Kein Geld mehr für den Einkauf, die Stromrechnung ist überfällig, plötzlich geht der Kühlschrank ein: Hunderttausende Österreicherinnen und Österreicher waren schon vor der Coronavirus-Pandemie von Armut betroffen. Doch durch die Pandemie sind es deutlich mehr geworden. "Wir sehen an vielen Orten in ganz Österreich: Nicht nur das Virus ist ansteckend. Auch die Not kann es sein. Aus Sicht der Caritas ist deshalb klar: Wir müssen eine Pandemie der Armut unter allen Umständen verhindern“, betonte Caritas-Präsident Michael Landau
Die neue Generalsekretärin der Caritas Österreich, Anna Parr, wies auf immer mehr Hilfsanfragen während der Krise hin. Immer häufiger stoße die Caritas bei ihrer Arbeit auf Menschen, „die noch nie auf unsere Hilfe angewiesen waren.“ So stieg etwa in Teilen Niederösterreichs die Zahl der Erstkontakte in den Sozialberatungsstellen seit Jahresbeginn um 41 Prozent, in der Steiermark um 37 Prozent. Parrs Fazit: "Der Druck steigt mit Fortdauer der Krise an.“
Mehr Maßnahmen bei Arbeitslosigkeit
Zwar gebe es in der Pandemie zahlreiche Maßnahmen der Bundesregierung, doch aus Sicht der Caritas ist klar, dass es eine Vielzahl wirksamer Rezepte brauchen werde, um die sozialen Folgen in den Griff zu bekommen. Daher fordert die Caritas zusätzliche Schritte, um Rekordarbeitslosigkeit und Kinderarmut stärker als bislang zu bekämpfen und um die Existenzen tausender Österreicherinnen und Österreicher während der Krise zu sichern.
Landau verwies auf den Mietkostenaufschub zu Beginn der Krise, verbunden mit einem vorläufigen Delogierungsstopp: „Für viele Menschen werden diese Kosten jetzt schlagend. Als Caritas würden wir uns wünschen, dass die Maßnahmen mit dem Andauern der Krise weiter fortgeschrieben und dass rasch und unbürokratisch Hilfsgelder für besondere Lebenslagen zur Verfügung gestellt werden.“ Die massiv gestiegene Arbeitslosigkeit müsse zudem stärker bekämpft werden. 41 Prozent aller arbeitslosen Menschen seien heute armutsgefährdet. Dauert die Erwerbslosigkeit ein Jahr an, steige die Quote auf 45 Prozent.
„Kinderarmut endgültig abschaffen“
Erschreckend ist, dass viel zu oft vor allem Kinder von Armut betroffen sind. Laut offizieller Statistik waren in Österreich schon vor der Corona-Krise 231.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Die größte Beziehergruppe in der Sozialhilfe/Mindestsicherung sind Kinder. „Das ist unerträglich für ein wohlhabendes Land wie Österreich. Wer Kinderarmut rasch bekämpfen will, muss die Sozialhilfe jetzt reformieren und armutsfest ausgestalten. Denn Familienarmut ist immer auch Kinderarmut“, so Parr.
Caritas-Spendenkonto
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Kennwort: Inlandshilfe
Mittelfristig fordert die Caritas einen Pakt für Kinder, der sich auf drei Säulen stützt: materielle Absicherung, Bildung und Gesundheit und soziale Teilhabe für alle Kinder. Es müsse dabei auch über eine bundesweit einheitliche Kindergrundsicherung ergebnisoffen diskutiert werden. Eine Grundsicherung, die sich am Familieneinkommen und den tatsächlichen Kinderkosten orientiert. Die Caritas warte auf die vom Sozialministerium zuletzt angekündigte Kinderkostenstudie. Denn das Ziel müsse auch abseits von Corona lauten, Kinderarmut in Österreich bis zum Jahr 2030 endgültig abzuschaffen.
Caritas gerät in Zwickmühle
Die Caritas selbst gerät durch die Corona-Krise in eine Doppelmühle: Einerseits wird die Hilfsbedürftigkeit größer, andererseits haben weniger Menschen die Ressourcen, zu spenden. Caritas-Präsident Landau: „Klar ist: Hilfsorganisationen wie die Caritas werden die sozialen Folgen der Corona-Krise nicht alleine abfangen können. Auch wir können nur helfen, weil es Menschen in unserem Land gibt, die jetzt spenden und unsere Hilfe möglich machen. Ohne diese Spenden und die vielen Freiwilligen, die sich in den vergangenen Monaten neu bei uns gemeldet haben, wäre unsere Hilfe jetzt nicht möglich.“