Lotte de Beer anl. einer PK zur Vorstellung der neuen  Geschäftsführung für die Volksoper Wien
APA/Hans Punz
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Kultur

Lotte de Beer neue Volksoperndirektorin

Erstmals wird eine Frau eines der großen Wiener Opernhäuser leiten: Wie die Grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Dienstag bekanntgab hat, wird die Niederländerin Lotte de Beer zur künstlerischen Direktorin der Volksoper bestellt.

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Christian Kircher als Bundestheater-Holding-Chef machten die Nachfolge von Robert Meyer am Vormittag der Öffentlichkeit publik. „Ich bin überzeugt, dass in sieben Jahren – am Ende ihrer ersten Amtszeit – die Wiener Lotte de Beer in ihr Herz geschlossen haben werden“, freute sich Staatssekretärin Mayer bei der Vorstellung.

De Beer (Jahrgang 1981) konnte sich nach ihrem Studienabschluss 2009 an der Hochschule der Künste in Amsterdam in Rekordgeschwindigkeit einen Namen in der europäischen Musiktheaterlandschaft machen. Sie inszenierte bisher u. a. in Leipzig, Amsterdam und München. In Österreich waren am Theater an der Wien (u.a. „Die Jungfrau von Orleans“, „Les pecheurs des perles“) und bei den Bregenzer Festspielen („Moses in Ägypten“) Arbeiten de Beers zu sehen.

 Kultur-StS Andrea Mayer (Grüne) und Lotte de Beer anl. einer PK zur Vorstellung der neuen  Geschäftsführung für die Volksoper Wien
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Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) und Lotte de Beer bei der Vorstellung der neuen Geschäftsführung für die Volksoper

Sieben Frauen und 26 Männer

Der Posten des künstlerischen Geschäftsführers des Traditionshauses am Gürtel wird ab 1. September 2022 auf fünf Jahre besetzt. Im Rennen um die Direktion waren sieben Frauen und 26 Männer, 16 aus dem Inland, 17 aus dem Ausland. Nachdem der amtierende Direktor bereits selbst bekanntgegeben hatte, dass ihm keine Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt werde, hatten Beobachter bereits im Vorfeld der Entscheidung auf eine Frau als Nachfolgerin getippt.

Robert Meyer, Direktor der Volksoper
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Meyer wollte weitermachen, wurde aber nicht verlängert

Der seit 2007 amtierende Meyer (66) hatte zunächst bekundet, sich für eine weitere Amtsperiode bewerben zu wollen, in einem „Kurier"-Interview vor einem Monat allerdings davon berichtet, im Juli bei einem Termin mit der Staatssekretärin erfahren zu haben, „dass eine Vertragsverlängerung nicht in ihrem Sinn sei.“

Hoffnungsvolles Nachwuchstalent

Ihre Ausbildung begann de Beer in Maastricht, wo sie zunächst Gesang und Klavier und später Schauspiel studierte. Es folgte der Wechsel ins Regiefach und an die Hochschule der Künste in Amsterdam. Nach dem Abschluss 2009 entdeckte sie Peter Konwitschny, mit dem sie bei mehreren Produktionen zusammenarbeitete, für den deutschsprachigen Raum. An der Oper Leipzig debütierte sie mit „Clara S.“ von Nicoleta Chatzopoulo und inszenierte u.a. „Das schlaue Füchslein“ von Janacek.

Volksoper bekommt erstmals Chefin

Erstmals wird eine Frau eines der großen Wiener Opernhäuser leiten: Wie die Grüne Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Dienstag bekanntgab hat, wird die Niederländerin Lotte de Beer zur künstlerischen Direktorin der Volksoper bestellt.

Bald stieg de Beer zu einer der hoffnungsvollen Nachwuchstalente auf, was sich nicht zuletzt mit der Ehrung in der Kategorie „Newcomer“ bei den International Opera Awards in London 2015 niederschlug. Auch gründete de Beer bereits 2010 mit dem Projekt Operafront ihre eigene Kompanie, die an wechselnden Orten das Genre nicht zuletzt für ein junges Publikum zugänglich machen will. 2018 erhielt sie den „Distinguished Artist Award“ der International Society for the Performing Arts (ISPA), 2020 war sie bei den International Opera Awards in der Kategorie „Best Director“ nominiert.

Inszenierungen in Östereich

Als Regisseurin war sie in Stuttgart wie in Leipzig, in Amsterdam wie in Kopenhagen oder an der Bayerischen Staatsoper in München tätig. Dabei inszenierte sie u.a. „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck in Amsterdam, „Boulevard Solitude“ von Henze in Kopenhagen, Mozarts „Così fan tutte“ in Braunschweig, „Die arabische Prinzessin“ und Alban Bergs „Lulu“ an der Oper Leipzig, „Carmen“ am Aalto-Theater Essen und „Der fliegende Holländer“ an der Malmö Opera. Für das kommende Frühjahr ist eine „Aida“ in Paris angesetzt. Händels „Alcina“ ist ihre erste Inszenierung für die Deutsche Oper am Rhein.

Pressekonferenz „Neue künstlerische Geschäftsführung für die Volksoper Wien“

Erstmals wird eine Frau eines der großen Wiener Opernhäuser leiten. Wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und der Geschäftsführer der Bundestheater-Holding Christian Kircher am Dienstag bekanntgaben, wird die Niederländerin Lotte de Beer 2022 als Nachfolgerin von Robert Meyer zur künstlerischen Direktorin der Volksoper bestellt.

Und auch in Österreich hat de Beer bereits mehrfach als Regisseurin reüssiert. 2013 gab sie ihren Einstand an der Kammeroper mit einer berührend-aktualisierten „Boheme“, der 2016 eine „Traviata“ folgte und im Theater an der Wien zunächst eine „Pecheurs des perles“ (2014) und zuletzt im Vorjahr eine „Jungfrau von Orleans“. Und bei den Bregenzer Festspielen legte sie 2017 mit Rossinis „Mose in Egitto“ samt Puppenunterstützung eine spannende Hausoper vor.

„Fein nuancierte, aber kraftvolle Konzepte“

Mayer lobte die „fein nuancierten, aber kraftvollen Konzepte“ ihrer Inszenierungen sowie die Performance bei ihren Gesprächen im Auswahlverfahren: „Ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft sind ansteckend.“ Auch dass sich Lotte de Beer an der Volksoper verstärkt der Operette widmen wolle, habe sie gefreut.

„Ich freue mich unendlich, Verantwortung für die Volksoper Wien übernehmen zu dürfen. Ich hoffe, es wird mir gelingen, die Oper der Zukunft in diesem einzigartigen Haus in der Stadt, die ich als meine zweite künstlerische Heimat betrachte, mitgestalten zu können“, so Lotte de Beer in einer ersten schriftlichen Stellungnahme.

„Ideale Bühne in diesen turbulenten Zeiten“

„Wenn sich die Zeiten ändern, dann ändert sich auch die Art von Kunst, die die Menschen brauchen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Volksoper – das Opernhaus für das Volk – mit ihrer Vielseitigkeit die ideale Bühne in diesen turbulenten Zeiten ist. Mein Bestreben wird es sein, auf die Wienerinnen und Wiener zuzugehen, Brücken zwischen Innovation und Tradition zu bauen und gleichzeitig die Welt zu inspirieren.“