Mangel an Pflegepersonal/ Pfleger Hans Hilswerk
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Gesundheit

Pflegekräfte fehlen in Wien

Der Job der Pflegerin oder des Pflegers wird immer unattraktiver. Ein Grund sei die schlechte Bezahlung, betont die Pflege-Leiterin Sanita Abaz vom Wiener Hilfswerk. Das stellt die Pflege vor große Herausforderungen: Bis 2050 werden in ganz Österreich 50.000 neue Kräfte benötigt.

Für die nächsten vier Jahre reichen die momentanen Ressourcen, sagt Sanita Abaz im Interview mit „Wien heute“. „Dann wird es knapp: bis 2030 braucht es etwa 9.000 Pflegekräfte mehr, bis 2050 braucht es etwa 50.000 mehr in ganz Österreich“, so Abaz. Die Menschen werden, dank der medizinischen Möglichkeiten, immer älter – doch das Pflegepersonal fehlt.

„Im Gegensatz zu den 90er-Jahren hat die Beliebtheit des Berufs erheblich abgenommen“, sagte Abaz. Zu dieser Zeit soll dieser Beruf noch angesehener und beliebter gewesen sein, so Abaz. Die mobilen Einsatzkräfte des Wiener Hilfswerks betreuen unterschiedlichste Kundinnen und Kunden in deren Zuhause. 2019 gab es in der Heimhilfe, Hauskrankenpflege und dem Besuchsdienst gegenüber dem Jahr davor eine Steigerung der Kundenzahl. Eine immer größere Herausforderung stellt der Pflegepersonalmangel dar.

Pfleger bei der Arbeit

Zu wenig Zeit, zu wenig Personal – das hört man in Sache Pflege immer wieder. Ein Grund ist die schlechte Bezahlung des Pflegepersonal. Bis 2050 werden aber 90.000 neue Kräfte in Wien benötigt. „Wien heute“ hat einen Pfleger bei seiner Arbeit begleitet.

Ausbildungsmöglichkeiten sollen locken

Mit einer Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten möchten die Verantwortlichen junge Menschen in den Beruf locken. Möglich sind diesbezüglich unterschiedliche Formen der Pflege-Ausblidungen. „Neben Heimhilfeausbildungen gibt es auch Pflegeassistenz- und Pflegefach-Ausbildungen. Und auch ein dreijähriges Bachelorstudium ist möglich“, so Abaz, die selbst jahrelang Ausbildnerin in Schulen von Gesundheitsberufen war.

Das Wiener Hilfswerk verzeichnete 2019 in der Heimhilfe und Hauskrankenpflege (inkl. in der Hauskrankenpflege/Pädiatrie) rund 2.400 Kundinnen und Kunden und leistete laut dem Jahresbericht 2019 432.517 Einsatzstunden.

Hilswerk-Pfleger Hans bei der Körperpflege von Frau L.
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Pfleger Hans kümmert sich morgens um die Körperhygiene der Klientinnen und Klienten

„Balsam für die Seele“ für Klientin

Den Berufswechsel aus einer Management-Position in die Pflege hat vor einigen Jahren Heim-Pfleger Hans gewagt. Um 8.00 Uhr Früh ist er bei seiner ersten Klientin. Die 75-jährige Frau L. ist bettlägrig, steht nur noch selten auf und ist auf die Hilfe der mobilen Pflege angewiesen.

Drei Mal am Tag kommt jemand vom Hilfswerk bei ihr vorbei. Die Besuche umfassen die Körperpflege, Physiotherapie und die Essenslieferung zu Mittag und Abends. Die Betreuungen der Pflegerinnen und Pfleger sind für sie die Highlights am Tag. „Das ist Balsam für die Seele. Auch wenn es nur ein fremder Mensch ist. Mir tut es gut, wenn ich das Gefühl habe, es interessiert sich wer für mich“, erzählte die Klientin.

Sendehinweis

„Wien heute“, 12. November 2020

„Wollte was mit meinen Händen tun“

Hans ist mittlerweile seit vier Jahren Heimpfleger beim Wiener Hilfswerk. Der Akademiker hat BWL studiert und war Jahrzehnte im Management bei unterschiedlichen Unternehmen tätig. Mit seinem alten Job war der 57-jährige Pfleger nicht mehr zufrieden, denn „irgendwie ging alles in die Richtung, dass ich meine Hände mehr einsetzen wollte und für Hilfestellungen einsetzen wollte und da ist man dann automatisch zur Pflege gekommen“, erklärte er.

Hans, 57, seit 4 Jahren Heim-Pfleger
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Der 57-Jährige hat vor einigen Jahren beschlossen den Job zu wechseln und ist seit vier Jahren Heim-Pfleger

Er beschreibt die Besuche bei den Patientinnen und Patienten, als „Weltreise“, vor allem in Zeiten der Coronavirus-Pandemie, genießt er es, die hilfsbedürftigen Mensche in deren Wohnungen zu besuchen und zu pflegen. „Mir hat von Anfang an gefallen, dass ich wirklich die Leute wahnsinnig gut kennenlernen kann, die ich pflege“, so Hans.

ORF-Initiative soll aufklären

Zwischen dem 7. und 15. November widmet sich der ORF in der aktuellen „Bewusst gesund“-Initiative dem Thema „Pflege – Die große Herausforderung“. In diversen Sendungsformaten widmet sich der ORF vielen Fragen: vom Schmerzensgeld in der Pflege über Mütter im Pflege-Burn-out bis hin zu Assisted Living.