Präsentation Gurgeltest
APA/Roland Schlager
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Gesundheit

Schulen: Vier mobile Teams für Gurgeltests

Ein Konzept für Gurgeltests an Wiener Schulen sieht vier mobile Teams vor. Innerhalb von 24 Stunden soll Klarheit über das Testergebnis bestehen. Der Wiener Kinderarzt Peter Voitl hat eine „Hotline für Kinder“ gefordert.

Vier mobile Teams sind eingerichtet, bei Bedarf kann auf acht erweitert werden. Das eine Minute dauernde Gurgeln erfolgt in den Schulen in einem großen Raum oder im Freien. Die befüllten Teströhrchen werden zur Auswertung ins Vienna Biocenter gebracht und anschließend im Labor des Wiener AKH befundet. Bei einem negativen Ergebnis informiert die Schulleitung die Personen, bei einem positiven Resultat die Gesundheitsbehörde, meinte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz.

„Wir gewinnen Zeit, vermeiden Doppeltestungen und wir erreichen Gewißheit“, so Faßmann. Oft gebe es an den Schulen falschen Alarm, diese Fehlalarme könnten reduziert werden. Auch Verunsicherung könnte abgebaut werden. „Die gesamte Familienstruktur gerät ins Wanken, wenn ein Kind ein Verdachtsfall ist“, meinte Faßmann.

Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bei Pressekonferenz zu Gurgeltests an Wiener Schulen
APA/Robert Jäger
Laut Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker werden vorerst vier mobile Teams für die Gurgeltests an Schulen eingesetzt

Bis zu 300 Tests täglich möglich

Mithilfe der mobilen Teams, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellt, soll es möglich sein, bis zu rund 300 Personen pro Tag testen zu können, erläuterte Faßmann. Wobei er versprach. Die neue Vorgangsweise, die ab sofort anläuft, werde dank Zeitgewinnung helfen, mehr Ruhe in den Schulbetrieb zu bekommen, zeigten sich Faßmann und Wiens Gesundheitstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in einer Pressekonferenz am Dienstag unisono zuversichtlich.

Das Prozedere beim neuen Test-Konzept in Schulen: Meldet eine Schule einen oder mehrere Verdachtsfälle an die eigens eingerichtete Telefonnummer der Wiener Gesundheitsbehörde, schickt diese nach Absprache mit der zuständige Stelle im Ministerium ein mobiles Team samt Schularzt auf den Weg. Ausgestattet mit Schutzausrüstung und Gurgeltestkit nimmt dieser an der Schule von den Betroffenen im Freien oder in großen gut durchlüfteten Räumen Proben. Für Unter-14-Jährige braucht es eine Einverständniserklärung der Eltern.

CoV: Gurgeltests für Wiener Schüler

In den Wiener Schulen wird es großflächige Corona-Tests geben. Der herkömmliche Abstrich soll durch einen Gurgeltest ersetzt werden, der von mobilen Teams, aber auch direkt an den Schulen durchgeführt werden kann.

Hacker: „Schule muss stattfinden“

Auf die Frage, warum das System nicht schon vor zwei Wochen, also mit Schulbeginn, implementiert wurde, erklärte Hacker, dass erst jetzt alle notwendigen Zertifizierungen für den Gurgeltest vorlägen. Denn als Grundlage für ein eventuelles Behördenverfahren – sprich die Verhängung einer Quarantäne – müsse ein Testverfahren „niet- und nagelfest“ sein. Mit wahlkampfbedingtem Hickhack zwischen Bund und Wien habe der erst jetzt erfolgte Start nichts zu tun.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verwies auf den „Grundkonsens mit Faßmann“, dass „Schule stattfinden muss“. Der Bildungsminister haben mit den mobilen Teams „ein großartiges Angebot“ gemacht. Am Montag sei festgestellt worden, dass das Team „hervorragend funktioniere“. Laut Faßmann ist die Pilotphase nun einmal für drei Wochen ausgelegt. Sollten andere Bundesländer Interesse haben, werde sein Ministerium jedenfalls das entsprechende Know-how zur Verfügung stellen: „Aber die dortige Gesundheitsbehörde muss aktiv werden“, so der Ressortchef.

„Kritische Infrastruktur muss aufrecht erhalten werden“, meinte Hacker und zählte neben Gesundheitseinrichtungen und öffentlichem Verkehr auch die Schulen dazu. Beim Rachentest werde besonders geschultes Personal gebraucht. Nun sei man in der Lage, die Gurgeltests „flächendeckend aufzurollen“. Derzeit weden 600.000 Gurgeltest-Kits zusammengestellt, ab nächster Woche sollen sie Schulen und Kindergärten zur Verfügung stehen.

Neuer „Cluster-Buster-Bus“

Die Stadt sieht die mobilen Teams des Ministeriums aber ohnehin nur als eine Art Übergangsphase. Denn Hacker kündigte an, Schulen ab der kommenden Woche mit 600.000 Gurgeltestkits auszustatten. Dank der leichten Handhabung sollen sie – nach dem grünen Licht der Gesundheitsbehörde – künftig eigenständig Testproben entnehmen können. Diese werden dann abgeholt und zum Labor gebracht.

Ausprobieren will die Stadt ab Donnerstag zudem einen „Cluster-Buster-Bus“, der mit einem neuartigen Testgerät ausgestattet ist. Von der Probenentnahme bis zum Vorliegen des Ergebnisses soll es dann nur eine Stunde dauern, wobei 48 Tests pro Stunde erfolgen können, erklärte Hacker. Der Bus werde ebenfalls an Schulen und – falls er sich bewährt – später auch an Betrieben zum Einsatz kommen.

Gurgeltest basiert auf Kochsalzlösung

Der Gurgeltest basiert auf einer Kochsalzlösung zur Probengewinnung und gilt als vor allem für Kinder angenehmere Alternative zum herkömmlichen Rachenabstrich. Außerdem kann er auch von weniger geschultem Personal durchgeführt werden. Zuletzt hatte es von mehreren Seiten heftige Kritik an dem Umgang mit dem Virus im Schulbetrieb und insbesondere an zu langen Wartezeiten auf Tests bzw. deren Ergebnisse gegeben.

Zustimmung von SPÖ und NEOS, Ablehnung von FPÖ

Zu den Gurgeltests zeigte sich NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre zufrieden, dass „dieser NEOS-Vorschlag“ nun zumindest in der Bundeshauptstadt umgesetzt werde. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid lobte das Konzept prinzipiell, schob die Verantwortung für den Start erst nach Schulbeginn aber dem Minister zu: „Stadtrat Hacker scheint Minister Faßmann endlich aus seinem Tiefschlaf geweckt zu haben.“

„Derartige sinnlose Massentests an Schulen sind reiner Aktionismus und dienen lediglich der Angstmache“, hieß es dagegen von FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl: „Statt diesem Faßmann-Pilotprojekt sollen nur jene Schüler getestet werden, die das auch wirklich wollen und dann muss aber auch innerhalb von zwölf Stunden ein Testergebnis vorliegen.“ Für Thomas Bulant, Vorsitzender der Sozialdemokratischen LehrerInnen Österreich (SLÖ), haben Faßmann und Hacker bewiesen, dass das Coronavirus kein Wahlkampfthema sein müsse.

Interview mit dem Kinderarzt Peter Voitl

Der Kinderarzt Peter Voitl erklärt, was Eltern bei Schnupfen oder Husten mit ihren Kindern machen sollen.

Kinder sollten dann getestet werden, wenn „die Symptome zu Covid-19 passen und vor allem dann, wenn Kontakt zu jemanden gegeben ist, der Covid-19 nachweislich hat“, erklärte Peter Voitl vom Kindergesundheitszentrum Donaustadt gegenüber „Wien heute“. Zur besseren Abklärung und als Unterstützung für die Eltern, „wäre eine Art 1451er Nummer wünschenswert. Also eine Hotline speziell für Kinder, wo erfahrene Kinderspezialisten sitzen und entsprechende Empfehlungen abgeben“, so Voitl.

„Eltern, die ihre Kinder gar nicht in die Schule schicken“

Isabella Kirchmayr, die Direktorin der „Bunten Schule Währing“, hat derzeit viele Fragen von Eltern zu beantworten. Bei 235 Kindern sind viele verschiedene Meinungen dabei. „Es gibt natürlich Eltern, die ihre Kinder gar nicht in die Schule schicken, und es gibt Eltern die halten die Maskenpflicht und andere Maßnahmen für unsinnig. Und dazwischen muss sich die Schule bewegen und eigentlich allen gerecht werden“, sagt Kirchmayr gegenüber „Wien heute“.

Es würden viele Anrufe von Eltern kommen, die fragen, was sie jetzt tun sollen, weil ihr Kind Schnupfen oder Halsweh hat, erzählt Kirchmayr. „Ich bin keine Ärztin, ich kann keine Ratschläge geben. Ich sage dann meist, im Zweifelsfall bitte lieber zuhause bleiben“, so die Direktorin.

Kritik vom Landeselternverband

Der Landeselternverband Wien kritisiert, dass es keine einheitlichen Regelungen gäbe. „Wir wissen nicht was passiert bei positiv getesteten Kindern in einem Klassenraum. Wir wissen nicht, was dann mit der sogenannten Gruppe K11, also den unmittelbar daneben befindlichen Kindern passieren soll. Es herrscht schon große Verunsicherung was mit Kindern in Isolationsräumen passiert“, sagt Karl Dwulit, der Vorsitzende des Landeselternverbandes Wien.

Verunsicherung an den Schulen

Die uneinheitliche Vorgangsweise bei Corona-Verdachtsfällen sorgt für viel Verunsicherung an den Schulen. Ein Lokalaugenschein.