Festakt zu 100 Jahre Wiener Landtag
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Chronik

Landtags-Jubiläum im Zeichen von Corona und Terror

Vor 100 Jahren wurde Wien zu einem eigenständigen Bundesland, zum Landtags-Jubiläum hat ein wegen des Coronavirus kleiner Festakt stattgefunden. Der Terror-Anschlag in der Innenstadt hat die Feier überschattet.

Landeshauptmann und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meinte am Dienstag in seiner Rede, dass Wien „leider immer wieder solche Ereignisse“ erleben musste. Wien habe sich in der Vergangenheit stets gegen jede Form von Extremismus und Terrorismus zur Wehr gesetzt, so Ludwig: „Und das wird auch dieses Mal der Fall sein. Wenn das auch eine schwere Wunde in unsere Stadt geschlagen hat, werden wir auch mit dieser Situation mit Solidarität und Gemeinsinn umgehen können.“

„Wie bedeutend eine starke Demokratie in unserer Gesellschaft ist, ist uns aufgrund der schrecklichen Ereignisse der vergangenen Tage schmerzhaft bewußt geworden“, sagte Landtagspräsident Ernst Woller (SPÖ), „im Kampf gegen Hass und Terror bedarf es einer Gesellschaft, die über alle Partei- und Religionsgrenzen hinweg zusammenhält und es bedarf eines politischen Systems, das Sicherheit und Frieden garantiert. Der Wiener Landtag und dessen Abgeordnete leisten dazu seit hundert Jahren einen wichtigen Beitrag.“

Landtags-Jubiläum im Zeichen von Corona und Terror

Vor 100 Jahren wurde Wien zu einem eigenständigen Bundesland, zum Landtags-Jubiläum hat ein wegen des Coronavirus kleiner Festakt stattgefunden. Der Terror-Anschlag in der Innenstadt hat die Feier überschattet.

Festakt in kleinem Rahmen

Aufgrund der geltenden Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung waren bei dem Festakt nur die Mitglieder der Stadtregierung, das Präsidium des Wiener Landtages und die Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates dabei. Die frühere Botschafterin Eva Nowotny, Präsidentin des Universitätsrates der Universität Wien, hielt die Festrede.

Am 10. November 1920 trat der Wiener Gemeinderat erstmals als Wiener Landtag zusammen. „Der 10. November 1920 ist ein denkwürdiger Tag in der Geschichte der Stadt Wien“, sagte damals der Vorsitzende Robert Danneberg, Abgeordneter der Sozialdemokratischen Partei. Zur offiziellen Trennung Wiens von Niederösterreich kam es jedoch erst am 29. Dezember 1921. Besiegelt wurde die Loslösung durch das „Trennungsgesetz“. Damit wurde die Donaumetropole zu einem eigenständigen Bundesland.

Langwierige Trennung

Die 1920 beschlossene Wiener Stadtverfassung regelt bis heute die Funktionsweise der politischen Organe für Wien sowohl als Gemeinde als auch als Bundesland. Die Folgen der Trennung von Niederösterreich reichten bis ins Jahr 1986. Erst mit der Ernennung St. Pöltens zur Hauptstadt übertrug Wien seinen Anteil des niederösterreichischen Landhauses in der Herrengasse an das Land Niederösterreich.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Karikatur Trennung Wiens von Niederösterreich
Wienbibliothek im Rathaus
Die offizielle Trennung trat am 29. Dezember 1921 mit dem „Trennungsgesetz“ in Kraft
Grenzziehung Wiens 1920
Wienbibliothek im Rathaus
Karikatur Donauschiffahrt
Wienbibliothek im Rathaus/Wolfgang Ammer
Karikatur einer Donauschifffahrt im Jahr 1920: Stadt gegen Land
Stadtplan Wien 1928
Wienbibliothek im Rathaus
Der erste Monumental-Plan von Wien aus dem Jahr 1928

Ausstellungs-Eröffnung mittels Live-Stream

Die Wienbibliothek gratuliert mit der Ausstellung „Wien wird Bundesland“ zum 100. Geburtstag. Die Ausstellung ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Trennung Wiens von Niederösterreich. Zu sehen sind viele Objekte aus der Zeit um 1920: von Parteiplakaten über historische Fotografien bis hin zu Dokumenten der Trennungsverhandlungen.

Wahlwerbung Sozialdemokraten 1919
Wienbibliothek im Rathaus
Wahlwerbung aus dem Jahr 1919

Aufgrund der aktuellen Coronavirus-Pandemie wird die Ausstellung vorerst nicht eröffnet. Am 10. November um 19.00 Uhr können Interessierte virtuell über einen Stream an der Veranstaltung teilnehmen. Dabei erzählt Historiker Wolfgang Maderthaner live aus dem Lesesaal der Wienbibliothek im Rathaus mehr über das 100-jährige Bestehen des Bundeslandes Wien. Im Anschluss sprechen Historiker Bernhard Hachleitner und Christian Mertens über ihren gemeinsamen Sammelband „Wien wird Bundesland. Die Wiener Stadtverfassung 1920 und die Trennung von Niederösterreich“. Das rund 200-seitige Buch ist am 9. November erschienen.

Offiziell zugänglich ist die Ausstellung derzeit nicht. Die Wienbibliothek selbst bleibt weiterhin geöffnet. Mittels Online-Reservierung kann diese zu gewissen Zeitfenstern besucht werden. Am Weg in die Bibliothek kann jedoch ein Blick auf die Ausstellung geworfen werden. Denn diese befindet sich im Foyer der Wienbibliothek und somit gewissermaßen am Weg in den Lesesaal. Auf der eigenen Website informiert die Wienbibliothek laufend über die Zugänglichkeit der Ausstellung – „Wien wird Bundesland“ läuft noch bis 9. April 2021.

Geschichte des Wiener Landtags

Am 10. November 1920 trat der Wiener Gemeinderat erstmals als Wiener Landtag zusammen. Zur offiziellen Trennung Wiens von Niederösterreich kam es jedoch erst am 29. Dezember 1921. Besiegelt wurde die Loslösung durch das „Trennungsgesetz“.