Birgit Hebein zu Besuch im Funkhaus
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Wahl 2020

Hebein: „Holzhacken beruhigt“

Die Spitzenkandidatin der Wiener Grünen, Birgit Hebein, hat im Interview mit Radio Wien persönliche Fragen beantwortet. Die gelernte Sozialarbeiterin hackt gerne Holz, lebte 21 Jahre in Wohngemeinschaften und findet Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) „humorvoll“.

Seit zwei Jahren ist Birgit Hebein Parteivorsitzende der Grünen in Wien. Aufgewachsen ist sie im kleinen Kärntner Dorf Feistritz an der Gail, mittlerweile nennt die 53-Jährige den 15. Bezirk ihr Zuhause. Wie schaut ihre aktuelle Wohnsituation aus?

„Ich habe 21 Jahre in Wohngemeinschaften gelebt. Als dann unser zweites Kind auf die Welt gekommen ist, war es uns dann doch einbisschen zu eng und wir sind ein paar Straßen weitergezogen in eine Genossenschaftswohnung mit vielen Blumen. Das taugt mir sehr, einbisschen in der Erde herumwühlen. Da merke ich doch, dass ich vom Land komme. In der Erde wühlen, Holz hacken, das sind schon noch Dinge, die mich sehr beruhigen.“

Bücher, bis heute eine Besonderheit

Hebein hat zwei Söhne, ihr Privatleben wolle sie nicht an die Öffentlichkeit tragen, wie sie betont. Ein paar Details aus der Vergangenheit erfährt man dann doch: „Ich investiere gerne Geld in Blumen und Bücher.“ Der Grund dafür? „Ich hatte keine Bücher als Kind, dafür war bei uns zuhause kein Geld. Das erste Buch war das Tauschbuch in der Hauptschule. Bücher sind immer etwas Besonderes geblieben.“ Ein Buch, das sie geprägt hat, sei „Eleni“, eine Familien- und Frauengeschichte über drei Generationen.

Birgit Hebein zu Besuch im Funkhaus
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„War im Sommer nur einmal schwimmen“

Geprägt hat die Politikerin auch ihr Großvater, der mit ihr viel über den Krieg gesprochen, sie in Gasthäuser mitgenommen und viel gesungen hat. Vom Großvater habe sie mitbekommen „wenn man etwas verändern will, dann muss man was tun.“ Werte, die Hebein wichtig sind: „Gerechtigkeit und Handschlagqualität.“

Die gelernte Sozialarbeiterin ist nach der Ausbildung vier Monate nach Indien gereist, was sie sehr beeindruckt habe. „Die Chance, dass ich meinen eigenen Lebensweg gehen durfte, diese Chance hätte ich gerne für jedes Kind in Wien.“

Apropos Wien: Dort wurde ihr bisher einmal das Fahrrad gestohlen. Auch sie ärgere sich öfters, wenn sie keinen Parkplatz finde, erzählt die Verkehrsstadträtin. Auf die Frage, wie oft sie im Gürtelpool schwimmen war, antwortet sie: „Nie, das war mir ehrlich gesagt zu persönlich. Ich war zugegeben im gesamten Sommer nur einmal Schwimmen.“

Hebein: Ludwig „humorvoller Mensch“

Hebein ist die einzige weibliche Spitzenkandidatin im Wiener Wahlkampf. „Man hat sowohl auf Wiener Ebene, als auch auf Bundesebene mit vielen Männern zu tun.“ Mehr Frauen wären „wünschenswert“. Wie das möglich ist? „Man muss Strukturen schaffen, dass es Frauen leichter ermöglicht wird, in die Politik zu gehen.“

Und wie versteht sich Birgit Hebein privat mit Michael Ludwig? „Ich finde ja, dass Michael Ludwig ein humorvoller Mensch ist. Also wir können auch zu zweit blödeln, nicht in Wahlkampfzeiten, was ich ja bedauere, aber da muss man mit Haltung durch“, sagt die Politikerin.

Viele romantische Ecken zu entdecken

Auf die Frage einer Radio-Wien-Hörerin, ob sie vegan oder vegetarisch lebe, sagt Hebein: „Ich esse ein- bis zweimal die Woche Fleisch.“ „Romantisch“ findet die grüne Spitzenkandidatin viele Plätze in Wien: „Ob das in den Museen ist oder am Nussberg über Wien blicken. Wien hat so viele romantische Ecken, die kann man immer wieder neu entdecken.“

Wiederkehr am Donnerstag

Am Donnerstag ist der Spitzenkandidat der Wiener Neos, Christoph Wiederkehr, zwischen 8.00 und 9.00 Uhr zu Gast bei Olivia Peter auf Radio Wien

Hebein hat eine TCM-Ausbildung, zum Frühstück gibt es bei ihr trotzdem Kaffee statt warmer Suppe, verrät die Politikerin. Zwölf Jahre lang war sie auch in der Friedensbewegung tätig und hat dabei unter anderem junge Männer beraten, die den Wehrdienst verweigern wollten. Verhaftet sei sie bisher einmal worden, so die 53-Jährige, und zwar bei einer Militärparade: „Wir haben mit 30 Frauen eine Bühne betreten, ein Friedenslied gesungen und die Veranstaltung gestört. Da wurden wir tatsächlich mitgenommen.“ Ein Haus besetzen würde sie heute übrigens nicht mehr.

In der Interview-Rubrik „Wordrap“ beantwortete die wahlkämpfende Spitzenkandidaten diverse Fragen in aller Kürze. Hebein sagt: Angst habe sie vor „Krankheit und Krieg“. Menschen, die sie am meisten geprägt haben: „der Großvater und die Eltern“. Gendern findet sie „notwendig“. Besäße sie ein Motto-T-Shirt stünde drauf: „Weltfrieden“.