Jungtier einer Bagatur-Schildkröte
Norbert Potensky
Norbert Potensky
Tiere

Tiergarten rettete Schildkröte vor Aussterben

Vor zehn Jahren hat der Tiergarten Schönbrunn ein großangelegtes Projekt gestartet, um die fast ausgerotteten Batagur-Schildkröten zu retten. Damals gab es weltweit nur noch 20 dieser speziellen Flussschildkröten. Inzwischen sind über 300 Jungtiere geschlüpft.

„Nach unzähligen Gesprächen mit Schildkrötenhändlern konnten wir einige Batagur-Schildkröten ausfindig machen und freikaufen", erinnert sich Projektleiter Anton Weissenbacher an den Beginn der Rettungsaktion vor zehn Jahren in Bangladesch. In der freien Wildbahn galt die Schildkrötenart bereits als ausgerottet, durch Überfischung und gezieltes Sammeln der Eier. "Wir errichteten zwei Zuchtstationen, in denen die Schildkröten in Sicherheit leben und sich vermehren können“, so Weissenbacher, der im Tiergarten Schönbrunn Zoologischer Abteilungsleiter ist.

Freilassung in Dokumentation festgehalten

Dem Tiergarten gelang dabei die weltweit erste Nachzucht der Batagur-Schildkröte in menschlicher Obhut. Im Frühjahr 2010 kamen vier Tiere in den Zoo nach Wien, darunter zwei trächtige Weibchen. Seit dem Start der Rettungsaktion schlüpften mittlerweile insgesamt 344 Jungtiere.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Männchen einer Bagatur Flussschildkröte
Tiergarten Schönbrunn/Rupert Kainradl
Im Dezember 2019 wurden fünf Männchen in die Wildbahn entlassen
Tiergartenmitarbeiter Rupert Kainradl und Doris Preininger mit Schildkröte
Tiergarten Schönbrunn
Für Gesundheitschecks reisten Biologen und Tiergartenmitarbeiter des Tiergarten Schönbrunns nach Bangladesch
Jonas Kühnapfel mit Kamera beim Dreh einer Schildkröte
Tiergarten Schönbrunn/Rupert Kainradl
Die Dokumentation bietet einen Einblick in die Mangrovenwälder Bangladeschs und die Wiederansiedlung
Jungtier einer Bagatur-Schildkröte
Norbert Potensky

Eine der Zuchtstationen, die der Tiergarten initiierte, befindet sich im Bhawal Nationalpark in Bangladesch. Um Gesundheitschecks bei den Jungtieren durchzuführen, reisten eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter des Tiergartens, Doris Preininger und Rupert Kainradl, im Dezember 2019 nach Bangladesch. Zusätzlich wurden bei dem Besuch fünf erwachsene Schildkröten-Männchen in die Wildbahn entlassen. Die Forschungsreise wurde mit der Kamera begleitet. Die dabei entstandene Dokumentation von Jonas Kühnapfel über die Wiederansiedlung der Batagur-Schildkröten wird anlässlich des zehnjährigen Jubiläums in ORF III gezeigt.

Sendungshinweis

„Die Batagur-Schildkröten von Schönbrunn“, 16.11.2020, ORF III, 14.35 Uhr

Die Dokumentation wird im Rahmen der Reihe „Wilde Reise mit Erich Pröll“ gezeigt, die sich an dem Tag bereits ab 13.00 Uhr dem „Abenteuer Schönbrunn – Der älteste Zoo der Welt“ widmet.

„Der Film skizziert, wie viel Herzblut die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens tagtäglich in ihre Arbeit zum Schutz der einzigartigen Tierwelt unseres Planeten stecken und schafft gleichzeitig Bewusstsein, wie fragil die Tierwelt und ihr Lebensraum sind“, sagte Peter Schöber, ORF-III-Programmgeschäftsführer. Die Dokumentation „Die Batagur-Schildkröten von Schönbrunn“ über das Projekt ist am 16. November um 14.30 Uhr in ORF III im Rahmen der Reihe „Wilde Reise mit Erich Pröll“ zu sehen.

Millionenbudget für Modernisierung

Im Tiergarten Schönbrunn selbst können die Batagur-Schildkröten derzeit nicht besucht werden: Auch der Tiergarten ist wegen der verschärften Coronavirus-Maßnahmen geschlossen. Bereits während des ersten Lockdowns durften für zwei Monate keine Besucherinnen und Besucher empfangen werden. Die Schließungen bedeuten eine finanzielle Belastung für den Zoo.

Trotzdem gab es heuer auch positive Neuigkeiten für den Tiergarten Schönbrunn. Erst Anfang Oktober wurde dem Zoo ein Budget von 23,5 Millionen Euro zugesprochen. „Das heurige Corona-Jahr war auch für Schönbrunn nicht einfach, und daher freut es mich umso mehr, dass wir jetzt diesen Ausbau im kommenden Budget fixiert haben“, so Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in einer Aussendung. Mit dem Geld soll vor allem das Elefantengehege des weltweit ältesten Zoos vergrößert und modernisiert werden.