Coronavirus

Verschärfung des Lockdowns kündigt sich an

Die Coronavirus-Lage spitzt sich zu: Innerhalb von 24 Stunden hat es alleine in Wien 1.902 Neuinfektionen gegeben. Die Bundesregierung berät über weitere CoV-Verschärfungen. Für den Komplexitätsforscher Peter Klimek, der auch die Bundesregierung berät, braucht es verschärfte Maßnahmen.

Peter Klimek ist Komplexitätsforscher an der medizinischen Universität und berät die Bundesregierung bei Coronavirus-Prognosen. Im Gespräch mit „Wien heute“ stellt er klar, dass die Maßnahmen umgehend verschärft werden müssen. Die Regierung dürfte am Samstagnachmittag angesichts der CoV-Zahlen einen verschärften Lockdown verkünden: Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) haben für 16.30 Uhr zu einer Pressekonferenz geladen – Thema sind „notwendige Maßnahmen, um die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern“.

Die Schulen seien ein besonders schwieriges Thema, weil es viele Wechselwirkungen gäbe: Die Kinder verlieren wieder Bildungsmöglichkeiten und die Eltern können teilweise nicht arbeiten gehen. Einige davon auch in systemkritischen Bereichen wie Krankenhäusern.

Ärztekammer: „Personalressourcen bereits am Limit“

Die Wiener Ärztekammer warnte vor Personalengpässen: „Unsere Covid-Personalressourcen in den Wiener Gemeindespitälern sind bereits am Limit“, so Vizepräsident Wolfgang Weismüller in einer Aussendung. „Wir können zwar Intensivbetten umwidmen, aber nicht das dafür notwendige Personal bereitstellen – vor allem nicht, wenn man zu Hause die Kinderbetreuung übernehmen muss.“

Und auch die Handelsbranche warnt vor den wirtschaftlichen Auswirkungen von verschärften Coronavirus-Maßnahmen. Sollte es zur Schließung aller Geschäfte – mit Ausnahme von Lebensmittelmärkten, Apotheken, Drogerien und Trafiken kommen – fordert WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik, „dass die Lieferung sowie Abholung von Waren bei den Geschäften jedenfalls erlaubt bleiben muss“. Der WKÖ-Handelsobmann appelliert auch an die Konsumenten, bei Online-Einkäufen primär bei österreichischen Händlern einzukaufen oder später die Einkäufe nach dem Lockdown in den Geschäften nachzuholen.

Spitäler verschieben planbare Eingriffe

In den Wiener Spitälern werden planbare Eingriffe bereits sukzessive verschoben, teilte eine Sprecherin des Krankenanstaltenverbunds (KAV) am Freitag mit. Zum Teil werden die Operationen nun in privaten Krankenanstalten durchgeführt. Falls dies nicht möglich sei, finden die Eingriffe drei bis vier Wochen später statt. Die Anzahl der Verschiebungen variiert täglich. Man gehe bedarfsorientiert vor, hieß es. „Wir sagen immer so viele Operationen ab, wie wir Betten für Coronapatienten brauchen“, erläuterte die Sprecherin.

Mehr Intensivbetten bei Bedarf

Anders als beim ersten Lockdown wird bei den planbaren Eingriffen aber nicht generell eine Pause eingelegt. Laut Gesundheitsverbund sind von den aktuell rund 5.000 Patienten in Wiener Spitälern 623 an Covid erkrankt. Von diesen werden 138 in Intensivstationen betreut. Damit sind die laut aktuellem Stufenplan verfügbaren Kapazitäten von insgesamt 150 Intensivbetten noch nicht ausgeschöpft. Im Gesundheitsverbund wird jedoch betont, dass die Anzahl bei Bedarf ausgeweitet werden kann.

14.841 aktive Fälle in Wien

Nach über 9.200 neuen Fällen stieg die Zahl der Neuinfektionen am Freitag binnen 24 Stunden österreichweit auf über 9.500 Fälle – davon 1.902 alleine in Wien. Das ist ein neuer Höchstwert. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle in Wien beträgt 407, meldete der medizinische Krisenstab der Stadt Wien. Bei den jüngsten Todesfällen handelt sich um drei Frauen im Alter von 86, 84 und 48 Jahren sowie zwei Männer im Alter von 82 und 69 Jahren.

Insgesamt beträgt die Anzahl aller registrierten Ansteckungen laut Krisenstab 45.581. 30.333 Personen sind in Wien unterdessen wieder genesen. Daraus ergibt sich, dass aktuell 14.841 Personen erkrankt sind. Am Donnerstag wurden in Wien 7.408 CoV-Tests vorgenommen, das macht insgesamt 710.620 Testungen. Am Samstag werden weitere Maßnahmen verkündet.