Teilnehmer an Demonstration für Aufnahme von Flüchtlingen
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Chronik

Flüchtlinge: Tausende bei Demo für Aufnahme

Tausende Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben am Samstag an einer Demonstration zur Aufnahme von Flüchtlingen teilgenommen. Veranstalter waren die Volkshilfe und die Plattform für eine menschliche Asylpolitik.

Unter dem Motto „Wir haben Platz“ hat die Kundgebung auf dem Karlsplatz begonnen. Die Veranstalter riefen dazu auf zu zeigen, dass die Zivilgesellschaft in Österreich nach wie vor bereit sei, Menschen in Not zu helfen und Geflüchtete – etwa aus dem abgebrannten Camp Moria auf Lesbos – aufzunehmen.

Die anwesenden Demonstranten trugen Schilder wie „Kurz, Nehammer und die FPÖ sind die Brandstifter. Nieder mit den Grenzen, wir haben Platz“, „EU-Politik tötet“ und „Keine Abschiebungen nach Afghanistan“. Skandiert wurde „No justice, no peace“ und „Kein Mensch ist illegal. Bleiberecht überall“. Auch die „Omas gegen rechts“ und Mitglieder der Kleinparteien Links und Volt mischten sich unter die Demonstranten.

Diakonie: Geflüchtete sind Geiseln

Christoph Riedl von der Diakonie Österreich prangerte die Zustände in den Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln an. „Die Geflüchteten sind Geiseln der griechischen Regierung. Ihr Elend soll andere abschrecken“, so Riedl. Es sei unsere Menschenpflicht, ihnen zu helfen, weil wir die Mittel hätten und es könnten. „Ihnen nicht zu helfen ist herzlos und dumm. Nehmen wir die Sache selbst in die Hand“, forderte Riedl.

Die Veranstalter stellten angesichts der Corona-Pandemie Sicherheitsregeln auf. So sollten Teilnehmer genügend Abstand zueinander einhalten und einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Mehrere Dutzend Ordner kontrollierten die Einhaltung und trugen Schilder mit „Bitte Mund-Nasen-Klimaschutz tragen“. Der Mund-Nasen-Schutz wurde beinahe ausnahmslos eingehalten. Auch beim Abstand gab es wenig zu beanstanden.

Stopps an mehreren Botschaften

Der Demonstrationszug führte zunächst zur griechischen Botschaft. Im Anschluss führte die Route an der kroatischen und afghanischen Botschaft vorbei. Bei der kroatischen Botschaft schilderte ein Sprecher von „SOS-Balkanroute“ gewaltsame Praktiken gegenüber Flüchtlingen an der EU-Außengrenze und meinte: „Die Brutalität an der Außengrenze nimmt zu. Niemand kann mittlerweile mehr sagen, man hätte von nichts gewusst.“ Auch Alexandra Stanic vom Magazin Vice sprach von einem „systematischen Verstoß gegen Menschenrechte“ an der EU-Außengrenze: „Menschen werden dort verprügelt, erniedrigt, ihrer Rechte beraubt.“

Der Weg zur afghanischen Botschaft wurde mit Musik und Getrommel abgekürzt. Auch schwoll die Teilnehmerzahl zusehends an. Dort angekommen bedankte sich Ali Khalili, ein junger Mann, der vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Wien geflüchtet war, für die freundliche Aufnahme in Österreich.

„Die Zivilgesellschaft hat mich in ihre Familie aufgenommen. Diese Stadt hat mich unterstützt. Hier bin ich sicher“, so Khalili. Jedoch müssten Abschiebungen nach Afghanistan gestoppt werden, forderte der junge Mann. „Dort herrscht immer noch Krieg. Es hat sich seit 2015 nichts verändert. Abschiebungen nach Afghanistan sind nicht nur eine grobe Verletzung der Menschenrechte, sondern Mord“, so Khalili.

Fenninger: Schande für Österreich

Laut Veranstalter schlossen sich zwischenzeitlich bis zu 5.000 Menschen dem Demonstrationszug an. Die Demonstration endete am Heldenplatz. Dort spendete Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, der Zivilgesellschaft Dank für ihr Engagement. „Das Jahr 2015 steht für Menschlichkeit und zivilgesellschaftliches Handeln. Wer das Wesen von 2015 umdeutet, enttarnt sich selbst als Menschenfeind“, sagte Fenninger.

Kritik hagelte es für die ÖVP, die in den Augen Fenningers mittlerweile Positionen der FPÖ übernommen habe: „Wir haben Platz. Das sage ich bewusst wenige Meter vom Bundeskanzleramt entfernt. Es ist eine Schande für Österreich, dass Flüchtlinge im Dreck liegen müssen“, so der Volkshilfe-Direktor.

Zum Abschluss der Demonstration wurde ein eineinhalbstündiger Zusammenschnitt des „Voices-for-Refugees“-Solidaritätskonzert vor fünf Jahren gezeigt. Damals spielten Bands wie Die Toten Hosen, Bilderbuch oder der italienische Popmeister Zucchero vor rund 150.000 Menschen am Heldenplatz.