Norbert Nowotny
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Gesundheit

Lockdown: Virologe für deutsche Lösung

Die Bundesregierung denkt über strengere Maßnahmen gegen das Coronavirus nach. Der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien plädiert dafür, die deutsche Lösung auch in Österreich umzusetzen. Auch die Epidemiologin Eva Schernhammer verlangt nach raschen Maßnahmen.

In Deutschland gilt ab Montag ein neuerlicher Teil-Lockdown. Gastronomie und Freizeiteinrichtungen, wie Theater, Kinos oder Messen sind ein Monat lang geschlossen. Auch Urlaub im Inland wird verboten. Diese Maßnahmen sieht Nowotny auch für Österreich als geeignet an: „Ich weiß, das ist sehr restriktiv, aber das ist in Anbetracht der Zahlen notwendig“, sagte er im „Wien heute“-Interview.

Ausgangsbeschränkungen „noch nicht notwendig“

Die Maßnahmen schätzt er als sehr wirksam ein. „Ich könnte mir vorstellen, dass innerhalb der vier Wochen, von denen wir ausgehen, dass der ‚Lockdown light‘ dauern wird, dass wir unter 1.000 Neuinfektionen pro Tag kommen.“ Ausgangsbeschränkungen, wie sie etwa in Frankreich und Tschechien gelten, wären in Österreich derzeit noch nicht notwendig, meinte der Virologe. „Es wäre eine weitere Möglichkeit, aber ich denke, dass das im Moment noch nicht notwendig ist.“

Virologe Nowotny zur aktuellen Situation

Virologe Norbert Nowotny schätzt die aktuelle Situation ein.

Es gehe jetzt allerdings um Geschwindigkeit, meint Nowotny. „Die Maßnahmen müssen so rasch wie möglich implementiert werden“, damit die Intensivstationen nicht an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Derzeit sind in Wien etwa ein Viertel der Intensivbetten belegt, man beginnt allerdings schon, elektive Eingriffe aufzuschieben.

Epidemiologin: „Drahtseilakt“

Auch Eva Schernhammer, Epidemiologin und Forscherin an der Medizinischen Universität Wien, meint, dass wir an einem Punkt angelangt seien, wo man Maßnahmen setzen müsse. Denn auch das Alter der Infizierten steige langsam wieder. "Es ist auch zu befürchten, dass es wieder mehr Schwerkranke und Tote gibt“. Dennoch müsste man differenzierter und nicht mit „voller Wucht“ vorgehen – ein „Drahtseilakt“, so Schernhammer im Ö1-Morgenjournal. Vor allem die Bevölkerung müsse mithelfen: „Wir sind hier wirklich gefragt, diese Situation noch einmal herumzureißen“.

Nächste Schritte am Samstag

Welche Maßnahmen die Bundesregierung trifft, wird wohl erst am Samstag bekannt werden. Zunächst steht am Freitag ein Treffen mit den Sozialpartnern am Programm. Am Samstag gibt es dann Treffen mit den Landeshauptleuten und den Oppositionsparteien, ehe wohl in einer Pressekonferenz die weiteren Schritte präsentiert werden – mehr dazu in news.ORF.at.