COVID-STATION
APA/WALTRAUD GRUBITZSCH
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Chronik

Heiß und Kopfweh: Alltag auf der CoV-Station

In der Coronavirus-Pandemie zeigt sich, dass Intensivstationen zur Engstelle werden können. Nicht nur die Bettenzahl ist wichtig, es muss auch genügend geeignetes Personal geben. In „Wien heute“ hat eine leitende Krankenschwester teils erschütternde Einblicke in ihren Berufsalltag gegeben.

Pflegepersonal für Intensivstationen bekommt man nicht von heute auf morgen. Die Ausbildung dauert Monate bis Jahre, um auch mit allen hochkomplexen Geräten und Situationen umgehen zu können, die es in Intensivstationen gibt. Selbst der Präsident der Ärztekammer sagte zuletzt, er wäre dort als Labormediziner nicht sehr hilfreich. Sehr hilfreich hingegen ist Andrea Schmalzbauer. Die 54-Jährige ist seit 30 Jahren Krankenschwester und leitet zwei Covid-19-Stationen in der Klinik Ottakring.

Krankenschwester Andrea Schmalzbauer im „Wien heute“-Studio. Sie betreut zwei Covid-19-Stationen mit aktuell 49 Patienten
ORF
Andrea Schmalzbauer in „Wien heute“ bei „Tratschen mit Budgen“

„Ich habe 49 Covid-Patienten, das heißt, das Risiko ist natürlich höher, als wenn man sich woanders aufhält“, erzählte Schmalzbauer im Gespräch mit „Wien heute“-Moderator Patrick Budgen. „Angst ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber ich bin sehr vorsichtig“, fügte sie noch hinzu.

Enormer Hygiene-Aufwand

Ihr beruflicher Alltag habe sich durch die Pandemie gravierend verändert. Abgesehen von der persönlichen Belastung sei der enorme Hygiene-Aufwand der gravierendste Unterschied: „Es ist heiß (…) jetzt trägt man seine normale Kleidung, darüber dann all diese Schichten an Schutzkleidung. Das permanente Arbeiten mit dieser dicht schließenden Maske macht müde. Man bekommt Kopfweh im Laufe des Tages, weil der Gummi auch einen gewissen Druck ausübt, das Visier blendet. Es ist auch die Kommunikation mit dem Patienten sehr getrübt, weil wir keinen direkten Kontakt mehr über die Mimik haben können.“

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Covid-Station in der Klinik Ottakring
ORF/privat
Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Covid-Station in der Klinik Ottakring
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Das Durchschnittsalter der Patienten auf ihren Stationen liegt bei 50 Jahren, es gibt also viele jüngere Patienten. Die seien häufig überrascht, dass es auch sie so schwer erwischt habe, erzählte Schmalzbauer: „Jeder Atemzug eine Anstrengung, das ist für viele ein einschneidendes Erlebnis.“

Kritik an Unvernunft

Umso befremdlicher war es für sie, aber auch für ihre Kolleginnen und Kollegen, dass am Tag vor dem Lockdown Menschenmassen noch in Geschäfte stürmten, um letzte Einkäufe zu tätigen: „Wir sind befremdet, vor den Kopf gestoßen, ein bisschen empört und ziemlich desillusioniert, weil wir wissen ganz genau, dass von diesen Menschen, die schnell noch irgendwas erstehen mussten, viele bei uns landen.“

Bei so viel Unvernunft werde man nachdenklich, ob die Leistungen des Personals in den Krankenhäusern, um jenen zu helfen, die spitalspflichtig geworden sind, überhaupt respektiert würden. Schmalzbauer: „Ich kann mein Leben nicht davon abhängig machen, was ein Politiker mir im Fernsehen sagt. Vernunft und Hausverstand wären auch noch zwei Optionen.“

Andrea Schmalzbauer leitet zwei Covid-19-Stationen in der Klinik Ottakring. Im Gespräch mit Patrick Budgen (ORF) schildert sie ihren harten Arbeitsalltag und erzählt warum sie Menschenmassen vor Geschäften desillusionieren.

924 neue Infektionen und zwölf Tote

Mit Stand 21.11.2020 sind in Wien in den vergangenen 24 Stunden 924 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus dazugekommen. Das geht aus den Zahlen hervor, die der medizinische Krisenstab der Stadt Wien und die Landessanitätsdirektion veröffentlichten. Demnach gab es zudem zwölf Todesfälle. Insgesamt waren bisher in Wien 53.830 Testergebnisse als positiv einzustufen. Insgesamt starben bisher im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Wien 525 Menschen. 770.226 Tests wurden bisher durchgeführt, davon allein rund 8.000 am Freitag. Von allen erkrankten Wienerinnen und Wienern sind bisher 37.597 wieder genesen.