Mitarbeiter auf Intensivstation
picturedesk.com/Keystone/Jean-Christophe Bott
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Gesundheit

Über die Hälfte der Intensivbetten belegt

Mehr als die Hälfte der derzeit für Covid-19-Erkrankte vorgesehenen Intensivbetten in Wiens Krankenhäusern sind belegt. Die Situation sei „Besorgnis erregend“, sagte Markus Pederiva, der Sprecher des Wiener Gesundheitsverbunds, am Freitagnachmittag.

Derzeit stehen im Bereich des Gesundheitsverbundes in der Bundeshauptstadt 550 Betten für Covid-19-Fälle zur Verfügung, davon 150 auf Intensivstationen, die jederzeit belegt werden können. Von den 150 waren am Freitag allerdings schon 87 besetzt. Von den 400 Normalbetten waren 301 vergeben.

Verdoppelung der Kapazitäten möglich

Der Versorgungsplan der Stadt Wien sieht vor, dass bei Bedarf maximal eine Verdoppelung dieser Kapazitäten möglich ist, und man sei auch schon im Begriff, diese zusätzlichen Kapazitäten zu schaffen, meinte Pederiva. „Aber halten die Steigerungen bei den Infektionszahlen ungebremst an, kriegen wir in einigen Bereichen ein Problem“, gab der Gesundheitsverbund-Sprecher zu bedenken. Elektive Operationen – Eingriffe, die nicht dringlich und aufschiebbar sind – müssten dann verschoben bzw. verlegt werden.

AKH Gebäude von außen
APA/Anniev Kosta
Auch im AKH werden künftig Covid-19-Patienten behandelt

Pederiva appellierte an die Bevölkerung, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, die am Wochenende verschärft werden, zu beachten: „Die, die sich nicht an die Regeln halten, müssen zur Räson gebracht werden.“ Die medizinische Versorgung für alle Patienten, die eine Spitalsbehandlung benötigen, müsse gewährleistet bleiben.

Auch AKH soll Patienten aufnehmen

Der Wiener CoV-Versorgungsplan wurde im Sommer adaptiert und sieht nun vor, dass alle Kliniken des Gesundheitsverbundes in die Versorgung von Betroffenen eingebunden sind – auch das AKH Wien. Im Frühjahr hatte das AKH nur in Ausnahmefällen Covid-19-Patienten stationär aufgenommen. Die Betreuung von hochinfektiösen Covid-19-Erkrankten ist insbesondere auf Intensivstationen eine pflegerische und medizinische Herausforderung. Deswegen erhalten voll ausgelastete Covid-19-Stationen personelle Unterstützung von anderen Abteilungen, wenn Engpässe drohen.

Privatkliniken unterstützen Gesundheitsverbund

Unterdessen gaben die Rudolfinerhaus Privatklinik sowie die Kliniken der PremiQaMed Group in Wien – die Privatkliniken Confraternität, Döbling und Goldenes Kreuz – bekannt, den Wiener Gesundheitsverbund bei der Pandemie-Bewältigung zu unterstützen. Sie übernehmen ab sofort wieder dringende Operationen von Nicht-Covid-Patienten. Die Zusammenarbeit umfasst diesmal zusätzlich zu Operationen auch konservative Behandlungen, beispielsweise im Bereich der internen Medizin.

„Damit tragen die Privatkliniken dazu bei, die medizinische Versorgung gemeinsam mit der Stadt Wien abzusichern. Im Rahmen der Kooperation werden Patienten in der allgemeinen Gebührenklasse behandelt, sie brauchen also keine Krankenzusatzversicherung“, hieß es in einer Presseaussendung.

Unterstützung schon im Frühjahr

„Es ist unser Bestreben, den Operationsbetrieb in allen Kliniken des Wiener Gesundheitsverbunds so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Aber wir müssen Vorsorgemaßnahmen für steigende Infektionsfälle treffen und damit auch entsprechende Bettenkapazitäten vorsehen“, hielt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fest. Die Zusammenarbeit mit den Privatkliniken habe schon im Frühjahr sehr gut funktioniert: „Es war eine Entlastung für uns, dass wir in der ersten Hochphase der Pandemie so rasch und flexibel einen Schulterschluss geschafft haben. Diese erfolgreiche Kooperation setzen wir nun fort.“

„Unser wichtigstes gemeinsames Anliegen ist, unser Gesundheitssystem auch in der Pandemie leistungsfähig zu halten. Die Privatkliniken sind Teil der Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener. Gemeinsam mit der Stadt Wien die größtmöglichen Kapazitäten für medizinisch notwendige Behandlungen bereitzustellen ist für uns ein Gebot der Stunde“, betonte Julian Hadschieff, Vorstandsvorsitzender der PremiQaMed Group.

Georg Semler, Aufsichtsratsvorsitzender der Rudolfinerhaus Privatklinik, bezeichnete es als „selbstverständlich, in einer prekären Situation, die Stadt Wien mit der medizinischen Kompetenz des traditionsreichen Privatspitals zu unterstützen“. Das Rudolfinerhaus sei seit über 130 Jahren in seiner Tradition ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Wiener Gesundheitssystems.

Neuer Rekordwert bei Infektionen

Nicht nur in Gesamtösterreich, sondern auch in der Bundeshauptstadt Wien ist die Zahl der Menschen, die sie in den vergangenen 24 Stunden neu mit dem Coronavirus infiziert haben, auf einen neuen Spitzenwert geklettert: Es wurden 906 positive Testresultate eingemeldet, wie aus den am Freitag veröffentlichen Daten des medizinischen Krisenstabes der Stadt (Stand: 8.00 Uhr) hervorgeht.

Bisher wurden in Wien insgesamt 30.650 Coronavirus-Infektionen registriert. Überdies sind seit Donnerstagfrüh zwei Männer im Alter von 73 bzw. 84 Jahren im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gestorben. Damit sind in der Bundeshauptstadt nun 335 Todesfälle zu beklagen. Aktiv an der Erkrankung laborieren im Moment 8.525 Menschen. Wieder gesund sind 21.790 Personen.