Aba Lewit
APA/Herbert Neubauer
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Politik

KZ-Überlebender Aba Lewit ist tot

Aba Lewit, einer der letzten Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen, ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Lewit hatte stellvertretend für alle Überlebenden die rechtsextreme Zeitung „Aula“ geklagt.

Die Zeitschrift hatte KZ-Überlebende als „Landplage“ diffamiert. Lewit beschwerte sich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), dass die österreichischen Gerichte es unterlassen hatten, seinen Ruf gegen diffamierende Behauptungen in der rechtsextremen „Aula“ zu schützen. Der Staat Österreich wurde daraufhin vor einem Jahr verurteilt.

Sowohl das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) als auch die SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, betrauerten am Dienstag den Tod des Mahners, der in Wien lebte. Mit Lewit verliere das Mauthausen Komitee ein kluges und humorvolles Vorstandsmitglied, schrieb dessen Vorsitzender Willi Mernyi in einer Aussendung. Die Arbeit für ein „Niemals-wieder“ sei ihm sehr wichtig gewesen. „Wir danken dir für die Zeit, die wir mit dir erleben durften. Du bist und bleibst immer in unseren Herzen“, so der MKÖ-Vorsitzende Mernyi.

Vermächtnis gegen Hass und rechtsextreme Propaganda

„Mit dem Tod von Aba Lewit verlieren wir nicht nur einen der letzten jüdischen Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen, sondern auch einen aktiven Mahner gegen das Vergessen“, reagierte Schatz auf die Nachricht vom Tod Lewits. Dessen Auftreten gegen rechtsextreme, menschenverachtende Tendenzen in Politik und Gesellschaft werde unvergessen bleiben.

Zeitzeuge Aba Lewitt und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer am 08. Mai 2014 beim fest der Freude
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Lewit trat am 8. Mai 2014 beim Fest der Freude auf dem Heldenplatz auf, neben der damaligen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer

Lewits juristischer Erfolg sei ein wichtiges Vermächtnis gegen Hass und rechtsextreme Propaganda, sprach Schatz auch den Prozess gegen die „Aula“ an.

Hauptredner beim Fest der Freude

Aba Szulim Lewit wurde am 24. Juni 1923 in Dzialoszyce in Polen geboren. Aufgewachsen in Polen, wurde er als 17-Jähriger zuerst in das Zwangsarbeiterlager Krakau-Kostrze und später in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert, wo er unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten musste. In Gusen, wo Aba Lewit Schwerstarbeit in den Stollen verrichtete, erlebte er schließlich am 5. Mai 1945 die Befreiung durch die US-Armee

Zwei seiner Geschwister wurden vom NS-Regime ermordet. 1948 heiratete Lewit Mathilde Kohn, eine jüdische Überlebende des KZ Ravensbrück. Das Paar ließ sich in Wien nieder. Sein Erleben hielt Lewit lange für sich, nur seine Familie wusste davon. Zu Beginn der 2010er Jahre entschloss er sich erstmals, öffentlich als Zeitzeuge zu wirken und zur Aufarbeitung beizutragen. Er besuchte Schulen, gab Interviews und trat am 8. Mai 2014 beim Fest der Freude am Wiener Heldenplatz als Hauptredner auf.

IKG „dankbar für großartigen Einsatz“

„Mit Humor und Herzlichkeit fand er den Weg zu den jungen Menschen und motivierte sie, sich kritisch in ihrem Umfeld und in der Gesellschaft auseinanderzusetzen“, schrieb die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) am Dienstag.

IKG-Präsident Oskar Deutsch sieht es als großes Verdienst von Lewit und seinen Mitstreitern, dass sich die Republik Österreich letztlich ihrer Verpflichtung zum strafrechtlichen Schutz von Schoah-Überlebenden annehmen muss. „Wir sind Aba Lewit für seinen großartigen Einsatz als Zeitzeuge und für Gerechtigkeit dankbar. Die Jüdische Gemeinde wird den Menschen Aba Lewit vermissen“, schrieb Deutsch.