Peter Hacker, Veronica Kaup-Hasler, Ulli Sima, Michael Ludwig, Jürgen Czernohorszky, Kathrin Gaal, Peter Hanke
APA/SPÖ/Christian Jöbst
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Politik

Neues Regierungsteam im Porträt

Mit der Fixierung der SPÖ-NEOS-Koalition steht das künftige Regierungsteam fest. Viele Köpfe sind bereits bekannt, doch es gibt einige Ressortrochaden und einen neuen NEOS-Stadtrat. Im Folgenden die neuen Regierungsmitglieder im Kurzporträt.

Angeführt wird das Regierungsteam von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Darüber hinaus stellen die Sozialdemokraten mit Jürgen Czernohorszky, Kathrin Gaal, Peter Hacker, Peter Hanke, Veronica Kaup-Hasler und Ulli Sima sechs amtsführende Stadträtinnen und Stadträte. NEOS verfügt mit Christoph Wiederkehr über einen Ressortchef.

Wiederkehr
APA/Herbert Neubauer
Christoph Wiederkehr übernimmt das Bildungsressort

Die neue Koalition wird am Dienstag offiziell besiegelt und präsentiert. Ludwig wird mit Wiederkehr am Abend eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten. Bereits am Montag wurden Eckpunkte der Vereinbarung vorgestellt. Noch sind aber nicht alle Parteigremien damit befasst worden. Denn NEOS beraten erst am Nachmittag.

Michael Ludwig: Bürgermeister

Michael Ludwig (59) trat als Wiener Bürgermeister 2018 die Nachfolge von Michael Häupl an und bescherte seiner Partei bei der jüngsten Wien-Wahl mit Stimmenzuwächsen einen unangefochtenen Sieg. Der am 3. April 1961 geborene Wiener wuchs in einem Gemeindebau in Floridsdorf auf. Er studierte Politikwissenschaften und Geschichte. 1984 begann er, als Kurs- und Projektleiter in der Erwachsenenbildung zu arbeiten. Der Einstieg in die Politik erfolgte 1994 als Bezirksrat. 2007 wurde der 59-Jährige schließlich Teil des Stadtregierungsteams.

Damals übernahm er den Stadtratsposten für Wohnen und Stadterneuerung vom späteren Kanzler Werner Faymann, der als Infrastrukturminister in den Bund wechselte. Im März 2009 stieg Ludwig zudem zum Vizebürgermeister auf. Diesen Titel musste er allerdings bei der Erstauflage von Rot-Grün im Jahr 2010 an die damalige Neo-Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) abtreten. Anfang 2018 siegte Ludwig in einer Kampfabstimmung gegen Andreas Schieder um den Vorsitz der Wiener SPÖ, einige Monate später wurde er zum Wiener Bürgermeister gewählt. Nun steht er der ersten SPÖ-NEOS-Landesregierung vor.

Grafik zur neuen Wiener Stadtregierung
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Jürgen Czernohorsky: Klimaschutz, Demokratie, Wahlen

Jürgen Czernohorszky (43), der sich als Bildungsstadtrat unter anderem für den Ausbau von Ganztagsschulen und Bildungscampusstandorten sowie für die Mitgestaltungsmöglichkeit der Jugend an der Zukunft Wiens („Werkstatt Junges Wien“) einsetzte, galt lange Jahre selbst als Zukunftshoffnung der Wiener SPÖ. Bereits im Jahr 2001, mit nur 24 Jahren, gelang dem am 25. März 1977 geborenen Burgenländer noch unter seinem unehelichen Namen Jürgen Wutzlhofer der Einzug in den Gemeinderat. Zuvor war er ab Mitte der 1990er Jahre bei der roten Studierendenvertretung VSStÖ, zu deren Bundesvorsitzenden er schließlich aufstieg.

Nach jahrelanger Abgeordnetentätigkeit machte Czernohorszky Ende 2015 einen entscheidenden Karriereschritt, als er zum Stadtschulratspräsidenten aufstieg. Ein gutes Jahr später holte ihn der damalige Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) als Bildungsstadtrat ins Regierungsteam. Abgesehen von Kindergärten und Pflichtschulen ressortierten auch Wahlangelegenheiten bei ihm, wodurch Czernohorszky für die coronavirus-konforme Durchführung des jüngsten Urnengangs in der Bundeshauptstadt verantwortlich zeichnete.

Kathrin Gaal: Vizebürgermeisterin, Wohnen, Frauen

Kathrin Gaal (44) war einer der Neuzugänge in der Wiener Stadtregierung, nachdem Michael Ludwig zum Bürgermeister gewählt worden war. Er installierte die politisch in Favoriten verankerte Sozialdemokratin 2018 als Wohnbaustadträtin und somit als seine Nachfolgerin in diesem Ressort. Als solche hat sie etwa die neue Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ eingeführt – eine Verpflichtung, dass bei Neuwidmungen grundsätzlich zwei Drittel der Fläche für geförderte Objekte reserviert werden müssen.

Mit Beginn der ersten Welle erwischte sie Mitte März – als eine der ersten Spitzenpolitikerinnen des Landes – das Coronavirus, glücklicherweise mit recht mildem Krankheitsverlauf. Vor ihrer Ernennung als Stadträtin saß Gaal bereits 13 Jahre lang für die SPÖ im Gemeinderat. Die politische Karriere der am 3. Jänner 1976 geborenen Wienerin begann 2001 im zehnten Bezirk, als sie Bezirksrätin wurde. Seit 2011 ist sie Vorsitzende der SPÖ in Favoriten – die damit gewissermaßen in Familienhand blieb. Ihr Vater, der ehemalige Nationalratsabgeordnete Anton Gaal, hatte die Bezirksroten zuvor mehr als zwei Jahrzehnte lang geführt.

Peter Hacker: Gesundheit, Soziales, Sport

Obwohl er immer wieder als Kandidat für ein Rathausressort galt, wollte Peter Hacker (57) – zumindest laut eigenen Aussagen – eigentlich nie Politiker werden. 2018 folgte er dann aber doch dem Ruf von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und wurde Gesundheits-und Sozialstadtrat. Seither gilt er als Ludwigs Mann fürs Grobe, der unter anderem im CoV-Hick-Hack zwischen Wien und Bund vor allem in Richtung ÖVP-Innenminister Karl Nehammer („Propagandaministerium“) kräftig austeilte.

Vor seinem Eintritt in die Stadtregierung war der – nie für noble Zurückhaltung bekannte – Sozialdemokrat 17 Jahre lang Chef des Fonds Soziales Wien. Mit der großen Fluchtbewegung 2015 fungierte er parallel auch als Flüchtlingskoordinator der Stadt. Auf Tuchfühlung mit dem Roten Wien ging der am 29. Juni 1963 geborene Wiener schon sehr früh: 1985 holte ihn der damalige SPÖ-Bürgermeister Helmut Zilk als Berater ins Team, wobei Hacker sich vor allem mit Bürgeranliegen, Jugend und Soziales beschäftigt. Ab 1992 werkte er ein gutes Jahrzehnt lang als städtischer Drogenkoordinator.

Peter Hanke: Finanzen, Wiener Stadtwerke

Viele Jahre als stadtnaher Manager ohne klassische rote Parteilaufbahn hat auch Peter Hanke (56) vorzuweisen. Nach fast zehnjähriger Tätigkeit in der Wien-Holding stieg der am 28. März 1964 geborene Wiener im Jahr 2002 in die Chefetage jenes Stadtkonzerns auf, der Dutzende ausgelagerte Unternehmen von Hafen und Messe über Stadthalle und Vereinigte Bühnen Wien bis zu Therme und dem TV-Sender W24 unter einem Dach vereint. 2018 hievte Ludwig den Holding-Manager in die Stadtregierung, um ihn mit dem Finanzressort zu betrauen.

Für das Vorjahr konnte er den ersten Budgetüberschuss seit 2007 verkünden. Die Coronavirus-Pandemie machte dem Stopp des Neuverschuldungspfads aber einen Strich durch die Rechnung. Seit dem Frühjahr ist Hanke mit dem Schnüren diverser Hilfspakete beschäftigt. Auch die „Stolz auf Wien“ GmbH hat er ins Leben gerufen, über die sich die Stadt an krisengebeutelten Unternehmen zeitlich befristet beteiligt.

Veronica Kaup-Hasler: Kultur, Wissenschaft

Veronica Kaup-Hasler (52) ist so etwas wie der bunte Vogel in der Wiener Stadtregierung. Sie selbst bezeichnete sich bei ihrem Amtsantritt als Kulturstadträtin im Mai 2018 – ebenfalls vom frisch gebackenen Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) an Bord geholt – als „seltsames Wesen“. Immerhin übernahm die Theaterfachfrau das Ressort, ohne zuvor einschlägige politische Erfahrung gemacht zu haben. Geboren am 16. Juli 1968 in der damaligen DDR (Dresden), gelang ihrer Familie 1970 die Ausreise nach Wien. Dort wuchs Kaup-Hasler auf, studierte und machte 1993 schließlich ihren Abschluss in Theaterwissenschaft, wobei sie parallel als Journalistin und Dramaturgie-Mitarbeiterin am Burgtheater arbeitete.

Nach Stationen etwa am Theater Basel, bei den Wiener Festwochen, als Lehrbeauftragte an der Akademie der Bildenden Künste übernahm sie 2006 die Intendanz des Festivals „steirischer herbst“, dem sie elf Jahre lang ihren Stempel aufdrückte. In ihr Wirken als Stadträtin fiel etwa der verstärkte Fokus auf kleinere Kulturinitiativen, die Neubesetzung der Volkstheater-Direktion oder zuletzt die erstmalige Ausrichtung des „Wiener Kultursommers“, um Künstlern auch in CoV-Zeiten Auftrittsmöglichkeiten zu bieten.

Ulli Sima: Mobilität, Stadtentwicklung, Smart City

Ulli Sima (52) ist die längstdienende Ressortchefin des künftigen Koalitionsteams. Seit 16 Jahren ist die frühere Umweltaktivistin inzwischen in Stadtratsfunktion – und das, obwohl sie im Vorfeld von Regierungs(um)bildungen fast schon traditionell als Wackelkandidatin galt. Nach ihrem Job als Regenwaldreferentin bei Global 2000 holte der damalige SPÖ-Chef und Kanzler Viktor Klima die am 3. August 1968 geborene Kärntnerin in den Nationalrat. Fünf Jahre später besetzte Bürgermeister Michael Häupl das Umweltressort mit Sima.

Seit damals führt die engagierte Selbstvermarkterin in ihrem Verantwortungsbereich ein strenges Regiment – sei es im Kampf gegen Hundekot, unliebsame Pächter an der Copa Cagrana oder am Donaukanal oder Betreiber von Glücksspielautomaten. Obwohl Sima – studierte Molekularbiologin – über keine klassische Hausmacht in der Wiener SPÖ verfügt, war sie ab 2015 auch politisch für die Wiener Stadtwerke und damit auch für die Wiener Linien, einen äußerst personalintensiven Bereich, verantwortlich.

Christoph Wiederkehr: Bildung, Integration, Transparenz

NEOS-Parteichef Christoph Wiederkehr (30) ist mit Abstand der Jüngste im neuen Regierungsteam. Politikerfahrung sammelte er trotzdem schon einige, sitzt er doch seit fünf Jahren im Stadtparlament. Im Herbst 2018 ist er als Nachfolger der nunmehrigen Chefin der Bundes-NEOS, Beate Meinl-Reisinger, Klubobmann und Parteichef der Wiener NEOS. Geboren wurde Wiederkehr am 12. April 1990 in Salzburg.

Nach der Matura 2009 zog es den einstigen Schulsprecher zum Studium der Rechtswissenschaften sowie der Politikwissenschaften – letzteres hat er inzwischen als Master beendet – nach Wien, wo er sich bald für die studentische NEOS-Vorfeldorganisation JUNOS engagierte und deren Team er drei Jahre lang leitete. Daneben war er Mitarbeiter am Verfassungsgerichtshof. Schon im Wahlkampf bot er sich der SPÖ offensiv als kritischer Partner einer „Reformkoalition“ an. Nun stehen er und seine Partei tatsächlich vor dem Eintritt in die erste SPÖ-NEOS-Landesregierung Österreichs.