Kind lernt mit Computer und Buch
APA/Erwin Scheriau
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Schule

Klagen über wenig Infos zu Distance Learning

Mit Beginn des zweiten Lockdowns mussten alle Schulstufen zurück in den Fernunterricht. Eltern und Psychologen vermissen klagen über zu wenig Informationen. Das Ministerium verweist auf Mitteilungen auf seiner Homepage.

„Vom ersten Lockdown bis zum zweiten Lockdown hat sich nicht viel geändert. Wir hätten uns viel mehr Schritte über den Sommer gewünscht. Es wären ganz andere Dinge möglich gewesen“, beklagte die Elternvertreterin der Wiener Pflichtschulen, Elisabeth Fröhlich, die derzeitige Lage. Rund 240.000 Wiener Schülerinnen und Schüler sind derzeit vom Distance Learning betroffen.

Um Kindern eine Art Unterricht bieten zu können, greifen Schulen nun auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Lernplattformen zurück. Von Microsoft Teams über SchoolFox bis hin zu WebUntis. All diese Plattformen sollen den ortsungebundenen Unterricht wesentlich vereinfachen.

Ministerium informiert in zwölf Sprachen

Auch das Bildungsministerium bietet mehrere Angebote wie etwa LMS und Moodle für das virtuelle Klassenzimmer an. Diese Lernplattformen werden vom Ministerium selbst betrieben und Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Anhand dieser Plattformen soll der zweite Lockdown gut über die Bühne gebracht werden. Der Einsatz dieser Dienste liege in der Hand der Schulen und der Lehrenden, hieß es vonseiten des Bildungsministeriums. Es bietet zudem sehr wohl Informationen zum Corona-Schulbetrieb und zu Distance Learning an, und zwar in zwölf Sprachen.

Bub sitzt vor dem Laptop
ORF/Thomas Metelko
Das Bildungsministerium bietet eine Vielzahl an Lernplattformen wie etwa LMS oder Eduvidual an

Klare Regelungen diesbezüglich gibt es kaum. Bei Distance Learning handelt es sich um einen durchaus dehnbaren Begriff – so zählt bereits das Senden von Arbeitsblättern oder -aufträgen zu Fernunterricht. Auch Präsenzstunden müssen nicht automatisch via Videokonferenz abgehalten werden. Nach wie vor fehlt es Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern an grundlegenden Informationen. Vielen Eltern ist unklar, dass eine Vor-Ort-Betreuung angeboten wird.

Von fehlender Kommunikation seitens des Bundesministeriums ist die Rede. „In einer diversen Stadt wie Wien kann es nicht nur einsprachige Informationen geben. Es braucht viel eindeutigere und vor allem mehrsprachige Informationen vom Bildungsministerium“, forderte der Landesverband der Elternvereine. Diese Forderung ist nicht unbegründet, haben doch fast 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Österreich eine andere Familiensprache als Deutsch. In Wien liegt der Anteil sogar noch höher.

Klassenzimmer mit Schutzmasken
ORF
Aufgrund mangelnder Informationen wissen viele Eltern nicht, dass eine Vor-Ort-Betreuung angeboten wird

Vernachlässigung der Kinder

„Es kann nicht sein, dass Eltern ihre Kinder ausfragen müssen, nur weil das Ministerium nicht ausreichend mehrsprachige Informationen anbietet“, sagte Caroline Culen, Psychologin und Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Kinder und Jugendliche waren in Zeiten der CoV-Krise allgemein stark vernachlässigt worden, fügte sie hinzu. „Gerade die Psyche leidet darunter. Zwar werden sich die meisten Kinder wieder erholen, aber andere werden doch längerfristige Probleme davontragen“, sagte sie.

Für viele Schülerinnen und Schüler war die Umstellung von Präsenzunterricht auf Distance Learning nicht einfach. „Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber beim ersten Lockdown hatte ich schon Probleme damit. Ich finde es angenehmer in die Schule zu gehen, weil ich da das Private vom Schulischen trennen kann“, erklärte Franziska, Schülerin der 11. Schulstufe. Zusätzlich habe sie in den eigenen vier Wänden viel mehr Ablenkung.

Die Unkonzentriertheit ist seit dem ersten Lockdown ein großes Problem. „Insbesondere bei Schülerinnen und Schülern, die bereits vor der Schulschließung Lernschwierigkeiten hatten, sind die Defizite durch das Distance Learning größer geworden“, sagte eine Lehrerin einer Höheren Anstalt für Tourismus. Zwar funktioniere das Distance Learning im zweiten Lockdown besser, jedoch ersetze das E-Learning auf keinen Fall den Präsenzunterricht, da kein neuer Lernstoff vermittelt werden darf, ergänzte sie.

Schülerin beim Heimunterricht
APA/Erwin Scheriau
Viele Kinder und Jugendliche haben während des Lockdowns mit Konzentrations- und Motivationsproblemen zu kämpfen

Stadt Wien stellt Laptops zur Verfügung

Mit einem großen Problem war die Stadt Wien am Anfang des ersten Lockdowns konfrontiert: Viele Schülerinnen und Schüler konnten am Fernunterricht nicht teilnehmen, da ihnen keine Endgeräte oder kaum Datenvolumen zur Verfügung standen. Deshalb hat die Stadt Wien bereits im ersten Lockdown rund 5.000 Laptops an Wiener Schülerinnen und Schüler verliehen.

Im Frühling teilten Schulen der Stadt Wien den Bedarf an Geräten mit und basierend auf der Dringlichkeit erfolgte die Verteilung der Laptops. Die weitere Handhabung der Laptops oblag dann den Schulen selbst. „Ob die Laptops in der Schule bleiben oder Schülerinnen und Schüler diese mit nach Hause nehmen, kann die Schule selbst entscheiden“, erklärte Michaela Zlamal von der Stadt Wien. Diese Angehensweise funktioniere sehr gut, ergänzte sie.

Zusätzlich bieten die Wiener Volkshochschulen (VHS) eine kostenlose Online-Lernhilfe zur Unterstützung an. Rund 500 Lernbetreuerinnen und -betreuer kümmern sich um die Kurse und können damit bis zu 15.000 Kindern und Jugendlichen helfen. Das Angebot wurde für die Zeit des erneuten Lockdowns aufgestockt.

Bessere Kommunikation erwünscht

Ab dem 7. Dezember soll der Schulbetrieb wieder regulär stattfinden. Nach den 14 Schultagen im Distance Learning sei man sich sicher, dass die Infektionszahlen gesunken sind, betonte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). „Sollte es tatsächlich zu einer Wiedereröffnung der Schulen im Dezember kommen, wäre für alle Beteiligten interessant zu erfahren, wie es weitergehen soll“, so Elternvertreterin Fröhlich. Sowohl Eltern als auch Lehrende wünschen sich konkretere und umfassendere Informationen.