Die Wahl 2020 ist geschlagen.
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Wahl 2020

Vier Gewinner, zwei Verlierer

Die Gemeinderats- und Landtagswahl in Wien hat für vier Parteien Zugewinne gebracht. Die FPÖ ist massiv abgestürzt, das Team Strache hofft auf die Wahlkarten. In der Hochrechnung in wien.ORF.at ist aber die Wahlkartenprognose bereits enthalten.

Hochrechnung GRW20 Wien
ORF/SORA

In Mandaten bedeutet das bisher vorliegende Resultat Folgendes:

Mandate Hochrechnung GRW20 Wien
ORF/SORA

Der Auszählungsgrad liegt bei 100 Prozent, die Schwankungsbreite bei 1,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung wird mit 62,7 Prozent angegeben. In dieser Hochrechnung ist die Wahlkartenprognose eingerechnet.

Ludwig lässt alle Koalitionsoptionen offen

Die SPÖ gewann dazu, die ÖVP kam auf Platz zwei. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ließ in einer ersten Stellungnahme alle Optionen für eine mögliche Koalition offen. Er legte sich auch explizit nicht auf den bisherigen grünen Koalitionspartner fest. Er warte jetzt das endgültige Ergebnis ab: „Aber die Hochrechnungen stimmen mich zuversichtlich, dass ich mit mehreren Partnern reden kann.“ Er stehe zu seinem Wort: Er habe vor der Wahl gesagt, dass er eine Koalition nur mit der FPÖ und dem Team Strache ausschließe, und das gelte auch nach der Wahl, so Ludwig. „Alle anderen Koalitionsoptionen sind möglich.“

Groß die Freude bei der ÖVP, deren Spitzenkandidat Finanzminister Gernot Blümel das Ergebnis als „Sensation und Wahnsinn“ bezeichnete. Die grüne Spitzenkandidatin Birgit Hebein sah im voraussichtlichen Ergebnis der Wien-Wahl einen „ganz klaren Auftrag“ für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition. NEOS-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr sprach ebenfalls von einer Sensation und sprach sich erneut für eine Koalition mit der SPÖ aus. Heinz-Christian Strache sagte, er hoffe mit seinem Team Strache noch auf die Auszählung der Wahlkarten.

Für FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp lag die Ursache für den freiheitlichen Absturz im „Ibiza-Skandal“. Der Verlust sei „schmerzlich“. Das Ergebnis habe aber in „Ibiza“ seinen Ausgangspunkt. Nach vielen Jahren fetter Zuwächse auf Topergebnisse erlitt die FPÖ in Wien ein Wahldebakel, wie sie es noch nie erlebt hat. Mit rund minus 23 Prozentpunkten musste sie den zweitgrößten Einbruch hinnehmen, den jemals eine Partei bei den nunmehr 148 Landtagswahlen der Zweiten Republik erlebte. Den größten erlitt auch die FPÖ, und zwar 2013 in Kärnten.

Rot-Grün bleibt beliebteste Variante

Die bestehende Koalition aus SPÖ und Grünen ist für mehr als ein Drittel der Wählerinnen und Wähler die Variante, von der sie am meisten halten würden. Das geht aus einer Wahlbefragung von SORA und ISA im Auftrag des ORF hervor. Viel Einfluss hatte auch die Coronavirus-Pandemie. 45 Prozent der befragten Wählerinnen und Wähler gaben an, dass sie vor der Wahl über das Thema Coronavirus sehr diskutiert hätten. Alle anderen Themen gingen vergleichsweise unter.

Das Thema Arbeitsplätze und Wirtschaft spielte für 32 Prozent der Umfrageteilnehmer eine große Rolle. Am wenigsten von Bedeutung waren die Themen Verkehr und Sicherheit und Kriminalität mit 20 bzw. 21 Prozent. Drei Viertel der ÖVP-Wähler ließen sich bei ihrer Entscheidung in Wien durch die Bundespolitik beeinflussen. Bei Pensionisten und unter 30-Jährigen lag hingegen die SPÖ an erster Stelle.

Wahlkartenrekord verzögert Endergebnis

Rund 1,36 Millionen Wienerinnen und Wiener waren wahlberechtigt. Gewählt werden konnte in rund 1.500 Wahllokalen, wegen der Pandemie galten strenge Sicherheitsmaßnahmen. So viele Wahlberechtigte wie noch nie wählten aber schon vor dem eigentlichen Wahltag. Exakt 382.214 Wahlkarten wurden ausgegeben, was laut Hochrechnern in etwa 40 Prozent der Stimmen entspricht. Mit anderen Worten, die Ergebnisse von Sonntag beruhen auf rund 60 Prozent der Stimmen und sind entsprechend mit Vorsicht zu genießen.

Auf die Trendprognose um 17.00 Uhr folgte kurz nach 18.00 Uhr die erste Hochrechnung. Das vorläufige Ergebnis der Gemeinderatswahl, das ist die reine Urnenwahl ohne Wahlkarten, wurde für den Abend erwartet. Auch die Resultate der Bezirksvertretungswahlen waren noch für Sonntagabend angekündigt. Erst Montagfrüh beginnt die Auszählung der Wahlkarten, das Endergebnis wird frühestens Montagabend erwartet, es kann aber auch Dienstag werden – ob das alles auch tatsächlich so eintrifft, bleibt abzuwarten. Denn auch für jene, die die Stimmen auszählen, gelten CoV-Sicherheitsmaßnahmen wie Mindestabstände und Ähnliches.