Sie wurden am Freitag enthült und sind Blickfang in einem ganz normalen Hauseingang: eine vier Meter hohe Skulptur befindet sich gleich beim Lift und den Postkästen. Die zweite Skulptur befindet sich im vorgelagerten Arkadengang der neu errichteten Wohnanlage der Bau- und Wohngenossenschaft „Wien-Süd“ in der Ottilie-Bondy-Promenade.
„Die Figur darauf ist der Bewohner, und somit sieht der, der herein kommt, in erster Linie sich selber bzw auch ein Spiegelbild seiner selbst“, so der 35-jährige Golif im Interview mit „Wien heute“. „Ich möchte den Bewohnern in erster Linie eine Freude machen und den Zugang vermitteln, dass es die Möglichkeit gibt, Kunst direkt zu sehen, ohne über irgendwelche Barrieren zu steigen.“
Hoher Wiedererkennungswert
Der Wiedererkennungswert eines „Golif“ ist hoch. Seine Figuren erinnern in ihrer klaren Strichführung an klassische US-amerikanische Graphic Novels und sie kommen vielen Wienerinnen und Wienern vielleicht bekannt vor. Denn der Absolvent der „Angewandten“ ist seit 2015 an prominenten Stellen der stadt vertreten.
„Echt nah“: Kunst am Bau
Kunstwerke auf Fassaden oder in Innenhöfen haben in Wien eine lange Tradition. Ein Künstler, der sich an mehreren Standorten verewigt hat, ist Golif.
Seine Werke meist überdimensionierte Wandgemälde an leeren Hauswänden etwa bei der Falcostiege, am Hernalser Gürtel, bis vor kurzem auf dem Mariahilfer Gürtel oder gut zu sehen auch von der Donauuferautobahn aus auf einem Getreidespeicher in Korneuburg, um nur einige zu nennen. Für Aufsehen sorgte vor einigen Jahren sein riesiges – temporäres – Bodengraffiti „Der Beobachter“ in Neu Marx.
„Soll keine Behübschung sein“
Kunst am Bau ist eine Tradition, die ins Rote Wien der 1920er Jahre zurückreicht. Vor zehn Jahren griff die Bau- und Wohngenossenschaft „Wien-Süd“ dieses Konzept auf: Es enstanden unter anderem die Skulptur „Eine Blüte in der Wiesn“ von Gugginger Künstlern in einer Wohnanlage in Liesin, eine Werkschau von Nina Maron und das erste Projekt „Fallen Angel“ – ebenfalls im 23.Bezirk.
„Es soll auf keinen Fall eine Behübschung sein, sondern es soll durchaus einen Bezug nehmen auf den sozialen Wohnbau, es soll einen Bezug nehmen, den die Bewohner herstellen können mit ihrer Anlage, damit man sich mit seinem neuen Stadtviertel, mit seiner neuen Wohnung identifizieren kann und sagen kann, da wohne ich und wenn du mich jetzt besuchst, ich wohne dort, wo das und das steht, da gehst du links vorbei und dann bist du bei mir“, sagte der „Wien Süd“-Kurator Gerals Anetzhuber.
Grundstein für Karriere
Wichtig soll Kunst am Bau aber nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner sein, sondern auch für die Künstlerinnen und Künstler selbst. Für viele war Kunst am Bau ein Sprungbrett – zum Beispiel für Alfred Hrdlicka, Fritz Wotruba und Hans Staudacher. Eine weitere Stufe in der Karriereleiter ist sie jetzt vielleicht auch für Golif.