Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegewohnhauses
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Gesundheit

Steigende CoV-Zahlen in Pflegeheimen

Die CoV-Ampel steht für Wien weiter auf Orange. Das liegt laut Stadt unter anderem daran, dass derzeit vor allem Jüngere infiziert sind. Der medizinische Krisenstab verzeichnet jedoch auch steigende Fallzahlen in Pensionistenwohnhäusern.

In Wien hat es am Freitag deutlich weniger Coronavirus-Neuinfektionen als an den Tagen davor gegeben. 230 neue Fälle sind gemeldet worden, nach 480 am Donnerstag. Die Zahl der aktuell infizierten Personen beträgt 5.507, das sind 37 weniger als am Tag zuvor.

Weitere Testmöglichkeiten für Pflegeheime geplant

Wenn man die aktuelle Lage im Detail betrachtet, so berichtete der Krisenstab der APA von steigenden Fallzahlen in Pensionistenwohnhäusern in den vergangenen zwei Wochen. „Hier ist die Gesundheitsbehörde in engem Austausch mit den einzelnen Einrichtungen und überlegt gemeinsam mit den Leiterinnen und Leitern, die für ihr Haus passende Maßnahme. Zudem gibt es den Pflegekrisenstab, in dem Maßnahmen gesetzt werden“, erklärte eine Sprecherin des Krisenstabes.

Generell sei zu sagen, dass die Pflegewohnhäuser ihre Hygiene-Konzepte sehr gut einhalten würden – vor allem im Umgang mit den Bewohnern. Zusätzlich zu den bisher schon durchgeführten Umfeldscreenings in Pflegeeinrichtungen erarbeitet die Stadt weitere Testmöglichkeiten für diese besonders vulnerable Gruppe.

Wien bleibt nach Riskoadjustierung orange

Laut dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gibt es in Wien aber weiter keine großen Ausbrüche in Alters- und Pflegeheimen und die Infizierten seien nach wie vor eher jünger. Das sei einer der Faktoren bei der sogenannten Riskoadjustierung in der Coronavirus-Ampel-Kommission, so ein Hacker-Sprecher gegenüber wien.ORF.at am Freitag. Ein weiterer sei beispielsweise, dass die Aufklärungsquote in Wien derzeit laut AGES-Definition bei 61 Prozent liege.

„Die rohe 7-Tagesinzidenz liegt über dem Signalwert für sehr hohes Risiko“, heißt es in den Empfehlungen der Corona-Kommission für Wien vom 15. Oktober. Damit wäre die CoV-Ampel für Wien auf Rot. Allerdings, so schreibt die Kommission weiter, „nach Risikoadjustierung ergibt sich ein Wert über dem Signalwert für hohes Risiko. Die Situation wird unter Berücksichtigung relevanter Kontextindikatoren mit hohem Risiko bewertet.“ Somit bleibt Wien auf der Ampel-Karte orange.

Risikoadjustierte Sieben-Tagesinzidenz bei 93,2

Bei der Sieben-Tagesinzidenz geht es um die Zahl der Coronavirus-Infizierten pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Ab einem Wert von 100 liegt laut Stadt sehr hohes Risiko vor. Für Wien beträgt der Wert für die Zeit von 8. bis 14. Oktober „roh“ 136,4, für die Zeit von 5. bis 11. Oktober 151,5. Die risikoadjustierte Fallzahl liegt bei 93,2 – hier gibt es nur einen Wert für 5. bis 11. Oktober. Der Bezirk Hallein, in dem sich auch die Gemeinde Kuchl befindet, die ab Samstag unter Quarantäne steht, hat eine risikoadjustierte Fallzahl von 274,7 – „roh“ waren es zuletzt 373,2.

Stadt sieht keine Bevorzugung Wiens

Dass Wien der Kommission nicht für die Hochschaltung auf Rot vorgeschlagen wurde, sorgte laut APA-Informationen bei einigen Kommissionsmitgliedern für Unmut. Grund dafür ist dem Vernehmen nach, dass Wien bei der Risikoadjustierung als gesamtes Bundesland bewertet wird – und nicht die einzelnen Wiener Bezirke herangezogen werden. Während für ein ganzes Bundesland auch die Zahl der Tests als Kriterium für eine bessere Gesamt-Bewertung dient, ist dies bei einzelnen Bezirken nicht der Fall, daher kann dieses Kriterium nur auf Wien angewendet werden.

Im Büro von Gesundheitsstadtrat Hacker weist man zurück, dass Wien dadurch einen Vorteil hätte. Die Zahl der Tests pro Bezirk liege für die anderen Bezirke in Österreich derzeit schlicht nicht vor, was diese ja ändern könnten. Und man könnte es auch als Nachteil auslegen, dass Wien als Gesamtes bewertet würde, schließlich seien in anderen Bezirken auch sehr dünn besiedelten Gebieten miteingerechnet. Grundsätzlich sei es aber kein „statistischer Schönheitswettbewerb“, so das Hacker-Büro, sondern es gehe um die Bewältigung einer Pandemie.

579 Fälle in Schulen, 48 in Kindergärten

Der Krisenstab gab am Freitag auch einen Überblick über die Situation in den Wiener Bildungseinrichtungen: In Schulen gibt es 579 positive Fälle, in Kindergärten 48 – bei insgesamt rund 230.000 Schülerinnen und Schülern und rund rund 87.000 Plätzen in den Kindergärten.

Insgesamt zeigt sich: Die Zahl der Neuinfektionen scheint im Sinken – wenn man sich den Sieben-Tages-Schnitt genauer betrachtet. Dabei hatte Wien vergangene Woche durchschnittlich 387,6 positive Fälle. Damit liegt der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner bei 139,2. Davor betrug dieser Wert 145,4. „Das bedeutet sinkende Fallzahlen“, unterstrich die Krisenstab-Sprecherin.

Die Auslastung in den Wiener Spitälern sei konstant, es gebe ausreichend freie Kapazitäten. Derzeit befinden sich 196 erkrankte Personen auf Normalstationen in den Spitälern, 57 auf Intensivstationen. Im Moment seien 228 Intensiv- bzw. Überwachungsbetten und 1.863 Normalbetten frei. Die Kapazitäten im den Krankenhäusern wurden durch die Kooperation mit den Ordensspitälern beträchtlich vergrößert, die sich nun auch um Covid-19-Patientinnen und -Patienten kümmern.