Die Situation sei für die 14.000 Lehrerinnen und Lehrer sowie 470 Direktorinnen und Direktoren an den Wiener Pflichtschulen „kaum mehr zu bewältigen“. Dies stellte Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) am Freitag in einem Schreiben an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) fest. Zwar würden an den Wiener Schulen täglich unzählige Covid-19-Verdachtsfälle gemeldet. „Doch durch die unzureichend funktionierende Behördenkette werden die Direktoren und Direktorinnen mit ihren Problemen alleine gelassen“, so die Kritik.
Kritik an Corona-Management für Schulen
Die Pflichtschulen in Wien sehen sich mit der Bewältigung der Corona-Krise und den Regeln dafür alleine gelassen. Die Bildungsdirektion gibt personelle Engpässe zu.
Es könne nicht Aufgabe der Direktoren sein, Entscheidungen der Gesundheitsbehörde zu übernehmen. Wenn die Schulleiter dort aber überhaupt jemanden erreichen würden, verweigerten diese laut Krebs schriftliche Anweisungen. Dadurch brächten sie aber die Schulleiter in eine „höchst unangenehme Situation“. Immerhin hätten Entscheidungen etwa über die Quarantäne von Klassen weitreichende Auswirkungen und würden auch nicht von allen Eltern ohne weiteres akzeptiert.
Wo sind Ersatzlehrer?
Keinen Plan der Bildungsdirektion sieht Krebs beim Ersatz von Lehrern, die für den Präsenzunterricht ausfallen (wegen einer Covid-19-Infektion, weil sie als Risikoperson davon befreit sind oder sich in Quarantäne befinden). Gerade an kleineren Schulen seien auch einzelne Ausfälle nur schwer kompensierbar. Die Bildungsdirektion habe zwar einen Pool an Ersatzpersonal angekündigt und dafür auch Dienstposten eingeplant, „aber in der Praxis schaut das anders aus“, beklagte Krebs.
Dazu kämen Zusatzbelastungen wie die vom Bildungsministerium durchgeführte Gurgelstudie, die einen Überblick über das Infektionsgeschehen an den Schulen liefern soll. Hier müssten die Schulen die gesamte Administration übernehmen, was nicht ihre Aufgabe sei.
„Permanentes Bestreben der Beschleunigung“
Es ist Kritik, die Bildungsdirektor Heinrich Himmer so nicht stehen lassen will. Er verwies zunächst gegenüber „Wien heute“ darauf, dass mit Stand 25.9.2020, 12.50 Uhr, es in Wien 421 positiv getestete Schülerinnen und Schüler (bei einer Gesamtzahl von rund 240.000) sowie 44 positiv getestete Lehrerinnen und Lehrer (bei einer Gesamtzahl von 27.000) gebe. Das sei immer noch eine verhältnismäßig kleine Zahl, die Zahl der Verdachtsfälle sei ungefähr etwa zehnmal größer: „Was wir tun können, ist, gemeinsam mit Gesundheitsbehörden zu schauen, dass Abläufe einfacher und rascher gehen“, sagte Himmer.
Dafür sorgen soll ein Ablauf-Diagramm, das schnelle Informationen für alle Beteiligten liefern helfen soll. Darin festgelegt sind vier Vorgangsweisen, was genau zum Beispiel im Vorliegen eines konkreten Verdachtsfalls zu tun sei. Ihm sei bekannt, dass die Schulen mehr Unterstützung beim Personal bräuchten, rund 200 Mitarbeiter würden dafür von der Stadt bereitgestellt. Vereinzelt könne die CoV-Krise in Wiener Schulen zu einer riesigen Belastung werden. Himmer versicherte aber, es gebe das permanente Bestreben, Abläufe zu beschleunigen, etwa durch mobile Testteams und Cluster-Buster-Bus.
Natürlich komme es zu Wartezeiten, alle Mitarbeiter würden aber den ganzen Tag damit beschäftigt sein, Probleme zu lösen. Himmer empfahl für den Fall, dass niemand erreicht werden könne, sich an einen Vorgesetzten zu wenden: „Wir bemühen uns wirklich, alles so schnell wie möglich zu beantworten, können aber auch nicht jede Situation in der nächsten Minute lösen.“