Park gesperrt. Es gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen für Publikum und Orchester, betont Organisator Thilo Fechner: „Die Musiker sind völlig isoliert. Die anderen Bereiche sind auch genau aufgeteilt, wer auf dem Platz wo sein darf (…) und natürlich überall Maskenpflicht.“

Tenor Jonas Kaufmann
APA/GEORG HOCHMUTH
Jonas Kaufmann singt „Nessun Dorma“

„Wir müssen alle dazu beitragen, dass sich das Virus nicht so unkontrolliert verbreitet, dass es wieder zu solchen Katastrophen kommt, wie es leider in manchen Ländern schon passiert ist. (…) So singen wir halt jetzt in alle Welt hinaus. Und die vielen Menschen, die Sehnsucht nach Wien haben und es nicht erwarten können zu kommen, deren Sehnsucht erhöhen wir jetzt“, sagte Kaufmann im Gespräch mit „Wien heute“.

Die aktuell in Deutschland eingeführte Reisewarnung betrifft vor allem das Bühnenpersonal wie etwa die Abbaumannschaft, alles Mitglieder von externen Firmen aus Deutschland: „Sie sind jetzt plötzlich hier gestrandet, weil sie danach ja in Quarantäne müssen. Das ist ein bisschen eine unsichere Stimmung hier gerade am Platz“, so Fechner.

„Positives Signal“ in schwieriger Zeit

Mit der Durchführung des Konzerts wollen die Wiener Philharmoniker trotz aller herausfordernder Umstände ein positives Signal setzen. Ein Signal, das weltweit zu empfangen sein wird. Das Publikum nicht nur in Österreich und Wien kann das Sommernachtskonzert „bequem und sicher“ im Fernsehen oder im Livestream verfolgen, wie die Veranstalter betonen. Der ORF überträgt das Konzert live-zeitversetzt um 20.15 Uhr in ORF2, in 3sat steht es ab 21.55 Uhr auf dem Programm. Die ORF-TV-Übertragung begleitet erstmals Teresa Vogl als Moderatorin. Für die Bildregie mit aufwendiger Technik und 16 Kameras zeichnet wieder Henning Kasten verantwortlich.