Menschenschlange vor Geschäft
APA/Helmut Fohringer
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Wirtschaft

Ruck fordert Warenabholung im Lockdown

Der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer (WKW), Walter Ruck, fordert von der Bundesregierung, die Lockdown-Regeln für den stationären Einzelhandel zu lockern. Konkret plädiert er dafür, die Abholung von Waren – ähnlich der Speisenmitnahme im Gastrobereich – zu erlauben.

Das würde die Unternehmer mit Blick auf das anlaufende Weihnachtsgeschäft unterstützen und Umsatzabflüsse in Richtung Onlinegroßhandel verhindern, sagte Ruck am Donnerstag. Der Kammerchef kann sich vorstellen, dass Unternehmen die vorher im Internet oder via Telefon bestellte Ware ihren Kundinnen und Kunden über Abholboxen oder an einer Übergabestelle aushändigen, ohne dass die Käufer das Geschäftslokal betreten müssten.

Änderung der Verordnung nötig

„Warum soll das, was beim Essen funktioniert, nicht auch bei Büchern, Kleidung oder Schuhen gehen?“, so Ruck. Derzeit sei diese „Click-and-Collect“-Option durch die Verordnung aber nicht erlaubt. Das solle sich ändern, denn „ich verstehe nicht, warum die Abgabe über eine Outdoor-Box virologisch anders zu bewerten sein soll wie in die Abholmöglichkeit in der Gastronomie“.

Gleichzeitig müssten freilich auch die Ausgangsbeschränkungen derart adaptierte werden, dass die Abholung für die Kunden straffrei würde. Eine solche Lockerung wäre „für viele Einzelhändler eine Möglichkeit, etwas vom Weihnachtsgeschäft mitzunehmen“, argumentierte der WKW-Präsident.

Viel Geld im Spiel

Es geht um viel Geld und damit regionale Wertschöpfung. Laut Ruck betrug der Weihnachtsumsatz allein im stationären Einzelhandel in Wien 2019 rund 335 Mio. Euro (Gesamtösterreich: 1,55 Mrd. Euro). Das bedeute einen Beitrag zum Bruttoregionalprodukt von 389 Mio. Euro und sorge in Wien für Jobs im Ausmaß 4.313 Jahresvollzeitäquivalenten.

Händler quer durch alle Branchen hätten trotz Umsatzersatz während des Lockdowns großes Interesse daran, ihre Kundschaft zu bedienen – nicht zuletzt deshalb, um diese längerfristig zu halten, führte Ruck aus: „Die Unternehmen sagen: Umsatzersatz ist toll, aber unser Geschäft ist eigentlich, die Kunden zu bedienen und nicht zu dazusitzen und Förderungen entgegenzunehmen.“

Regionale Plattformen statt Amazon

Prognosen über die Höhe der erwarteten Einbußen im heurigen Weihnachtsgeschäft wollte der Kammerchef nicht abgeben. Dazu gebe es zu viele Unsicherheitsfaktoren. Er appellierte jedenfalls, bei Onlineeinkäufen auf regionale Plattformen anstatt auf internationale Konzerne wie Amazon zu setzen: „Dann bleibt das Geld auch in der Region.“

Und Ruck unterstützt auch den Vorschlag von der Präsidenten der Wirtschaftkammer Österreich (WKÖ), Harald Mahrer, an den verbleibenden Adventsonntagen nach dem Lockdown ebenfalls die Geschäfte aufsperren zu dürfen. Das wäre natürlich keinesfalls als „Präjudiz“ für eine „Einführung der Sonntagsöffnung durch die Hintertüre“ zu verstehen, so Ruck. Aber es könnte dem regionalen Handel helfen und gleichzeitig Kundenströme in CoV-Zeiten entzerren.

Handelsverband: Aus epidemiologischer Sicht sinnvoll

Auch der Handelsverband fordert „seit Wochen“ ein Ende des Verbots für kontaktloses Abholen von bestellten Produkten vor den Geschäften während des Lockdowns. Der Handelsverband hält die rechtliche Begründung des Gesundheitsministeriums für das Verbot, es sei praktisch nicht zu kontrollieren, nicht den Tatsachen entsprechend.

„Auch aus epidemiologischer Sicht wäre eine Erlaubnis für die Warenabholung vor den Geschäften sinnvoll. Dadurch würden sich im Weihnachtsgeschäft die Kundenströme besser verteilen und die Händler hätten aufgrund der Vorbestellungen weit mehr Planbarkeit“, sagte Rainer Will, Chef des Handelsverbands am Donnerstag.