Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
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Ludwig: „Christkindlmärkte nicht möglich“

Wien wird den durch die Bundesregierung angekündigten zweiten Lockdown in Österreich mittragen, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Er übte aber auch Kritik – und die Christkindlmärkte werden vorerst „nicht möglich“ sein.

„Wir haben ja nicht einen Christkindlmarkt, sondern 20 in unserer Stadt mit unterschiedlichen Veranstaltern. Aufgrund des jetzt vorliegenden Verordnungsentwurfes wird die Durchführung dieser Märkte“ „nicht möglich sein“, sagte Ludwig im „Wien heute“-Interview. Die Bundesregierung müsse nun „sehr unmittelbare, unbürokratische Hilfe“ für die Veranstalter und Standler leisten. Ob die Märkte im Dezmeber öffnen dürfen, ließ Ludwig offen. Die entsprechende Verordnung gilt bis inklusive 30. November.

Frühere Einbeziehung aller Bundesländer gewünscht

Ludwig bezeichnete die generellen Verschärfungen als notwendig, übte aber gleichzeitig Kritik an der Vorgehensweise der türkis-grünen Bundesregierung bei der Erstellung der Verordnung. „Es wäre sinnvoll gewesen, die Bundesländer – und zwar alle Bundesländer – mit einzubeziehen, auch die Sozialpartner. Wir sind alle nur sehr kurzfristig informiert worden und von daher ist das eine Verordnung, die die Bundesregierung vorstellt und die Auswirkung dieser Verordnung wird auch von der Bundesregierung zu tragen sein“, stellte der Wiener Bürgermeister klar.

Ludwig: „Christkindlmärkte nicht möglich“

Die Bundesländer hätten früher eingebunden werden sollen, sagt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und kritisiert die kurzfristig eingeführten Maßnahmen. Gerade die Gastronomie stellt dies vor Probleme. Die Christkindlmärkte können nicht stattfinden.

Und weiter: „Wir haben diese Unterlage heute in der Nacht bekommen, um 1.39 Uhr. Es arbeiten meine Expertinnen und Experten, nachdem wir vorher nicht einbezogen worden sind, rund um die Uhr, um die Auswirkungen anzuschauen.“ Dann werde überlegt, „welche zusätzlichen Maßnahmen wir setzen können“.

Ludwig wies darauf hin, dass es in Wien schon von Beginn der Corona-Krise an strenge Regeln gegeben habe, die auch durchgehend während der Lockerungsverordnungen der Bundesregierung aufrechterhalten worden seien. Dazu zählen strenge Zugangsbeschränkungen zu Spitälern, Pensionistenwohnhäusern und Pflegeeinrichtungen.

„Kommunikationsstrategie nicht nachvollziehbar“

Ludwigs Meinung nach hat der Bund mit den Lockerungsmaßnahmen, ein falsches Signal gesetzt. „Natürlich ist es für die Bevölkerung schwer nachzuvollziehen, dass ein gesundheitliches Problem besteht, dann ist Licht am Ende des Tunnels, dann gibt es wieder eine gesundheitliche Krise.“ Und weiter: „Von daher ist die Kommunikationsstrategie für mich nicht nachvollziehbar und löst, glaube ich, in der Bevölkerung auch große Irritation aus.“

Was die Erstellung dieser Verordnung anbelangt, so hätte sich Ludwig einen „nationalen Schulterschluss“ gewünscht, eine bundeseinheitliche Vorgehensweise. Es hätten alle Gebietskörperschaften und die Sozialpartner in der Herstellung dieser Verordnung miteinbezogen werden sollen. So hätten beispielsweise Erfahrungen, die mit regionalen Konzepten gemacht worden seien, stärker einfließen können.

Als Beispiel für seinen Wunsch nach mehr Miteinbeziehung nannte er die angekündigte Ausgangssperre. „Ich kenne jetzt keine wissensbasierten Entscheidungsgrundlagen, die die Bundesregierung vorgestellt hätte, warum diese Ausgangsbeschränkung kommt und vor allem warum sie in dieser Zeit kommt.“ In anderen europäischen Ländern würde diese in anderen Zeiträumen gelten, merkte er diesbezüglich an.

Ludwig: Keine Kündigung bei Finanzhilfe

Prinzipiell erachtet es Ludwig jedenfalls als notwendig, jetzt Maßnahmen zu setzen. Wichtig ist ihm aber auch die entsprechende Unterstützung: „Denn es wird natürlich ganz starke Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort, auf den Arbeitsmarkt, auf das gesellschaftliche Miteinander der Menschen geben. Von daher wird es notwendig sein, dass man die Auswirkungen entsprechend begleitet.“ So solle etwa sichergestellt sein, dass Unternehmen, die Steuermittel erhalten würden, keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kündigen dürfen, unterstrich er.