Leerer Friseur
APA/dpa/Roberto Pfeil
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Chronik

Betriebe kämpfen ums Überleben

Im derzeitigen Lockdown dürfen neben dem Handel auch Dienstleistungsbetriebe wie etwa Friseure und Kosmetikstudios geöffnet sein. Strenge Hygienevorschriften müssen eingehalten werden. Viele Betriebe klagen über starke Umsatzrückgänge.

„Manche Wiener Friseure verdienen aktuell nicht einmal soviel, um ihre Fixkosten zu decken“, sagte Marcus Eisinger, Innungsmeister der Friseure. Demnach beträgt der Umsatzrückgang derzeit bis zu 50 Prozent. In vielen Fällen sind Kurzarbeit und Kündigungen die Folge. Laut Eisinger wäre eine komplette Schließung aller 1.800 Wiener Friseure mit Start des zweiten Teil-Lockdowns vermutlich besser gewesen. Damit hätten die Dienstleistungsbetriebe wie die Gastronomiebetriebe einen Anspruch auf 80 Prozent des Umsatzes vom November des Vorjahres.

Viele Friseure könnten um den Jahreswechsel zusperren, da die Betriebe sich das Weihnachtsgeld und die Krankenversicherungsvorauszahlungen nicht leisten könnten, befürchtete Eisinger. Die meisten Betriebe hätten bereits im ersten Lockdown die eigenen Geldreserven aufgebraucht.

Friseur und Kundin tragen Schutzmaske
APA/BARBARA GINDL
Friseure erlebten nach dem ersten Lockdown einen Ansturm auf ihre Geschäfte

Umsatzrückgang von 80 Prozent

Neben Friseuren haben auch weitere Dienstleistungsbetriebe mit den Maßnahmen des zweiten Lockdowns zu kämpfen. Zusätzlich habe der Terroranschlag die kritische Lage weiter verschärft, hieß es von Petra Felber, Innungsmeisterin der Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure. Ein weiteres Problem stellen die kurzfristigen Absagen dar – vor allem in den vergangenen Wochen haben sich diese gehäuft. Meist warten Kundinnen und Kunden noch auf ihr CoV-Testergebnis oder müssen ihre Kinder plötzlich aus der Schule abholen.

Von der derzeitigen Situation sind rund 177 Visagistinnen und Visagisten besonders betroffen. Diese haben seit dem ersten Lockdown aufgrund von abgesagten Hochzeiten und Messen mit Umsatzrückgängen von bis zu 80 Prozent zu kämpfen. „Aber ansonsten ist die Lage ganz ok“, sagte Felber. Zumindest ginge es Fußpflegern, Tätowieren und Masseuren ganz gut, ergänzte sie.

Eine Stunde früher Ladenschluss

Ab dem 11. November sperrt der Handel bereits um 19.00 Uhr zu. Das Ziel dieser neuen Verordnung ist es, dass Kundinnen und Kunden sowie Beschäftigte rechtzeitig zu Beginn der Ausgangsbeschränkungen zu Hause sind. "Durch diese Einschränkung der Öffnungszeiten soll gewährleistet werden, dass Einkäufe rechtzeitig vor Beginn der Ausgangsbeschränkung erfolgen“, begründete das Gesundheitsministerium die neue Verordnung.

Geschäfte während Lockdown geschlossen
APA/HERBERT PFARRHOFER
Die Sozialpartner drängten bereits seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen auf einen früheren Ladenschluss

Die einzigen Ausnahmen: Tankstellen, Automaten, Verkaufsstellen in Bahnhöfen und Flughäfen. Dabei darf die Verkaufsfläche nicht größer als 80 Quadratmeter sein. Sowohl die Gewerkschaft als auch die Wirtschaftskammer zeigten sich über die neue Verordnung erfreut. Ihnen zufolge hätte die frühere Schließung bereits mit Beginn des Teil-Lockdowns in Kraft treten sollen.

Die großen Supermarktketten äußerten hingegen Kritik, allen voran der Handelskonzern Spar. "Wir halten ein Verkürzen der Öffnungszeiten für unsinnig. Es bringt niemandem etwas. Es ist aus epidemiologischer Sicht besser, wenn sich die Menschen, die einkaufen, auf mehr Stunden verteilen“, so Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Im Gegensatz dazu haben einige große Einkaufszentren sowie die Möbelkette Ikea bereits vergangene Woche ihre Öffnungszeiten freiwillig angepasst.