Patientenanwältin Sigrid Pilz forderte am Montag, dass lebensnotwendige Eingriffe auch trotz der engen Ressourcen in den Spitälern sofort durchgeführt werden. Es gebe bereits Beschwerden wegen einer verschobenen Herzoperation und der Verlegung eines Intensivpatienten nach einem Verkehrsunfall. „Herzoperationen, Onkologieversorgung, Versorgung von Unfällen, andere akute Dinge, die müssen gemacht werden“, sagte Pilz gegenüber Radio Wien. Es sei diesbezüglich wichtig, dass Ärzte Teamentscheidungen treffen, so Pilz weiter.
„Patienten müssen Perspektive haben“
Bei verschiebbaren Operationen forderte die Patientenanwältin außerdem, dass ein alternativer Termin genannt wird: „Auch bei Operationen, die nicht akut lebensnotwendig sind, müssen die Patienten eine Perspektive haben können.“ Seitens der Spitäler habe man zwar aus dem ersten Lockdown gelernt, dass man nicht alle Operationen absagen könne, so Pilz weiter. Die Patientenanwaltschaft werde aber das Operationsmanagement auf jeden Fall weiter im Auge behalten.
Ärztekammer: Aussagen von Pilz „entbehrlich“
Die Ärztekammer wies die Aussagen der Patientenanwältin am Montag zurück. Die Forderung, dass Ärztinnen und Ärzte nun Teamentscheidungen treffen und Herzoperationen und ähnlich akute Behandlungen durchgeführt werden müssten, ist laut Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres „entbehrlich“: „Alle dringenden Operationen werden von Ärztinnen und Ärzten weiterhin durchgeführt, die Patientinnen und Patienten können also beruhigt sein“, schrieb Szekeres in einer Aussendung.
In die gleiche Kerbe schlug Wolfgang Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien: „Unsere Kapazitäten in den Wiener Gemeindespitälern werden immer knapper, wir können zwar beispielsweise Intensivbetten umwidmen, aber nicht das dafür notwendige Personal bereitstellen."
Kapazitäten in spätestens zwei Wochen ausgelastet
Nach Prognose der Ärztekammer würden die Kapazitäten für Intensivpatienten aus heutiger Sicht bei weiter in derzeitigem Tempo steigenden Fallzahlen in ein, spätestens zwei Wochen komplett ausgelastet sein. „Die Situation ist ernst genug, die zusätzliche Panikmache und falschen Schuldzuweisungen der Patientenanwältin sind da nicht wirklich eine Hilfe“, so Szekeres und Weismüller in ihrer gemeinsamen Presseaussendung. In Wien sind von Sonntag auf Montag (Stand: 9.30 Uhr) 711 Neuinfektionen hinzugekommen.