Registrierungsformular für Gäste
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Chronik

Registrierpflicht: Viele Lokalgäste weigern sich

Die seit Montag gültige Registrierungspflicht für Lokalgäste dürfte offenbar nicht reibungslos anlaufen. Laut einer ersten „Blitzumfrage“ der Wiener Wirtschaftskammer weigern sich viele Lokalgäste, sich einzutragen.

Seit Mitternacht ist die Registrierpflicht für Lokalgäste in Wien in Kraft. Die Wirte müssen dafür sorgen, dass sich die Gäste eintragen. So soll im Fall einer Coronavirus-Infektion die Kontaktnachverfolgung durch die Gesundheitsbehörde einfacher werden. Der Gastronomie-Fachgruppenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak, berichtete am Montagvormittag von einer ersten „Blitzumfrage“, wonach nur 60 Prozent der Besucherinnen und Besucher sagten, sich eintragen zu wollen.

„Schnitzel-Formular“ startet

In Wien startet am Montag die Registrierungspflicht in Gaststätten. Ein Mehraufwand, der großteils akzeptiert wird.

„Bitte beruhigt’s Euch“

Dobcak befürchtet folglich Umsatzrückgänge und appellierte an die restlichen 40 Prozent: „Bitte beruhigt’s Euch!“ Wirte hätten ihm in ersten Rückmeldungen zum Teil von „wildesten“ Diskussionen mit Gästen berichtet, die ihre Daten nicht bekanntgeben wollten. „Die Leute sollen bitte runterkommen“, sagte Dobcak und plädierte für mehr Unaufgeregtheit seitens der Kundschaft.

Was sei denn schon dabei, wenn man Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer bekanntgebe. „Das wird vier Wochen aufgehoben und dann weggeschmissen“, sagte der Wirtschaftskämmerer: „Was soll der Wirt denn sonst damit machen?“

„Anfangshype der Ablehnung“

Viele Menschen würden ihre Daten ja auch freiwillig und bedenkenlos für die Nutzung Sozialer Netzwerke und Kundenkarten von Handelsketten hergeben. Der jetzige „Anfangshype der Ablehnung“ sei wohl auf das „kleine Revoluzzerherz des Wieners“ zurückzuführen. Insofern hoffte Dobcak auf eine schnelle Gewöhnungsphase: „Ich gehe schon davon aus, dass sich das nach ein paar Tagen mehr und mehr einspielen wird.“

Gastroliste
Stadt Wien

Gastgärten ja, Imbissstände nein

Dobcak bekräftigte, dass ihm die Registrierungspflicht – sie soll den Behörden bei einem Infektionsfall die Kontaktrückverfolgung erleichtern – deutlich lieber sei als eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 22.00 Uhr, wie sie vor allem in den westlichen Bundesländern umgesetzt wird. Die Stadtregierung ließ er in Sachen Kritik trotzdem nicht zur Gänze außen vor. Denn die am Freitag veröffentlichte Verordnung sei in einigen Punkten unklar – etwa, ob die Regierungspflicht auch für Gastgärten und Würstelstände gelte.

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) erklärte man auf APA-Nachfrage, dass Gastgärten von der Pflicht umfasst seien. Für Imbissstände gelte sie hingegen nicht, da diese in den ausgenommenen Take-away-Bereich fallen.

Strafe für Wirt bei Nichtumsetzung

Die Registrierungspflicht gilt vorerst bis Ende des Jahres. Der Wirt ist dazu verpflichtet, die Daten vorlegen zu können. Er ist im Falle einer Kontaktnachverfolgung wegen einer CoV-Infektion auskunftspflichtig. Hat er die Daten seiner Gäste nicht, droht ihm eine Verwaltungsstrafe. Deren Höhe ist noch unbekannt. Der Datenschutz soll laut Rathaus gewährleistet werden. Die Behörde darf nur bei einem Infektionsfall in die Formulare Einsicht nehmen.

Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Tischnummer und Zeit werden vermerkt. Das kann auf zwei Arten passieren: entweder über ein Formblatt, das die Stadt Wien den Wirten im Internet zum Herunterladen zur Verfügung stellt, oder über eine App oder Excel-Tabelle, in der die Wirte ihre Gäste registrieren. Für die Art der Datenaufnahme gebe es keine Vorgaben, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Hacker.

Weinwandertag abgesagt

Als Folge der neuen Registrierungspflicht wurde der für kommendes Wochenende anberaumte Wiener Weinwandertag am Montag abgesagt. „Trotz des umfassenden Coronavirus-Präventionskonzepts, das die Stadt im Vorfeld mit dem Hygienefacharzt Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität abgestimmt hat, ist es aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen leider nicht möglich, einen ordnungsgemäßen Ablauf zu gewährleisten“, so das Stadt Wien Marketing in einer Aussendung.

Das Stadt Wien Marketing versicherte jedoch, dass man bereits auf Terminsuche für den Weinwandertag 2021 sei. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner begrüßte die Registrierungspflicht: „Angesichts dieser sich zuspitzenden Entwicklung der Neuinfektionen in Österreich ist das ein Weg, der sicherlich vernünftig ist“, sagte sie am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Wien.