Kind mit Maske nimmt Gurgeltest
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Anteil der Kinder bei Infektionen gesunken

Die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus ist zuletzt stark angestiegen. Was offenbar sinkt, ist der Anteil der Kinder am Infektionsgeschehen. Darauf deuten jedenfalls Daten aus Wien hin. Hier sank er vor allem seit Schulbeginn.

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) übermittelten der APA am Samstag aktuelle Werte. Daraus geht hervor: Der sehr starke Fallanstieg der vergangenen Wochen ist fast ausschließlich auf Personen über 20 Jahre zurückzuführen. In der vergangenen Woche wurden durchschnittlich rund 750 Neuinfektionen täglich registriert. Anfang September war man beim Vergleichswert noch deutlich unter 200 gelegen.

Von 21 hinunter auf 14 Prozent

Bei den Personen unter 19 Jahren war der Zuwachs allerdings geringer – von knapp unter 40 auf rund 100 Fälle. Lag der Anteil der Jungen zu Schulbeginn noch bei 21 Prozent, ist er nun auf 14 gesunken. Innerhalb der betreffenden Altersgruppe zeigt sich, dass vor allem die 16- bis 19-Jährigen zulegten. Bei Kindern bis zehn Jahren verlief der Anstieg weit moderater.

Anteil der Kinder bei Infektionen gesunken

Die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus ist zuletzt stark angestiegen. Was offenbar sinkt, ist der Anteil der Kinder am Infektionsgeschehen. Darauf deuten jedenfalls Daten aus Wien hin. Hier sank er vor allem seit Schulbeginn.

Hacker zeigte sich überzeugt, dass die Werte bestätigen, dass es keine „Kinderkrankheit“ sei: „Wir können daher mit großer Sicherheit unsere Schulen und Kindergärten weiter offen halten. Wir sind in dieser Frage mit dem Bildungsminister ganz einer Meinung.“

Auch Bildungsressortchef Czernhorszky sprach sich gegen eine Schließung aus: „Die Erfahrungen aus der Situation im Frühjahr haben gezeigt, dass es eine riesige Belastung für Eltern ist, wenn man ihnen die Aufgaben von Schulen aufbürdet.“ Auch für Kinder und Jugendliche würden irreparable Schäden entstehen: „Sie verlieren wichtige Sozialkontakte und die Lernrückstände sind danach kaum mehr aufzuholen.“

Expertenmeinungen gehen auseinander

Der Infektiologe Christoph Wenisch aus der Klinik Favoriten sah die Auswertung als Bestätigung der Annahme, dass Kinder weniger Rezeptoren haben und dass daher auch weniger Viren andocken können. „Aus diesem Grund sind Kinder auch wesentlich weniger ansteckend als Erwachsene. Kinder stecken also nicht Kinder an und auch keine Erwachsene“, sagte er in einer Stellungnahme. Umgekehrt sei dies aber sehr wohl der Fall.

Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien betonte am Freitagabend in der „Zeit im Bild 2“ jedoch, dass Kinder beim Infektionsgeschehen nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Sie seien sehr wohl infektiös – egal in welchem Alter. Laut Wagner liegt aktuell eine Studie aus den USA vor, wonach Kinder unter zwölf Jahre sogar mindestens so infektiös sind wie ältere Kinder.

„Das heißt Kinder, egal welchen Alters, spielen eine Rolle im Infektionsgeschehen und müssen meiner Meinung nach auch getestet werden, wenn sie symptomatisch werden“, sagte Wagner. Jüngere würden weniger häufig Symptome aufweisen und würden darum nicht so oft untersucht. Würde man sie regelmäßig testen, sei davon auszugehen, dass sie „durchaus eine Rolle spielen“.

1.107 Neuinfektionen in Wien

Mit Stand Samstagvormittag (09.30 Uhr) kamen österreichweit in den letzten 24 Stunden 8.241 Neuinfektionen dazu – ein neuer Tagesrekord. 3.006 Menschen befinden sich laut den Daten des Gesundheitsministeriums in Spitalsbehandlung, davon 432 der Erkrankten auf Intensivstationen. 1.107 Neuinfektionen sind es alleine in Wien.

Um einen Rekordwert handelt es sich dabei nicht. Am Donnerstag waren bereits mehr als 1.200 Neuinfektionen in Wien diagnostiziert worden. Drei erkrankte Personen starben seit Freitag. Dabei handelte es sich laut medizinischem Krisenstab der Stadt Wien um zwei Frauen im Alter von 82 und 89 Jahren sowie um einen Mann im Alter von 76 Jahren. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt somit 378.