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Drei Jahre Haft für falschen Polizisten

Ein mutmaßlicher Trickbetrüger ist am Donnerstag am Landesgericht für Strafsachen in Wien nicht rechtskräftig zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er soll Mitglied einer Bande gewesen sein, die ältere Frauen dazu brachte, angeblichen Polizisten ihr Bargeld zu übergeben.

Die Masche ist hinlänglich bekannt: Am Telefon werden ältere Frauen von einem angeblichen Polizisten darüber informiert, dass sich ihr Name auf einer von der Polizei sichergestellten Liste aufscheint. Einbrecher würden anhand dieser Liste in Wohnungen eindringen. Um Geld und Wertsachen zu retten, sollen die Frauen sie an einen Polizisten übergeben, der sie persönlich von der Wohnung der Frauen abhole. Damit könnten die Frauen ihr Vermögen sichern.

„Es waren meist Frauen über 80“

Einer dieser Abholer soll der 38-jährige Angeklagte gewesen sein. Er war zu einem Teil der inkriminierten Fakten und einem Schaden von einer Viertelmillion Euro geständig. Er habe sich aufgrund seiner Drogensucht und damit einhergehender Schulden auf die Sache eingelassen, machte er geltend. Man habe ihm einen gefälschten Polizeiausweis übergeben und ihm die Adressen genannt, die er „abgefahren“ sei: „Es waren meist Frauen über 80. Sie haben mir leidgetan. Es war mir unangenehm, das zu machen. Ich habe immer gehofft, die Frauen kriegen keinen Herzinfarkt“, hatte er zum Prozessauftakt Anfang September vor Gericht erklärt.

Trickbetrüger gefasst. Im Bild: Ein falscher Polizeiausweis, der verwendet wurde
LPD Wien
Falscher Polizeiausweis, der von den Betrügern verwendet wurde

Das Urteil erfolgte wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges. Der Beschuldigte nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

Bandenchef sitzt unantastbar in Türkei

In Wien agieren mehrere Gruppierungen, die sich ähnlicher, aber nicht identer Methoden bedienen, da diese Masche aus Sicht der Kriminellen gut funktioniert. Laut Anklage gehörte der 38-Jährige einer Bande an, die seit 2018 ihr Unwesen treibt. Die Wiener Staatsanwaltschaft kennt auch den Chef, der dort die Fäden zieht. Dabei handelt es sich um einen türkischen Staatsbürger, der eine Zeit lang in Vorarlberg gelebt hat und sich mittlerweile im Raum Istanbul aufhält.

Er kann von der heimischen Justiz nicht behelligt werden, da es mit der Türkei kein rechtsverbindliches Übereinkommen hinsichtlich der Strafverfolgung der jeweiligen Staatsbürger gibt. Der Bande werden in ganz Österreich Hunderte Betrugsfakten mit einem Gesamtschaden von mindestens 4,5 Millionen Euro zugeschrieben – mehr dazu in Trickbetrüger ergaunern 4,5 Mio. Euro.