Menschen auf Mariahilfer Straße
APA/Roland Schlager
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GESUNDHEIT

CoV-Krise: Jeder Vierte leidet psychisch

Bei einem Viertel der Wiener Bevölkerung hat sich die psychische Gesundheit während der Coronavirus-Pandemie verschlechtert. Das geht aus einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Sora hervor.

Die größten Sorgen bereiten den Wienerinnen und Wienern die Schere zwischen Arm und Reich, Wirtschaft und Arbeitsplätze sowie die Einschränkung von Grund,-und Freiheitsrechten. Jede vierte Person ist aber auch von konkreten Ängsten betroffen – etwa sich mit dem Virus anzustecken.

Befragt wurden zwischen Ende April und Mitte Mai 1004 zufällig ausgewählte Personen ab dem 16. Lebensjahr. Abgefragt wurden Themen wie die körperliche und psychische Gesundheit, psychosoziale Begleiterscheinungen, aktuelle Sorgen sowie der Bedarf an Hilfsangeboten. Auch die soziale und politische Situation mussten bewertet werden. Die Studie wurde im Auftrag der Magistratsabteilung für Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA23) erstellt.

Finanzielle Sorgen wirken sich negativ aus

Bei rund einem Viertel der Befragten verschlechterte sich die psychische Gesundheit während der Pandemie. Betroffen waren vor allem jene, deren psychische Gesundheit schon vor der Krise angeschlagen war. Hier hat sich sogar bei jedem Zweiten die Situation verschlechtert.

Corona und die psychischen Folgen

Eine neue Studie des SORA-Instituts hat nun die psychischen Folgen des Corona-Lockdowns auf die Wienerinnen und Wiener untersucht. Das Ergebnis: für ein Viertel hat sich die psychische Gesundheit durch Corona verschlechtert.

Besonders starke Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hatte die Pandemie auch bei all jenen, die von sozio-ökonomischer Ungleichheit betroffen waren. Das betrifft etwa Menschen, die armutsgefährdet sind oder große finanzielle Verluste zu tragen haben.

Anspannungen und Erschöpfung oft Folge

Hilfe in Krisensituationen

  • Telefonseelsorge: 142
  • Psychosozialer Dienst: 01-31330
  • Kriseninterventionszentrum: 01-406 95 95
  • CoV-Sorgenhotline: 01-4000 53000

Die Studie konnte zehn häufig auftretende Symptome eingrenzen. Demnach verspürten rund 40 Prozent aller Befragten Ängstlichkeiten und Anspannungen oder hatten nur wenig Freude an Tätigkeiten. Etwa jeder Dritte klagte über Erschöpfung, Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit. Jeder Vierte verspürte einen Kontrollverlust, Einsamkeit oder Orientierungslosigkeit.

Auch schwere Konflikte in der Familie wurden angegeben. Ein geringer Anteil gab außerdem an, zumindest an mehreren Tagen Suizidgedanken gehabt zu haben. Jede zehnte Person nutzte während der Pandemie ein Unterstützungs- und Hilfsangebot. Ein Drittel ist außerdem der Meinung, dass es einen höheren Bedarf an Unterstützungsangeboten braucht, vor allem in den Bereichen Finanzielles und körperliche Gesundheit.

Mehr Vertrauen in politisches System

Laut Studie stiegen der soziale Zusammenhalt und das Vertrauen in das politische System während der Coronavirus-Pandemie an. Demnach berichtete mehr als die Hälfte der Befragten über einen deutlich stärkeren sozialen Zusammenhalt in ihrem Umfeld.

Stark gestiegen, ist laut Studie auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem, in Expertinnen und Experten, die Polizei und in die Bundesregierung. Im Vergleich zu Oktober 2015 bewerteten außerdem mehr Personen die Stadt Wien als eine „alles in allem sehr lebenswerte Stadt“.