Coronavirus Labor Test
APA (dpa)
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Chronik

Ärztekammer für CoV-Test bei Hausarzt

Weil die Durchführung von CoV-Tests über die Gesundheitshotline 1450 derzeit Tage dauern kann, fordern Mitglieder des Expertenrats des Gesundheitsministers jetzt Gratis-CoV-Tests durch Hausärzte. Die Ärztekammer steht dem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber.

Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer, sagte, man stehe dem Vorschlag von CoV-Tests beim Hausarzt „grundsätzlich positiv gegenüber“. Es würde „schon Sinn machen in Ordinationen“, sagte Szekeres im Ö1-Mittagsjournal. „Man muss nur darauf achten, dass das Personal und andere Patienten nicht in die Gefahr einer Ansteckung gebracht werden“, so Szekeres. Patienten dürften etwa auf keinen Fall unangemeldet eine Ordination aufsuchen.

Ob ein Arzt Coronavirus-Tests durchführen will, liege aber letztlich in dessen Ermessen. „Wir können niemanden dazu zwingen“, sagte der Ärztekammer-Präsident. Er glaubt aber, dass viele Ärztinnen und Ärzte die Tests machen würden, wenn die Sozialversicherung die Kosten übernimmt und dann vom Bund zurückbekommt. Denn so könnten es die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auch gratis anbieten.

Ministerium verweist auf Gespräche mit ÖGK

Auch aus dem Gesundheitsministerium hieß es laut Ö!-Morgenjournal, dass man den Vorschlag unterstütze. Es gebe Gespräche mit der ÖGK, die Kosten solle der Bund übernehmen. Die beschlossene Aufstockung der Mittel für Schutzausrüstung sei eine Voraussetzung.

Derzeit gibt es keine bundesweit einheitliche Regelung. So gibt es etwa in Salzburg ein Abkommen mit der Ärztekammer, dass kostenlose CoV-Abstriche bei praktischen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden können. In Wien ist das zum Beispiel aber nicht der Fall. Hier kommen Sanitäter zu den Verdachtsfällen nach Hause, um sie zu testen. „Das System ist an die Kapazitätsgrenzen gekommen“, so Szekeres.

„Das ist ein Mittel, das wir unbedingt brauchen“

Um festzustellen, ob jemand Covid-19 oder etwa einen grippalen Infekt hat, muss es möglich sein, „dass Hausärzte Corona-Abstriche selbst machen oder vermitteln“, sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Mitglied des Expertenrats des Gesundheitsministers. Sie fordert eine österreichweit einheitliche Lösung.

„Das ist ein Mittel, das wir unbedingt brauchen. Man kann nicht ein Fieberkind zwei Tage lang zu Hause konservieren und sagen, na ja, warten wir einmal auf einen Test. Gilt genauso für Erwachsene“, so Rabady gegenüber Ö1. Im Normalfall wisse man innerhalb von 24 Stunden Bescheid.

„Man könnte eine ganze Menge Druck rauskriegen“

Rabady bietet diese Tests im Rahmen eines Forschungsprojekts in ihrer Praxis schon an – das wäre aber auch in Hunderten Hausarztpraxen aufgrund der seit Jahrzehnten eingespielten Kontakte zu Labors möglich. Weitere Ansteckungen könnten durch eigene Warteräume, extra Ordinationszeiten für Verdachtsfälle sowie Mund-Nasen-Schutz bei den Untersuchungen von Verdachtsfällen verhindert werden.

Durch die Unterstützung der Hausärzte könnte man vor allem in Großstädten wie Wien „eine ganze Menge Druck“ aus der angespannten Situation herausnehmen. Die öffentliche Schiene, also 1450, könnte sich Rabady zufolge dann auf Contact-Tracing und Screening konzentrieren.

Unterstützung für die Forderung kommt im Expertenrat seit Wochen von AGES-Abteilungsleiter Franz Allerberger. „Es kann nicht sein, dass kranke Menschen mit Fieber nur aus Angst, dass sie zum Beispiel den Arzt mit Covid abstecken, selber nicht zum Arzt gehen oder der Arzt gar nicht zu ihnen geht“, so Allerberger.