Stephansdom von innen
APA/Hans Punz
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chronik

Randale im Stephansdom „nicht besorgniserregend“

Nachdem am Donnerstag Jugendliche in einer katholischen Kirche in Favoriten randaliert hatten, ist am Samstag im Stephansdom ein Mann auffällig geworden und von der Polizei angehalten worden. Laut Dompfarrer Toni Faber war dieser Vorfall aber „nicht besorgniserregend“.

Ein Wachmann des Stephansdoms war Samstagfrüh bereits auf den offenbar psychisch beeinträchtigten Mann aus Afghanistan aufmerksam geworden, bevor dieser das Gotteshaus um 6.30 Uhr in der Innenstadt betrat. Laut Faber war der Mann „orientierungslos und offenbar psychisch krank“, habe aber nichts gemacht und „war dann sogar bei der Kommunion“.

In der Messe kurz danach, um 8.00 Uhr, ist der 25-Jährige dann einer einzigen Besucherin der Messe aufgefallen. Diese mag die Worte „Allahu akbar“ (Dt.: Gott ist unvergleichlich groß) gehört haben und hat daraufhin die Polizei gerufen, „das war wahrscheinlich eine besorgte Kirchenbesucherin, aber den Ruf kann sonst niemand bestätigen“, sagte Toni Faber gegenüber wien.ORF.at. Bei einer präventiven Durchsuchung der Kirche wurden keine bedenklichen Gegenstände gefunden, berichtete Polizeisprecher Marco Jammer.

Mann bereits in psychischer Behandlung

Der verwirrt wirkende Mann wurde von einem „25-Mann-Team der Polizei angehalten und einem Amtsarzt vorgeführt“, so Faber. Der Gutachter stellte bei ihm eine psychische Krankheit fest. Er soll sich bereits seit Längerem in Behandlung befinden und war am Samstagfrüh von einer psychischen Einrichtung abgängig. Laut dem Dompfarrer hatte er aber „keine gewalttätigen Motivationen“. Ein Zusammenhang mit den Vorfällen in Favoriten besteht offenbar nicht.

Österreichische Muslime solidarisieren sich mit Christen

Aufgrund der Störaktionen in Favoriten und in der Innenstadt verschärft die Polizei den exekutiven Streifendienst für betroffene Bereiche. Währenddessen solidarisieren sich österreichische Musliminnen und Muslime in den Sozialen Netzwerken mit den Christinnen und Christen in Österreich. Sie verurteilen die Anschläge und Störaktionen auf kirchliche Einrichtungen aufs Schärfste – mehr dazu in Österreichische Muslime solidarisieren sich mit Christen (religion.ORF.at).

Jugendliche stürmten Kirche in Favoriten

Bei dem vorangegangenen Vorfall am Donnerstag waren zunächst um 16.40 Uhr Beamte des Stadtpolizeikommandos Favoriten wegen etwa 20 Jugendlichen am Reumannplatz alarmiert worden, die religiös motivierte Parolen riefen. Die Gruppe aus Syrern und Afghanen war in Richtung Viktor-Adler-Markt unterwegs und brannte Pyrotechnik ab. Als die Jugendlichen die Beamten bemerkten, bewegten sie sich in verschiedene Richtungen. Zehn Beteiligte im Alter von 13 bis 18 Jahren wurden angehalten und wegen Anstandsverletzung und Lärmerregung angezeigt.

Zwei Stunden später kam es zu dem Zwischenfall in der nahe gelegenen Pfarrkirche St. Anton. Der anwesende Pfarrer rief die Polizei, weil nach seinen Angaben etwa 30 bis 50 Jugendliche in dem Gotteshaus gegen Sitzbänke traten. Parolen wurden keine mehr gerufen und die Jugendlichen waren bis zum Eintreffen der Polizei verschwunden. Beschädigt wurde laut dem Polizeisprecher nichts, auch Personen wurden weder verletzt noch bedroht.

RUND 30 JUGENDLICHE RANDALIERTEN IN WIENER KIRCHE
APA/GEORG HOCHMUTH
Die Kirche in Favoriten bleibt bis auf Weiteres gesperrt

Vorfälle werden überprüft

Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung überprüft die Vorfälle, betonte Jammer. Von einem Zusammenhang sei derzeit nichts bekannt. Aufgrund der jüngsten Terroranschläge in Frankreich war bereits erhöhter Schutz französischer Einrichtungen und verstärkte Überwachung auf öffentlichen Plätzen angeordnet worden. Es seien verstärkt Streifen unterwegs, erläuterte Jammer. Ein Augenmerk liege nun auch auf Kirchen.

„Ich habe den Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit umgehend angewiesen, alle Polizeidienststellen aufgrund der aktuellen Ereignisse zu sensibilisieren und den öffentlichen Raum insbesondere im Hotspot Favoriten verstärkt zu überwachen“, wurde Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) in der Polizeiaussendung zitiert.

Forderungen der Politik

FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer kündigte eine parlamentarische Anfrage an den Innenminister zu den Hintergründen der Attacke auf die Kirche in Favoriten an. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp forderte Konsequenzen und Abschiebungen für alle Unruhestifter. Die Wiener ÖVP wiederum forderte die SPÖ-geführte Stadtregierung zum Handeln auf und warf den Sozialdemokraten vor, Parallelgesellschaften ignoriert zu haben.