Chronik

Popper: „Woche des deutlichen Rückgangs“

Laut dem Simulationsforscher Niki Popper beginnen die Lockdown-Maßnahmen diese Woche zu wirken. Es sei mit einem deutlichen Rückgang der positiv Getesteten und einer Entlastung bei den Intensivbetten zu rechnen.

„Es wird bergab gehen“, sagt Popper von der TU-Wien und meint das im positiven Sinne. Was der Forscher diese Woche auf jeden Fall sieht: „Wir werden einen noch stärkeren Abfall bei den täglich positiv Getesteten sehen. Wir gehen diese Woche auch davon aus, dass der Höhepunkt auf den Intensivstationen erreicht wird, dass es dann zu einer Entlastung kommt.“

Öffnung nach Lockdown: Prozesse ausarbeiten

Auf die Frage, was man nach der Zeit des Lockdowns als Erstes wieder aufmachen könne, sagt der Experte, die Erfahrungswerte aus dem Frühjahr könnten hier nur beschränkt herbeigezogen werden. Der Grund: „Das Wetter ist jetzt nicht schön, die Menschen verbringen die Zeit zu Hause. Und wenn sie sich dort treffen, fördert das die Ansteckung.“

Simulationsforscher Popper zu ersten Ergebnissen des Lockdowns

Simulationsforscher Niki Popper von der TU Wien versucht zu erklären, ob und wie die Coronavirus-Zwangsmaßnahmen der Bundesregierung wirken.

Was schon lange der Plan ist, nämlich zu testen, zu tracen und zu isolieren, müsse man intensiv weiterzuverfolgen. Dabei versuche man, es jetzt anders zu machen: „Nicht dort, wo die positiv Getesteten sind, zu beginnen, sondern grundsätzlich in die Fläche zu gehen, bestimmte Personengruppen zu testen.“ Wenn man das wiederholt mache, könne man den Druck herausnehmen, ist Popper überzeugt. Entscheidend sei auch, dass sich die Menschen daran gewöhnen, dass bestimmte Maßnahmen bis zum Frühling aufrechtbleiben müssen.

Bei der Wiedereröffnung gehe es vor allem um die Frage, wie man es mache, und nicht darum, was man mache. Popper: „Es gilt auch im Handel zu schauen, wie kann man Prozesse so schlau machen, dass sich dort möglichst wenige Menschen anstecken.“

Impfung soll „schnell, effektiv, unbürokratisch“ erfolgen

Wichtig sei, dass jetzt ein vielschichtiges Modell zur Anwendung kommt. „Das eine ist, in die Fläche zu gehen, zu schauen, wo können wir viele Menschen schnell über die jetzt geplanten Lösungen testen. Andererseits geht es darum, zielgerichtet zu schauen, wo könnte es zum Beispiel viele Ansteckungen geben.“

Die Öffnung von Christkindlmärkten nennt der Forscher „ein schwieriges Thema“. Die Märkte seien zwar outdoor, andererseits würden die Leute dort auch in Gruppen zusammenkommen und Punsch trinken. Von einer Impfung erwartet sich der Simulationsforscher viel. Wichtig sei, bei der Impfung eine Priorisierung festzulegen: „Das sind zuerst Leute, die stark betroffen sind, sogenannte vulnerable Gruppen wie alte Menschen, aber auch das Gesundheitspersonal. Hier muss eine Impfung dann schnell, unbürokratisch und effektiv erfolgen“, so Popper.

Virologin: Maßnahmen wirken

Die Virologin Monika Redlberger-Fritz ist überzeugt, dass bereits die Maßnahmen des soften Lockdowns wirken. Die am Zentrum für Virologie an der MedUni Wien tätige Wissenschafterin beobachtet seit dem Frühjahr die Verbreitung in der Bevölkerung, indem im Rahmen eines Forschungsprojekts Probanden mit Symptomen in Richtung eines Virenbefalls stichprobenartig Abstriche entnommen werden.

Der Anteil derjenigen, bei denen das Coronavirus nachweisbar ist, lässt Rückschlüsse auf die Grundzirkulation von SARS-CoV-2 zu. In der vergangenen Woche (16. bis 22. November) sind die Positivraten im Sentinel-Netzwerk deutlich auf 27,6 Prozent gesunken, teilte Redlberger-Fritz mit. In der Woche zuvor lag der Wert noch bei 51,0 Prozent. Die Positivraten hatten sich seit Mitte Oktober exponentiell
von knapp über 20 Prozent auf zunächst 42,8 Prozent (Kalenderwoche
44 – 12. bis 18. Oktober), dann 48,6 Prozent (Kalenderwoche 45 – 19.
bis 25 Oktober) und schließlich 51,0 Prozent (Kalenderwoche 46 – 26.
Oktober bis 1. November) gesteigert.

„Wie erwartet kam es noch zu einem weiteren Anstieg. Glücklicherweise konnten wir in der Kalenderwoche 47 bereits einen deutlichen Rückgang bemerken“, kommentierte Redlberger-Fritz die jüngsten Entwicklungen. Der spürbare Rückgang in der Vorwoche gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus. „Das stimmt uns sehr positiv, dass die Maßnahmen des soften Lockdowns wirken und sich der Trend mit dem harten Lockdown auch noch weiter fortsetzen wird“, meinte Redlberger-Fritz.

505 Neuinfektionen gemeldet

In Wien sind am Dienstag 505 Coronavirus-Neuinfektionen gemeldet worden. Das geht aus den veröffentlichten Daten des medizinischen Krisenstabes der Stadt hervor. Weiters gab es in den vergangenen 24 Stunden gleich 15 Todesfälle zu beklagen, der jüngste im Alter von 53 Jahren.

Bisher wurden in Wien insgesamt 55.399 Coronavirus-Infektionen und 561 Todesfälle aufgrund von Covid-19 dokumentiert. Zuletzt verstarben acht Frauen und sieben Männer, im Alter zwischen 53 und 101 Jahren. Aktiv an der Erkrankung laborieren im Moment 15.054 Menschen. Wieder gesund sind 39.784 Personen. Am Montag wurden 6.857 Tests vorgenommen.