Bildung

Distance-Learning: Studenten orten Mängel

An der Uni Wien sind laut einer Umfrage der HochschülerInnenschaft (ÖH) drei Viertel der Studierenden (rund 4.300 Befragte) mit der Möglichkeit von Distance-Learning zufrieden. In der Umsetzung gibt es laut ÖH aber „viele Probleme“. So mangle es etwa an Qualitätsstandards.

Die Hälfte gab in der Umfrage von Ende September an, dass ihr Arbeitsaufwand durch die aufgrund der Coronavirus-Pandemie großflächig eingesetzte digitale Lehre (viel) höher geworden sei. „Das ist aus unserer Sicht inakzeptabel, der Leistungsdruck im Studium ist ohnehin schon deutlich zu hoch“, so die ÖH-Uni-Wien-Vorsitzende Hannah Lea Weingartner (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS).

49 Prozent der Befragten erklärten, dass sie schon einmal zu wenig Zeit für eine Onlineprüfung hatten, was für die ÖH Uni Wien mit fehlenden Richtlinien zu tun hat. Außerdem waren nach Angaben der Befragten rund 44 Prozent der Abmeldungen von Lehrveranstaltungen auf ein unzureichendes digitales Lehrangebot zurückzuführen.

Warnung vor Studienzeitverzögerungen

Im qualitativen Teil der Befragung haben Studierende auch unklare Leistungsbeurteilung, fehlenden direkten Austausch mit den Lehrenden, technische Probleme sowie kurzfristige Ankündigungen und Änderungen durch die Lehrveranstaltungsleiter kritisiert. Die ÖH Uni Wien warnt nun davor, dass neue Hürden wie technische Ausstattung oder schlechte Anpassung von Lehrveranstaltungen und Prüfungen bei einem beträchtlichen Anteil der Studierenden zu Studienzeitverzögerungen führen könnten.

Die Umfrage hat auch negative Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche der Studierenden beleuchtet: Die Hälfte attestierte sich dabei selbst eine schlechtere Konzentrationsfähigkeit, und über 50 Prozent gaben an, dass sich der Kontakt zu den Studienkollegen (sehr) verschlechtert hat. Insgesamt blicken 44 Prozent (eher) negativ auf das neue Semester.

ÖH will Refundierung der Studiengebühren

Digitale Lehrveranstaltungen seien nicht generell abzulehnen, „ganz im Gegenteil“, betonte Weingartner. Die ÖH Uni Wien fordert sogar, dass alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen, bei denen das möglich ist, digital abgehalten werden sollen und auch nach der Pandemie eine Onlineoption bei Lehrveranstaltungen beibehalten werden soll. Allerdings brauche es Qualitätssicherung und definierte Mindestanforderungen. Außerdem müsse der Aufwand vergleichbar sein mit nicht digitalen Formaten.

Von der Regierung fordern die Studierendenvertreter der Uni Wien soziale Absicherung, da vor allem viele geringfügig Beschäftigten unter ihnen ihren Job verloren hätten und derzeit kaum Anspruch auf Unterstützungsleistungen hätten. Außerdem wollen sie eine Refundierung der Studiengebühren zumindest für das „Ausnahme“-Sommersemester 2020 und zusätzliche Toleranzsemester für alle.