ÖBB Nightjet
ÖBB/Harald Eisenberger
ÖBB/Harald Eisenberger
Verkehr

ÖBB-Fahrplan bringt 2,3 Mio. Kilometer mehr

Am 13. Dezember tritt der neue ÖBB-Fahrplan in Kraft. Er bringt 2,3 Mio. zusätzliche Zugskilometer. Auch das Nachtzugsnetz wächst weiter – etwa mit der neuen Nightjet-Destination Amsterdam. Die Ticketpreise sollen indes nicht erhöht werden.

Mehr zahlen müssen Fahrgäste nicht – es ist erstmals seit Jahren keine Preiserhöhung der Tickets vorgesehen, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. „2020 war für die ÖBB ein äußerst schwieriges Jahr. Auch wenn der schlimmste Einbruch vorbei ist, sind wir von unseren früheren Fahrgastzahlen weit entfernt“, zog ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä eine erste Zwischenbilanz.

„Viele Millionen Fahrgäste“ fehlen

Im Personenverkehr fehlen „viele Millionen Fahrgäste“ und im Güterverkehr „viele Millionen an Einnahmen“. Im Vergleich zu der Zeit vor der CoV-Krise liegt die Auslastung im Nahverkehr derzeit bei rund 70 Prozent, im Fernverkehr bei 60 Prozent – wie auch im Nachtverkehr. 19 Linien gibt es hier – im Sommer lag die Auslastung noch bei 90 Prozent, Reisewarnungen ließen diese wieder zurückgehen, erläuterte Matthä.

„Die Lage ist äußerst herausfordernd“, dennoch wolle man die Kunden „mit vielen Neuerungen überraschen“, sagte der ÖBB-Chef. Seit 8. Oktober sind die ÖBB wieder mit ihrem vollen Angebot an Zügen im Einsatz. „Täglich werden 120 Züge mehr angeboten. Im Nahverkehr punkten wir fortan mit zahlreichen Angebotsverbesserungen, längeren Betriebszeiten und verbesserten Intervallen. Insgesamt bauen wir hier das Angebot um 2,3 Millionen Zugkilometer aus – damit bieten wir noch mehr Kapazität für die Pendler an. Des Weiteren schaffen wir national und international neue Fernverkehrsverbindungen“, sagte Matthä.

Neue Frühverbindungen

In der Früh und am Abend sollen Fahrgäste künftig im Fernverkehr von zusätzlichen Tagesrandausweitungen auf den Strecken Graz – Wien, Salzburg – Innsbruck, Salzburg – Klagenfurt und Graz – Schwarzach-St. Veit profitieren. Neue Frühverbindungen gibt es auch von Bregenz nach Innsbruck und von Wien nach Linz und Salzburg.

Auf der Strecke von Wien nach Budapest werden die Züge fortan im Stundentakt verkehren. Von Zürich – Bregenz – München werden ebenso zusätzliche und schnellere Verbindungen angeboten.

Wochenendangebot für Ausflugsorte

Ausgebaut wird auch das Wochenendangebot: Von Wien kann das steirische Thermen- und Vulkanland mit der Thermenbahn erreicht werden. Von Linz oder Wels geht es am Wochenende künftig im Zweistundentakt und unkomplizierter an den Attersee. Und für Skifahrer und Wanderer gibt es am Wochenende neue Direktverbindungen von Wien über Linz nach Hinterstoder und Schladming bis nach Bischofshofen.

Träumen von Paris

Weiter ausgebaut wird auch das Nachtzugnetz. Mit der neuen Nightjet-Verbindung geht es ab Fahrplanwechsel täglich von Wien und Innsbruck nach Amsterdam. Der Nightjet von Wien nach Brüssel fährt künftig das ganze Jahr über dreimal pro Woche und kommt früher in Brüssel an. Er träume auch weiterhin von einem Nightjet nach Paris und gehe davon aus, „dass Träume irgendwann wahr werden“, sagte Matthä.

„Parallel prüfen wir diverse Destinationen, die in Europa mit einem Mittelstreckenflug erreichbar sind. Mein Ziel ist weiterhin klar: Ich möchte bis 2028 wieder ein ausgebautes Nachtzugnetz in Europa sehen – von Berlin nach Paris, von Stockholm bis Rom.“ Ab Ende 2022 sollen 13 neue Nightjet-Garnituren im Einsatz sein. Ein Teil der bestehenden erhält ein Update.

Alle erneuerten Wagen werden mit einem barrierefreien Abteil ausgestattet, und ein Radtransport wird künftig möglich sein, auch sollen sie mit W-LAN ausgestattet werden. Die neuen Liegewagen werden künftig eine generelle Viererbelegung haben.

Desinfektionsmittel in WC und Restaurant

Bis Jahresende sollen die Railjet- und Nightjet-Züge mit neuen Desinfektionsmittelspendern in den WC-Anlagen ausgestattet werden. Außerdem können in Bordrestaurants der Züge auch während der Fahrt Handdesinfektionsmittel sowie ein Mund-Nasen-Schutz gekauft werden, hieß es. Matthä verwies darauf, dass es bisher keine Clusterbildung in einem Zug gegeben habe.

Neue Sitzplatzreservierung und Fahrradbeauftragte

Mit dem neuen Fahrplan kommen auch Verbesserungen bei der Sitzplatzreservierung per App: Mit der grafischen Darstellung der Sitzplätze im Waggon können Fahrgäste in den Railjets ihren Platz jetzt selbst auswählen und sich daran orientieren, wie viele Plätze im Waggon schon reserviert wurden. Diese neue Sitzplatzreservierung ist bereits seit 19. Oktober für Züge ab dem Fahrplanwechsel verfügbar.

Weiters stellten die Bundesbahnen nun eine eigene Fahrradbeauftragte ein. Cornelia Walch soll die verschiedenen Aktivitäten rund ums Fahrrad koordinieren. Das Fahrrad sei ein idealer Zubringer zur Bahn, „Bike and Ride“ werde immer wichtiger, so der ÖBB-Chef. Derzeit gebe es österreichweit rund 50.000 Abstellplätze für Räder bei den Bahnhöfen, jährlich werden 1.500 weitere Plätze errichtet. In beinahe allen Zügen können Fahrräder mitgenommen werden. Nach dem Upgrade der Nightjets werde das auch in den Nachtzügen möglich sein.

Aus für Dosenbier

Im Sinne der Nachhaltigkeit werden die ÖBB in den Bordrestaurants von Dosengetränken auf Glasflaschen umstellen. Damit könne man rund 1,4 Tonnen an Aluminium einsparen. Die Österreich-Card der ÖBB bleibe bis zur Einführung des österreichweiten 3-Tickets bestehen. „Wer sich jetzt eine Österreich-Card kauft, wird sehr einfach auf das neue Ticket umsteigen können“, versprach Matthä.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) begrüßte das Mehrangebot im neuen ÖBB-Fahrplan. „Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität. Und wir arbeiten auf allen Ebenen daran, dass er noch besser wird“, so die Ministerin in einer Aussendung.